„I fought the law and the law won.“

1976 bis 2016, das sind mittlerweile beachtliche „40 Years of PUNK“!

Um diese Tatsache entsprechend zu würdigen, finden das ganze Jahr über verschiedene Ausstellungen und Veranstaltungen zu dem Thema statt, die man unter folgender Homepage findet:
punk.london/events/

Was nun folgt ist ein persönlicher Bericht über die Ausstellungen, die ich bei meinem London-Trip Mitte Juni besuchen konnte.

Da ich am Sonntag ohnehin den Brick Lane Market besuche, schaue ich in den Sonos Studios in der nahegelegenen 21 Club Row vorbei. Unter dem Namen „Swagger and Spit“ wurde hier der ersten englischen Punk Band überhaupt, den Sex Pistols, ein überlebensgrosses Konzertfoto aufgehängt. Schön, aber wenn man nicht schon immer mal ein Musikstudio besuchen wollte, kann man sich den Weg eigentlich sparen. Wenn man aber wie ich ohnehin in der Gegend ist, ist der Besuch ok, da man auch an wirklich schöner Graffiti Street Art vorbeikommt.
http://punk.london/event/swagger-spit

Besser ist da schon „Being Punk“ im Museum of London in der 150 London Wall. Der eigentliche Punk Bereich ist zwar klein, da er im Rahmen der gesamtlichen geschichtlichen Entwicklung Londons präsentiert wird, ist aber interessant weil Protagonisten von damals kurze Interviews via Kopfhörer geben und original getragene Kleidungsstücke und Acessoirs von vor 1980 gezeigt werden. Dass die echt über die lange Zeit hindurch aufgehoben wurden ist schon bemerkenswert. Darüber hinaus ist auch das Museum generell ein Besuch wert.
museumoflondon.org.uk/museum-l…on/exhibitions/being-punk

DaIMG_7211s Highlight ist für mich die Ausstellung „Punk 1976 – 78“ im Foyer der British Library in der 96 Euston Road. Die ist wirklich sehr sachlich und informativ und wartet mit einigen besonderen Stücken auf. So gibt es ein originales „nackte Brüste“ T-Shirt aus der skandalumwitterten Boutique SEX von Malcom McLaren und der späteren Stardesignerin Vivienne Westwood in der Kings Road in Chelsea, quasi dem Geburtsort der Sex Pistols. Neben vielen Fotos, darunter auch Liveaufnahmen und ein lebensgroßes Porträt der leider 2011 verstorbenen Punk Ikone Poly Styrene, Sängerin von X-Ray Spex, findet sich sogar das Originaldokument der Kündigung von der Plattenfirma EMI, mit der die Sex Pistols nach nur einer Woche wegen „ungebührlichen Verhaltens“ wieder herausgeworfen wurden.
Das Herz der Ausstellung ist eine beeindruckende Wand voller Original-Singles vieler Punk Bands der ersten Stunde, die manIMG_7212 sich zum Glück auch noch via Kopfhörer zu Gemüte führen und so bislang unbekannte Schätze entdecken kann. Für mich waren das z. B. die französischsprachigen Metal Urbain aus Paris. Leider herrscht völlig unpunkig Fotografierverbot, was ich ganz dem Punk treu ignorieren will, allerdings steht dann echt ein übellauniger Museumswärter neben mir und ich muss die Kamera wieder einpacken. Schade. „I fought the law and the law won.“ Leider gibt es weder Postkarten noch einen Ausstellungskatalog, aber man hat extra einen Punk Shop aufgebaut mit Platten, CDs, T-Shirts und jeder Menge Bücher zum Thema. Wenn doch nur das begrenzte Fluggepäck nicht wäre…
bl.uk/events/punk-1976-78

Das kleine Negativerlebnis mach335-larget die „Punk Art Exhibition“ und vor allem der wahnsinnig nette Galerist/Künstler Mal-One der Gallery Different in der 14 Percy Street wieder wett. Zu sehen sind hier große Collagen im typischen Punk Look zu den wichtigsten Punk Bands der sogenannten „Class of ’76“: Sex Pistols, The Clash, The Jam, The Damned, Buzzcocks, Generation X, Siouxsie and the Banshees und The Stranglers. Sie setzen sich aus Fotos, Zeitungsartikeln, Plattencovern, Konzertkarten usw. zusammen. Cool gemacht und sehr interessant nebenbei. Für erschwingliche 125 Pfund kann man auch einen Abzug der Werke auf Leinwand erstehen. Da ich in London naturgemäß knapp bei Kasse bin, reicht es nur für den Ausstellungskatalog, der für nur fünf Pfund zu haben ist.
gallerydifferent.co.uk/exhibitions/the-class-of-76

IMG_7214Ich komme mit Mal-One ins Gespräch, und er führt mich durch die Ausstellung. Weil ich Creepers anhabe, erzählt er mir, das diese Schuhe damals gerne von Punks getragen wurden. Allerdings waren das auch die Schuhe der damaligen Rock’n’Roller, den sogenannten Teddyboys, die die Schuhe für sich allein beanspruchten, so dass es oft zu ernsthaften Schlägereien kam und die Schuhe geklaut wurden. Er habe selbst oft rennen müssen.
Als er nach meinem Isolation Berlin Einkaufsbeutel fragt, vergleiche ich sie mit Ton Steine Scherben. „What’s that? Is it Punk?“ Ich erkläre ihm, dass das wichtigste Album „Keine Macht für Niemand“ von 1972 ist, also Punk seinerzeit voraus war, quasi „Punk before Punk was even born“. Er ist sehr interessiert und ich übersetze es in „No power to nobody“. „That‘ great, that’s the way it should be!“ Dann übersetze ich für ihn den Namen: „Tone – Stones – Shattered Glass“. -„Very interesting, this really means something!“ – „Yeah, it‘ s like starting a riot.“ Ich muss ihm alles notieren, damit er sich von
deutschen Freunden die Platten schicken lassen kann.
eddielock.co.uk/artists/mal-one

Wer sich jetzt inspiriert fühlt, so sind manche der Ausstellungen zwar schon wieder vorbei, aber unter dem ersten Link sind noch viele andere zu finden, und London ist ja bekanntlich immer eine Reise wert. Nun beende ich den Bericht mit einem, wie ich finde, passenden Zitat der Goldenen Zitronen:
„Für immer Punk möchte ich sein, für immer Punk! Solln denn Deine Kinder alle Gruftis werden? Für immer, für immer Punk!“

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