Die „Pussy Wetting Goth Rock“-Band „Lord of the Lost“ aus Hamburg hat sich personell verändert. Drummerin Any Wayst und Gitarrist Sebsta Lindström mussten aus Zeitgründen die Band verlassen. Während Sebstas Platz leer bleibt, nimmt ein anderer die Drumsticks in die Hand: Christian „Disco“ Schellhorn, manchen bekannt durch die Glamrockband „The Pleasures“. Er hat sich die Zeit genommen für ein kurzes Interview.


Christian „Disco“ Schellhorn

Kyra Cade: Neues Jahr, neue Band. Freust Du Dich, bei „Lord of the Lost“ zu sein?
Disco: Was soll ich dazu sagen? Natürlich! Dass ich jetzt fest bei „LOTL“ bin, erfüllt für mich viele Träume auf einen Schlag!

K. C.: Du bist einige Male für Any eingesprungen, war es da die logische Konsequenz, dass Du ihren Platz einnimmst?
Disco: Für mich schon, da die Shows extrem viel Spaß gemacht haben und ich es liebe, mit den Jungs unterwegs zu sein. Da hätte ich schon große Augen gemacht, wenn da auf einmal jemand gekommen wäre, der noch besser zur Band passt. Und trotzdem dachte ich mir immer, dass es besser wäre, nicht zu sehr darauf zu hoffen, dass ich der neue Drummer von „LOTL“ werde. Das ist so ein Aberglaube von mir. Wenn man sich etwas zu stark wünscht, dann verscheucht man es.

K. C.: Sind Männer die besseren Schlagzeuger?
Disco: Pauschal: Nein. Aber es gibt einfach im professionellen Bereich zu 98% männliche Schlagzeuger! Nach meiner Erfahrung ist es so, dass die Mädels einfach irgendwann aufhören, wenn ein gewisser Punkt erreicht ist. Keine Ahnung, warum genau. Und es gibt so viel Konkurrenz, so viele unglaublich gute Schlagzeuger! Das ist vielleicht auch manchmal einschüchternd, wenn man das Gefühl hat, man muss als Frau mit den ganzen Männern konkurrieren. Aber ich ermuntere hiermit alle Mädels der Welt, einfach ihr Ding zu machen! Denn es sollte meiner Meinung nach mehr Bands mit Frauen am Schlagzeug geben! Oder am Bass…egal, Hauptsache: ran an die Instrumente! Wenn ihr am Instrument selbstbewusst und cool ausseht, dann werden die Typen schon verstehen, dass ihr besser zur Band passt! Denn es geht weiß Gott nicht nur darum, wie man spielt. Genauso wichtig ist es, wie man performt!

Hamburger Energiebündel

K. C.: Bisher hast Du bei „The Pleasures“ gespielt. Wirst du weiterhin mit den Glamrockern auftreten oder ist diese Zeit vorbei?
Disco: Ich spiele auch weiterhin bei den „Pleasures“! Wir arbeiten weiter an unserer Performance und neuen Songs, da wird noch einiges passieren, hoffe ich!

K. C.: Wer ist denn Disco? Stell Dich bitte kurz vor.
Disco: Ich bin in Hamburg geboren und spiele Schlagzeug seit ich acht oder neun Jahre alt bin. Das war meine erste Liebe! Auf vielen Umwegen und nach einigen Bands bin ich dann 2008 bei „The Pleasures“ gelandet, bei denen Chris ja auch als Gitarrist und Sänger aktiv war! Da habe ich endlich mal wieder Musik machen können, die ich richtig geil fand! Wir haben uns auch ziemlich vermisst, seit Chris nicht mehr bei „The Pleasures“ war und von daher freut es mich besonders, jetzt wieder mit ihm in einer Band zu sein. Die Energie auf der Bühne und die Energie von den Fans ist für mich umwerfend, diese Band gibt mir alles, was ich brauche und ich werde hoffentlich lange dabei sein!

Die großen Bühnen erobern

K. C.: Wie bist Du zu dem Namen „Disco“ gekommen?
Disco: Er kommt nicht daher, dass ich so oft in die Disco gehen würde! Der Name kommt durch die bereits erwähnte Glamrockband „The Pleasures“ bei denen ich seit über 3 Jahren dabei bin. Eigentlich war das ein Spruch auf einem T-Shirt, als wir zusammen Bühnenklamotten gesucht haben. „Here Comes Disco Beat“ stand da drauf. „Disco“ ist für einen Drummer ein ziemlich passender Name, fanden wir alle!

K. C.: Deine Wünsche und Pläne für die Zukunft?
Disco: Ich wünsche mir, viele Shows zu spielen und davon leben zu können. Es wäre schon toll, wenn sich die ganze Arbeit irgendwann auch mal finanziell so richtig auszahlt. Aber auch so werde ich weitermachen, weil ich gar nicht anders kann! Ich liebe es, Schlagzeug zu spielen und ich liebe es, professionell zu arbeiten. Beides kriege ich bei „LOTL“. Da in der Band jeder so eine leidenschaftliche Einstellung hat, bin ich mit fast sicher, dass in nicht allzu ferner Zukunft die Band ihren Teil vom großen Kuchen abbekommen wird!
Die Pläne für die Zukunft sind somit auch klar: Weitermachen, bis wir die ganz großen Bühnen erobert haben, kurz die Aussicht genießen und dann sofort wieder weitermachen!

K. C.: Ein paar Worte zum Schluss?
Disco: Wir sehen uns bei der nächsten Show!

K. C.: Vielen Dank für das Interview!

Rache – Der stärkste Grund zu leben

Detective Robert Hunter wird zu einem Tatort gerufen, der grausiger kaum sein kann. Ein Priester wurde enthauptet und auf dem Rumpf steckt ein Hundekopf. Was zunächst nach einer Einzeltat aussieht, entpuppt sich bald als Werk eines Serienmörders, der seine Opfer auf bestialische Weise tötet und dabei immer deren größte Angst real werden lässt. Nach langer Suche werden Hunter und sein Partner Garcia fündig: Die Morde geschehen aus Rache, doch fehlt vom Täter weiterhin jede Spur. Schließlich treffen sie die siebzehnjährige Mollie, die hellsichtig ist und kurze Momente der Verbrechen miterlebt. Zeitgleich treibt der „Slasher“ in L.A. sein Unwesen und tötet junge Frauen. Werden Hunter und Garcia die nächsten Morde verhindern können?

Das Buch beginnt mit einer Folterszene, bei der ich die Zähne zusammenbeißen musste. Drei Schüsse mit der Nagelpistole ins Knie – da brauch ich nicht mehr den Hinweis des Autors, dass das Opfer schreit. Nicht minder brutal geht es weiter: Immer ekliger und grausamer werden die Morde. Beim zweiten beschriebenen Tötungsdelikt wird nicht nur Detective Garcia übel. Die Beschreibung der verkohlten Leiche und des geschmolzenen Gesichts ist hinreichend ausführlich.
Mit vielen Details beschreibt Chris Carter, was der Täter seinen Mitmenschen antut und wie brutal und rücksichtslos er dabei vorgeht. Aber auch das Seelenleben wird beschrieben. Dabei schöpft der Bestsellerautor wohl aus seinen eigenen Erfahrungen als forensischer Psychologe in L.A.
Ein bisschen seltsam erscheint die Figur Mollie. Passt eine Hellsichtige wirklich in einen Thriller dieser Art? Ja, tut sie. Wenngleich nicht immer ganz logisch in den Verlauf der Handlung eingebunden, ist ihre Rolle für diese Geschichte wichtig. Dafür ist der Protagonist Hunter umso typischer für einen amerikanischen Polizisten. Natürlich erzählt er seinem neuen Captain Barbara Blake nicht alles, setzt sich über deren Anweisungen hinweg, ist gutaussehend und bekommt jede Frau ins Bett – lässt aber die aufdringliche Reporterin abblitzen. Die stirbt übrigens auch, leider bleibt das Motiv auf der Strecke. Außerdem bricht der Polizist mal eben in das Haus eines möglichen Verdächtigen ein, ist eher ein Einzelkämpfer und beschützt die verstörte Mollie. Die Figur des Robert Hunter ist etwas zu trivial, zu sehr wie so viele andere Detectives, sei es Linley aus den Elisabeth George Krimis, Jenner aus Jonathan Hayes‘ Thrillern oder Dr. Hunter aus der Beckett-Reihe.
Dennoch bleibt das Buch von der ersten bis zur letzten Seite spannend und macht es dem Leser sehr schwer, es wegzulegen. Der Magen sollte allerdings leer sein.
„Der Vollstrecker“ ist das zweite Werk des Brasilianers Chris Carter, der mit „Der Kruzifixkiller“ auf Anhieb einen Verkaufshit landete. Man muss das Erstlingswerk nicht gelesen haben, um alle Zusammenhänge zu verstehen, aber schaden kann es nie.

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Chris Carter – Der Vollstrecker
Ullstein-Taschenbuch, 2011
488 Seiten
9,99 Euro

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