Achterbahnfahrt der Emotionen
Wenn sich eine Band Ellende nennt (aus dem Mittelhochdeutsch für Elend), so ist nicht nur der Bandname interessant für mich, sondern auch die dargebotene Musik. Die 2011 in Österreich gegründete Formation veröffentlichte im November 2016 ihr zweites Album namens Todbringer über das kleine, aber feine Label Talheim Records, welches so illustre Vertreter der schwarzmetallischen Tonkunst wie Happy Days (der Name ist ironisch), Lost in Desolation oder Psychonaut 4 beherbergt. Nach ihrem selbstbetitelten Debut Ellende aus dem Jahr 2013 war ich mehr als gespannt, was mich erwarten würde. Hier ein paar Zeilen zur neuen Veröffentlichung Todbringer.
In einer opulenten Spielzeit von 56 Minuten wird der geneigte Hörer auf eine epische und majestätisch melancholische Reise mitgenommen. Das Intro „Am Sterbebett der Zeit“, bestehend rein aus Klavier, ist die ideale Einleitung dieses Juwels. Trist, warm und doch kalt erzeugt es eine Atmosphäre von Einsamkeit und Desolation. „Ballade auf den Tod“ setzt die Thematik des Todes fort. Schwarzmetallisch getragen, voller Erhabenheit wird in diesem Stück gekonnt mit verschiedenen Atmosphären gespielt. Während der Anfang recht folkloristisch daherkommt, wird in der Mitte Mid Tempo Black Metal geboten, welcher immer mit einem Hauch von Verzweiflung versetzt ist. Die schnelle Passage gegen Ende harmoniert perfekt. „Verehrung“ ist einer meiner Favoriten des Albums. Erinnert mich sehr an Bands wie Unreqvited. Post Black Metal mit einer Hook in der Gitarrenarbeit, dass man einfach vergehen möchte während des Hörens. Die Chöre tun ihr Übriges, um die Repeat-Taste zu drücken. „Scherben“ ist mit seinen 15 Minuten der längste und in meinen Ohren der abwechslungsreichste Track. Mir fallen Bands wie Woods of Desolation, ein wenig Agalloch und andere Atmospheric-Black-Metal-Größen ein. Das Drumming ist einfach der Wahnsinn, und das Keifen ist einfach gelungen. „Versprochen“ ist eines der gelegentlich eingestreuten Instrumentals. Sehr postmetallisch und wohl als ruhig stimmende Nummer vor dem darauffolgenden Black-Metal-Kracher „Verachtung“ gedacht. Wer seinen Black Metal von Trauer durchzogen mag, ist hier genau richtig. Eine einnehmende Melodie und gelegentliches Geknüppel machen dieses Stück atmosphärisch dicht wie kaum ein anderes. Dabei ist die Gitarrenarbeit sehr rockig gehalten. „Am Ende stirbst du allein“ beginnt wie „Ballade auf den Tod“ recht folkloristisch, um dann zwischenzeitlich in misanthropische Raserei überzugehen. Es treibt einem fast die Tränen in die Augen, wenn man diese herrliche Rohheit hört. Das Album wird mit einem akustischen Stück namens „Wind“ abgeschlossen. Eine schöne neofolkloristische Ballade.
Fazit: Nach Hören dieses Albums habe ich mich gefragt, wann wohl etwas Neues dieser Band auf den Markt kommt. Sensationeller Black Metal, gut produziert und vor allem episch dargeboten. Ellende spielen übrigens auf dem diesjährigen Dark Easter Metal Meeting in München. Live muss diese Band der Wahnsinn sein. Kauft euch das Album!
Ellende: Todbringer
Vö. 14.11.2016
Bandcamp CD / Download 7 €
Tracklist
1 Am Sterbebett der Zeit
2 Ballade auf den Tod
3 Verehrung
4 Scherben
5 Versprochen …
6 Verachtung
7 Am Ende stirbst du allein
8 Wind (Akustik Version)
Homepage http://www.ellende.at/
Facebook https://www.facebook.com/pages/Ellende/212099348881694
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