New Wave Look in der Garage

Visage? Ja, der Name kommt mir doch bekannt vor. Hatte diese Band nicht den Hit „Fade to Grey“?
Richtig! Und die kommen nach all den Jahren nach München in die Garage? Das konnte ich mir auf gar keinen Fall entgehen lassen. So dachte anscheinend nicht nur ich, denn an dem kalten Samstagabend hatte sich vor dem Einlass eine recht ordentliche Schlange gebildet. Bibbernd standen die aufgestylten Fans in der Kälte und sehnten sich in den warmen Club.
Und dieser füllte sich rasend schnell. Zur Einstimmung in den Abend legten DJ Bat und DJ Siggi Sputnik ein paar Scheiben auf. Ein paar tanzten, die anderen holten sich Getränke und verloren sich in Gespräche mit Freunden.

Eigentlich sollte Hubert Kah als Support fungieren, doch aufgrund gesundheitlicher Probleme musste er das Konzert absagen. Als Ersatz sprang die Nürnberger Electroclash Gruppe Die Perlen ein.
Seit über 10 Jahren machen Ferdinand Ess und Katja Hah Musik und dazu brauchen sie nicht viel. Für andere Musiker ist die Bühne in der Garage eigentlich immer fast zu klein, doch für Die Perlen reichte der Platz, um bequem darauf zu performen. Pünktlich starteten sie gleich mit einem neuen Titel ihres aktuellen Albums: Zurück
Der Klang, sowie Texte waren etwas ungewöhnlich, aber nachhaltig. Das Publikum war zunächst etwas zurückhaltend, gewöhnte sich aber schnell an die Musik und applaudierte brav nach jedem Song. Man merkte deutlich, dass sie das Ganze noch nicht so wirklich in eine Richtung zuordnen konnten. Katja und Ferdinand hatten sehr viel Spaß auf der Bühne, sie lachten viel, alberten mit dem Publikum und versuchten es immer wieder zu animieren, was leider nur teilweise gelang. Die ersten Reihen standen eher wie Zinnsoldaten im Setzkasten an der Bühne, ohne Regung in Mimik und Körper. Doch davon ließ sich die Band nicht beirren und sie spielten ihr Liedgut aus neuen und alten Werken ordentlich ab. Von Deutsch und Englisch bis hin zum Französischen war alles dabei, sie boten eine große Vielfalt und Abwechslung. Für mich mal etwas ganz anderes. Ein sehr schöner Auftritt, den die beiden sicherlich sehr genossen haben. Ein paar Fans werden sie auch dazugewonnen haben.

Bis zum Auftritt von Visage schien eine Ewigkeit zu vergehen. Die Djs spielten immer wieder eine neue Platte an und so langsam wurde das Publikum ein wenig ungeduldig. Auf der Bühne hatte sich während der Umbauphase nicht viel getan. Zwei Mikrophone standen einsam herum und warteten auf Einsatz. Dann endlich kam das Zeichen für die Djs und die Musik verstummte. Steve Strange betrat als erster die Bühne gefolgt von einer blonden, sehr hübschen Sängerin. Steve kam elegant in Anzug mit Hut, die letzten Jahre sind sichtlich nicht spurlos an ihm vorbeigegangen, auch wenn ein paar Fältchen durch Botox verschwunden sind. Dank des tollen Make ups fielen die restlichen nicht ganz so stark auf. Aber er strahlte und startete auch mit vollem Elan in sein Programm. Am Anfang dachte ich, er wäre ein wenig nervös, weil er recht offensichtlich stark zitterte, doch im Laufe des Auftrittes bekam man immer mehr das Gefühl, dass Herr Strange nicht ganz nüchtern auf der Bühne stand. Er hatte sich, bis auf kleine Stolperer, soweit ganz gut unter Kontrolle. Vor der Veröffentlichung dieses Artikels wollte ich aber sicher gehen und kontaktierte den Veranstalter. Dieser dementierte das Gerücht um den vermutlichen Alkoholkonsum, Steve kam wohl erst recht spät in der Garage an, hatte Grippe mit Fieber und war wirklich sehr aufgeregt. Der Gesang kam wohl deshalb leider hauptsächlich vom Band, hin und wieder hörte man seine eigenen Töne, die auch auf Anhieb saßen und klar rüberkamen. Die Blicke der Anwesenden sprachen dennoch Bände, doch sie jubelten und applaudierten dem Künstler zu, feierten den einstigen Star, der auf der Bühne sein Bestes gab und sichtlich viel Spaß hatte. Er genoss den Auftritt nach so langer Abstinenz. Er schüttelte immer wieder Hände im Publikum, tanzte wild mit dem Mikrofonständer über die Bühne und freute sich über das zahlreiche Erscheinen. Seine Ausdrucksstärke hatte er in den ganzen letzten Jahren nicht verlernt. Selbst eine kaputte Hose am Ende brachte ihn nicht in Verlegenheit.

Seine Begleitung ging ein wenig unter, trotz des aufwändigen Stylings kam ihre Stimme leider nur teilweise hervor. Sie stand immer ziemlich abseits, wirkte schüchtern und sang stets in die Richtung von Steve Strange. Als hätte sie ständig ein wachsames Auge auf den Sänger gelegt. Der Auftritt war zu schnell vorbei, ein paar alte bekannte Songs wie „Night Train“ waren dabei. Doch der grosse Hit fehlte noch. Vor der Zugabe zog sich Steve Strange kurz in den Backstage Bereich zurück, lange ließ er sich nicht zurück bitten und zum Abschluss gab es dann natürlich das berühmte „Fade to Grey“, welches er mit voller Inbrust und Leidenschaft performte.
Ich fand es schade, dass dieses Konzert schon zu Ende war, man war gerade warm geworden und hatte Fahrt aufgenommen. Bin gespannt, wann wir Visage mal wieder in Deutschland sehen dürfen, es war ein Genuss, eine Erinnerung an alte Zeiten und schon das Auftreten des Künstlers war der Besuch wert. Ein wunderbarer Abend.

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Weitere Bilder von Steffi Schaaf: FanniPics

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