En Garde!

25 Jahre Project Pitchfork – das muss gefeiert werden! Die Band absolviert dazu eine Reihe Jubiläumskonzerte mit einer ausgesuchten Playlist, die alle Schaffensphasen umfasst, und schiebt fast schon heimlich gleich noch Ende Oktober ein neues Album – Look up, I’m down there – nach. Wenn das nicht mal Futter für unsere schwarzen Seelen ist! Mit im Gepäck haben Peter Spilles und Co. am heutigen Freitag unsere Münchener Lokalheroen Enter and Fall sowie Extize, eine deutsch-französische Truppe. Die Konzerte der Tour sind in vielen Städten schon längst ausverkauft, nur München ist da wieder mal träge, wie es scheint, denn das Backstage Werk ist an den Seiten sogar mit Vorhängen abgehängt, von denen im Lauf des Abends dann zumindest einer entfernt wird. Rappelvoll ist es aber bei weitem nicht – schade.

DSC_0655Extize betreten relativ pünktlich um acht die Bühne und lassen auch gleich ohne Kompromisse ihren sehr technoiden Harsh Electro auf das noch nicht allzu üppig vertretene Publikum los. Trotz über 20.000 Fans auf Facebook scheint die Band relativ unbekannt zu sein, der wirklich sehr rave-artige Utz Utz der vier Männer auf der Bühne (inklusive Techno-DJ-Animationsversuchen) ist an diesem Abend nicht jedermanns Sache. Die Band hat sich mit dem neuen Album Redneck Industrial ein latentes Cowboy-Image verpasst, inklusive entsprechender Hüte und sogar einer Latzhose sowie sehr viel Humor. Auf Konserve knallt die Musik (in der Tradition früher Combichrist und [x]-Rx) eigentlich ganz gut, live will der Funke an diesem Abend nicht so recht überspringen, vielleicht sind Extize einfach die falsche Vorband für Pitchfork-Fans. Die Truppe gibt sich aber redlich Mühe und steht nach dem Auftritt am Merchstand noch freundlich für Gespräche und Fotos zur Verfügung.

DSC_0742Bei Enter and Fall sieht der Jubelfaktor dann schon gleich ganz anders aus, David Goldammer und seine Kollegen spielen auch sehr selten in München, und viele freuen sich, die Jungs endlich mal wiederzusehen. Mit „Aufsicht Ost“ gelingt auch ein hervorragender Einstieg, alles wippt oder tanzt vor der Bühne mit. Doch was passiert dann? Plötzlich gibt es hörbare Soundprobleme, die den ganzen Auftritt über anhalten sollen und vor allem den Druck aus den ansich sehr tanzbaren und wirklich schönen Liedern von Enter and Fall herausnehmen. „So much to see“ zum Beispiel ist von weiter hinten kaum erkennbar, und auch die anderen Songs wie „So bye bye“, „Hope“, „The Things you never did“ oder „Isolation“ klangen schon mal besser. Sehr, sehr schade, David und Kollegen haben eine engagierte Show bei ihrem ersten Auftritt auf der Werk-Bühne hingelegt und wurden vom schlechten Sound doch erheblich ausgebremst. Aber trotzdem schöner Gig!

DSC_0887Jetzt hat sich das Werk auch endlich einigermaßen gefüllt, denn auch wenn Project Pitchfork relativ oft nach München kommen und regelmäßig auf Festivals vertreten sind, ist gerade ein Jubiläumskonzert doch etwas Besonderes. Ich zumindest bin sehr gespannt, welche alten Titel gespielt werden. Leider sind Project Pitchfork heute etwas dezimiert, Dirk Scheuber hat sich just an dem Tag von seinem Blinddarm verabschiedet, und es stehen auch nur zwei Drumkits anstelle der in letzter Zeit üblichen drei auf der Bühne. Peter Spilles, Jürgen Jansen, Achim und Nook geben aber natürlich trotzdem ihr Bestes, und spätestens beim dritten Song, „Timekiller“, kocht das Werk. Kann sich ja auch nicht jede Band leisten, einen ihrer populärsten Hits gleich am Anfang zu spielen. Mit dem nachfolgenden „Rain“ bleibt das Begeisterungslevel hoch, ich freue mich dann ein wenig später sehr über „Existence“, und mit „Titânes“ spielen Project Pitchfork einen sehr vielversprechenden neuen Song vom am 28.10. erscheinenden Album.
Schön alt wird es mit „Souls“, mittlerweile tanzt selbst im oft zurückhaltenden München das ganze Werk, und Peter Spilles gibt grinsend den Zeremonienmeister im Farbnebel. Schlag auf Schlag geht es weiter, nach dem alles plättenden „Alpha Omega“ inklusive Drumsolo werden bei „Carnival“ und vor allem dem sensationellen „En Garde!“ noch mal alle Kräfte mobilisiert (an dem Tag mag mein Rücken nicht so sehr), bevor es dann in den Zugabenblock geht. Der hat es noch mal in sich, sieben Titel insgesamt, also fast noch mal ein halbes Konzert. „Pendulum“, „K.N.K.A.“, „Onyx“, „Fire and Ice“, „The Longing“, „Blood-Thirst“ und das alles niederwalzende „Rescue“ runden diesen tollen Auftritt ab und beweisen nachdrücklich, wie sehr Project Pitchfork sich im Lauf der Jahre die hohe Qualität ihrer Songs bewahren konnten. Auch alte Klassiker wie „K.N.K.A.“ klingen zeitlos und frisch, und man hätte gut und gern noch ein paar Songs mehr hören können. Doch um kurz vor halb zwölf ist auch dieser Konzertabend zu Ende, und DJ Sconan übernimmt die Regler, um seine bewährte Synthie-EBM-Electro-Mischung aufs feierwütige Volk loszulassen.

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

Setlist Project Pitchfork:
God wrote
B-Diamond (See him running)
Timekiller
Rain
What have we done
Existence
The dividing Line
Titânes
Acid Ocean
Souls
Lament
Volcano
Alpha Omega
Carnival
En Garde!
Beholder
Pendulum
K.N.K.A.
Onyx
Fire and Ice

The Longing
Blood-Thirst
Rescue

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