Landratten aufgepasst!

Am 19.04.2013 erscheint das neue Album Pulverdampf von Vroudenspil. Es ist bereits das dritte und die Fans warteten schon gespannt auf das neue Werk. Also warum nicht schon vorab feiern und ein paar Lieder der Meute vorstellen? Das Spectaculum Mundi schien dafür der richtige Ort zu sein. Doch alleine feiern macht ja keinen richtigen Spaß und so hatte sich auch die Regensburger Band Zwielicht auf den Weg nach München gemacht, um die Freibeuter tatkräftig zu unterstützen.

Mit einem theatralischen und lautstarken, fast filmreifen Intro nahmen die Musiker von Zwielicht auf der Bühne ihre

Plätze ein. Es folgte ein sehr schönes, ruhiges, instrumentales Stück. Die Harmonie und Spielerei von Geige, Gitarre, Flöte und Harfe bannte die Blicke. Leider hatte die Band zunächst technische Schwierigkeiten, Geiger Christof entlockte seinem Instrument anfänglich ein paar schräge, verzerrte Töne. Dieses Problem wurde aber recht zügig beseitigt und man konnte wieder entspannt und nicht mehr allzu verkrampft die Musik genießen. Das war mit den Stimmen schwieriger, sie gingen teilweise stark unter, verstehen konnte man die Texte in den hinteren Reihen erst bei den späteren Stücken, teilweise stimmten die Tonlagen nicht und auch die Duette waren hin und wieder nicht harmonisch. Schade, denn sie legten sehr viel Gefühl und Kraft in ihren Gesang, es schien aber auch bei den Zuschauern nicht wirklich anzukommen. Auf der Bühne erlebte man nicht viel Bewegung; Bene, der Fagottspieler, schien der Einzige zu sein, der das ganze Konzert über seinen Spaß hatte und Ginie vielleicht, die ihre Haarpracht beim Headbangen neu in Form brachte. Natürlich sah man auch in den anderen Gesichtern mal ein Lachen, doch größtenteils blickten sie neutral zu ihrem Publikum, das sich auch nur langsam anheizen ließ. Vor allem in den hinteren Reihen wurde mehr geredet als zugehört, offenbar konnten sie das Ende des Auftrittes kaum erwarten. Mit dem Zugabetitel „Auf der Flucht“ unterstützte die Band das umso mehr, und viele flüchteten tatsächlich um die Lungen zu teeren oder die sanitären Anlagen aufzusuchen. Mir persönlich fehlte ein wenig die Leidenschaft, ihre Instrumente beherrschen sie perfekt, das konnte man gut sehen und hören. Harfenspiel und E-Gitarren erste Sahne.

Ein neues Intro ertönt, es ist düster auf der Bühne, man hört fast die Wellen rauschen und leicht spüre ich die Atmosphäre einer Hafenspelunke. Dann legen sie los, fetzig, spritzig und hochmotiviert starten Vroudenspil in ihren angekündigten Zwei-Stunden-Marathon. Ob sie auch am Schluss noch ausreichend Energie haben werden? Mit ihren

Liedern haben sie in den letzten beiden Alben schon die Abenteuerlust geweckt und diese wollten sie an diesem Abend neu schüren und aufleben lassen. Mit den ersten Stücken gelingt ihnen das sofort. Das Publikum springt, jubelt und applaudiert. Die Band schafft es mit jedem Auftritt noch ein bisschen mehr ihre Leidenschaft an die Fans und Zuhörer zu übermitteln. Und diese können sich auch immer besser und schneller darauf einlassen. Die neuen Stücke kommen sehr gut an, sie bleiben ihren Themen treu: Rum, Meer und Abenteuer. Sie spielen wieder mit unverkennbaren, typischen Vroudenspil-Elementen, die Dudelsäcke sind sehr dominant, ebenso die Flöten. Der Krake am Schlagzeug scheint auch wieder unzählige Arme zu haben, denn er demonstriert sein Talent und Können in vollen Zügen. Auch die restlichen Mitglieder zeigen sich mehr den je professionell aber ausgelassen. Auch wenn es einige nicht so sehen, für mich steigern sie sich von Mal zu Mal. Ratz‘ Stimme hat mich auch sehr begeistern können. Ich fand sie noch nie so kraftvoll, stark, rauchig und markant wie an diesem Abend und er konnte das Level bis zum Schluss halten, auch wenn die Müdigkeit und die Erschöpfung sich nicht ganz leugnen ließen. Die Setlist war nach meinem Geschmack. Eine gute Auswahl an alten und neuen Liedern, perfekt arrangiert. Überrascht haben mich zwei Stücke, die sich vom Rest ziemlich abhoben. „Weißes Rauschen“ überzeugte mit Metalklängen und headbangenden Musikern, „Lebensglut“ punktete trotz Rapeinlagen oder gerade deswegen ziemlich stark beim Publikum. Vroudenspil bekamen hier den meisten Applaus. Deutlich zeigt sich, dass man ruhig auch mal etwas wagen sollte, auch wenn es zunächst ungewöhnlich ist. Das Gleiche auf Dauer ist aber nun mal langweilig und ich finde, sie haben da einen sehr guten Weg eingeschlagen. Überzeugen konnte mich auch der Seewolf am Akkordeon, diese Fingerfertigkeit, schön, dass man dieses mal genau verfolgen konnte. Zwei Stunden lang bot die Band absolute Unterhaltung, das Publikum wurde einfach nicht müde, langweilte sich zu keiner Sekunde und forderte die Meute. Zu Beginn hieß es noch von Ratz: “Wir machen euch heute physisch und psychisch fertig.“ Doch der Spieß drehte sich zum Ende hin langsam um. Im Zugabenblock gaben sie nochmal alles, sammelten sämtliche Reserven und zeigten nochmal, dass sie nicht umsonst in den letzten sieben Jahren in der Szene immer weiter nach oben geklettert sind. Dem ganzen Spaß folgte beim letzten Lied „Land in Sicht“ sehr viel Emotion. Ein tragisches Ereignis hatte sich erst vor ein paar Wochen ergeben. Ein geliebter und vertrauter Mensch hatte sich aus dem Leben verabschiedet, intensiv und mit unterdrückten Tränen lauschte ich der Melodie und dem Text. Ein Moment, der nicht nur mich bewegte.

Fazit: Ein besseres Release-Konzert für die neue Scheibe Pulverdampf konnte es für Vroudenspil gar nicht sein. Die Fans haben die neuen Stücke sehr gut auf- und angenommen, sie feierten mit der Band, jubelten und schenkten ihnen den Applaus, den sie verdient hatten. Sie wachsen weiter und überzeugen bei jedem ihrer Auftritte noch ein bisschen mehr. Tolle Leistung, tolle Musik, tiefgründige Texte und eine geballte Piratenladung machten aus diesem Abend einen ganz besonderen.

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Setlist Vroudenspil:

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Weitere Bilder des Abends von Peter Seidel: Metalspotter.de

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