Lokale Metal-Power

Es ist schade, dass für die einheimischen Bands so wenig getan wird. Schließlich bieten München und das Umland einige musikalische Leckerbissen, denen eine Bühne fehlt, um sich zu beweisen. Umso schöner ist es, wenn hin und wieder kleine lokale Bands das Line-Up bilden und zu Konzerten laden. So auch am Freitag im Soundcafé in München. Vier Formationen aus München und Ulm luden zum hemmungslosen Kopfschütteln und Abtanzen ein.

Lilith eröffnen den Abend mit kraftvollem Metal. Es ist ein solider Auftritt, der einmal quer durch das Repertoire und das Album20130419_203148 Carthasis führt. Sänger Jens kann mit Ausstrahlung und einer kräftigen Stimme punkten. Ihm gelingt der Wechsel zwischen normalem Gesang und gekonnten Growls, ohne dabei zu stolpern und stimmlich zu kippen. So transportiert der Musiker auch gut die Stimmungen der einzelnen Songs. Ein bisschen zu wenig Bewegung für meinen Geschmack, obwohl er die Arme zur Decke hebt und auch gerne mal headbangt, ich vermisse ein bisschen das Hin- und Herwandern. Dafür spricht Jens immer wieder die Anwesenden an und ist ein klarer Sympathieträger.
Drummer Bastian drischt auf sein Instrument ein, dass man die Vibrationen im ganzen Viertel spüren muss. Es geht durch Mark und Bein, zieht aber sofort mit. Einziger Nachteil: Das Schlagzeug ist zu laut und verschlingt dadurch vor allem die Arbeit von Gitarrist Ben, der ein bisschen überflüssig erscheint. Kaum zu hören, dafür hin und wieder als einziger über die Bühne laufend, versucht er, das Beste daraus zu machen. Kraftvoller Gitarrensound fehlt leider. Dafür zeigt Bassist Niklas, was er kann und spielt ein gutes Set. Es macht Spaß dabei zuzusehen, wie die Finger flink über die Saiten schweben.
Ein guter Auftritt mit kleinen Abstrichen, die aber der Technik anzulasten sind. Lilith verstehen ihr Handwerk und bieten guten Metal, der mitzieht.

Die zweite Band ist mir unbekannt, gewinnt aber sofort Pluspunkte durch Sänger Milan. Der gebürtige Argentinier ist ein kleines Energiebündel, das über die Bühne fegt und das Mikro malträtiert. Die Growls sind gut, aber auch sehr schöne Schmonzetten kann er singen. Milan begeistert recht schnell und nimmt das Publikum für sich ein. Die Instrumentalisten legen zwar auch eine gute Leistung hin, bleiben aber im Hintergrund. Sie kommen nicht gegen ihren Sänger an, beweisen aber Vielseitigkeit durch Metalpower und heiße spanische Rhythmen, die stellenweise als kleine Intros zu den einzelnen Songs stehen. Need2Destroy aus Ulm haben einen speziellen Weg eingeschlagen, der vieles anders, aber alles richtig macht. Die Mischung als spanischen Volksweisen und rücksichtslosem Metal-Geholze ist neu, anders – und sehr gelungen! Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass man die vier Ulmer nicht mehr von der Bühne gehen lassen möchte – aber für Zugaben ist keine Zeit.

Vielleicht wäre es aber besser gewesen, Need2Destroy auf der Bühne zu belassen und die nächste Band zu canceln. Das beginnt mit einem superknappen, schwarzen Lederkleid, das keine Fragen nach der Unterwäsche lässt und endet bei der derart gekleideten Sängerin, die dringend Gesangsunterricht benötigt. Instrumental stimmt es bei Infinum. Gitarren und Bass wissen, was sie zu tun haben und bilden ein tolles Dreigestirn aus guten Riffs, die ins Ohr gehen. Auch Keyboard und Drums sind stimmig und lassen einen doch headbangen. Wenn da die Sängerin nicht wäre, die keinen Ton trifft oder gar halten kann und mit einem schrägen Gekrächze durch den Raum plärrt. Zuspruch scheint sie nur aufgrund ihres Outfits zu erhalten.

Sehr schade, denn die dritte Band hat mir den Abend so vermiest, dass ich geflüchtet bin und mir Kemwer gar nicht mehr angeschaut habe. Dennoch ein guter Abend mit lokalen Bands, der unbedingt nach Wiederholung schreit – vielleicht in anderer Zusammensetzung.

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Fotos by LJ und Kyra Cade.

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2 Kommentare

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  1. […] Besser hätte ich es auch nicht treffen können, durfte ich mich doch erst kürzlich im Soundcafé von den musikalischen Fähigkeiten des Quartetts überzeugen. Die 2006 aus der Taufe gehobene Formation aus Ulm lässt es live mit viel Spielfreude krachen. […]

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