Too Much Future

Tim MohrWährend für die Punks im Westen das berühmte „No Future“ der maßgebende Schlachtruf war, weil sie durch die vorherrschende Massenarbeitslosigkeit und den Ausbildungsplatzmangel sowie einen drohenden Atomkrieg keine Perspektive sahen, hieß es für die Punks im Osten in der damaligen DDR dagegen „Too Much Future“, weil das gesamte Leben durch die verschiedenen Staatsorgane bereits vorausgeplant war. Freie Entfaltung und Selbstbestimmung waren kaum möglich. Die Unzufriedenheit und der Frust der Jugendlichen war ein idealer Nährboden für die Saat des Punk, die schließlich das verhasste DDR-Regime zu Fall bringen sollte.
In weitestmöglich chronologischer Reihenfolge berichtet Tim Mohr in Stirb nicht im Warteraum der Zukunft, wie es dazu kam. Durch Schicksale von Einzelpersonen und vielen großen und kleinen Ereignissen wird dieser wenig beachtete Teil der deutschen Geschichte lebendig. Er reicht von den Anfängen der Punkzeit bis in die 2000er Jahre hinein, weil Ostpunks nach dem Fall der Mauer das Gesicht Berlins und dessen Clublandschaft nachhaltig prägen. Das Berghain ist bis heute einer der berühmtesten Clubs weltweit. Weiterlesen

Ein lang zurückliegender Mord und viele Nebenschauplätze

Jetzt ist es also passiert, DI John Rebus befindet sich im Ruhestand, was allerdings nicht heißt, dass er die Hände in den Schoß legt. Rebus wäre nicht Rebus, wenn seine Passion zu ermitteln dadurch aufgehalten würde, denn er hat jetzt Zeit sich um alte ungeklärte Fälle zu kümmern, wie zum Beispiel um den Mord an einer lebenshungrigen Bankiersgattin, die vor fast vier Jahrzehnten tot in einem Hotelzimmer in Edinburgh aufgefunden wurde. Damals konnte kein Täter vor Gericht gestellt werden.
DI Siobhan Clarke kümmert sich um einen neuen Fall: Darryl Christie, eine aktuelle kriminelle Größe in Edinburgh, wurde vor seiner Haustür überfallen und schwer verprügelt. Bald präsentiert sich ein altbekannter Wichtigtuer als Täter – allerdings glaubt keiner an sein Schuldbekenntnis. Weiterlesen

Herzblut

StompcrashTrotz bislang vier veröffentlichen Alben sind mir The Stompcrash auf dem Sampler This is Gothic Rock Vol1 das erste Mal bewusst begegnet, daher bin ich nun gespannt auf das aktuelle Album Swear by the moon. Das Mailänder Quartett hat sich düsterer und melancholischer Musik verschrieben und bezieht einen nicht geringen Teil der Inspiration aus den Werken von Kafka, Poe und Lovecraft. Auch auf den Bandfotos zeigen sich The Stompcrash geprägt vom klassischen Gothic-Stil der viktorianischen Ära. Weiterlesen

Das Buch, das nichts hält, was es verspricht

Crouch_BDark_Matter_Der_Zeitenlaeufer__175791Jason ist Physikprofessor an einem kleinen College in Chicago. Seine vielversprechende Karriere als Atomphysiker hat er an den Nagel gehängt, um sich ganz seiner Familie zu widmen: Frau Daniela, Künstlerin, und Teenager Charlie. Sein Leben ist nicht außergewöhnlich, aber er fühlt sich wohl damit. Dennoch zwickt es manchmal, und er denkt darüber nach, ob er und Daniela es wohl zu Erfolg hätten bringen können, wenn sie sich damals für ihre Karrieren entschieden hätten. Doch wie man so schön sagt: Man sollte mit seinen Wünschen vorsichtig sein, denn eines Abends wird Jason entführt, unter Drogen gesetzt und in einem alten Fabrikgebäude abgelegt. Als er aufwacht, befindet er sich in einem Labortrakt, den er noch nie gesehen hat – doch die Menschen dort kennen ihn und gratulieren ihm zum gelungenen Experiment. Verwirrt und verstört flieht er nach Hause – doch das Haus, zu dem sein Schlüssel passt, ist nicht seines und von seiner Familie fehlt jede Spur. Erst langsam dämmert Jason, dass er sich in einer parallelen Realität befindet, und dass er seine geliebte Frau womöglich nie wiedersehen wird.

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Schöne, weiße Welt

 

Get out

„Wissen sie, dass ich schwarz bin?“ fragt Chris seine Freundin Rose, bevor sie ihre Familie das erste Mal besuchen. „Sollten sie?“ meint Rose. Rose kommt aus einem gutbürgerlichen, gebildeten Haus, und es scheint, dass ihre Familie keine Vorurteile gegenüber Menschen anderer Couleur oder gemischtrassigen Pärchen hat. Im Gegenteil, der Vater ist ein ganz großer Fan von Barack Obama, und er hätte ihn lebenslänglich gewählt, wenn das möglich gewesen wäre. Das klingt ja schon mal gut! Doch irgendwie ist die Stimmung auf dem Anwesen der Eltern seltsam. So herzlich diese sind, so merkwürdig sind die – allesamt schwarzen – Angestellten. Sie verhalten sich abweisend, beobachtend und unterwürfig.

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„Take me away, Boatman“, so singen Martin Engler und Ronan Harris von VNV Nation im Refrain. Damit schenken die zwei Frontmänner der Welt einen besonderen Song – einen emotionalen Song voller Fernweh und Sehnsucht nach Frieden und Freiheit. Weiterlesen

On a road to nowhere

Angstmädchen

Malin ist eine junge, 18jährige Frau, die im Alter von wenigen Monaten von einem schwedischen Ehepaar adoptiert wurde. Ursprünglich ist sie Koreanerin. Es macht ihr immer ein wenig zu schaffen, dass sie so anders aussieht als alle anderen, dass man sie auf Englisch anspricht, sogar noch Englisch weiterspricht, wenn sie schon längst in fließendem Schwedisch geantwortet hat. So kam es wohl, dass sie ein wenig schüchtern und introvertiert wurde. Sie findet nicht besonders schnell Freunde. Aber sie bekommt ein Zimmer in einem Studentenwohnheim in Linköping und freundet sich mit ihren Stockwerksnachbarn an. Sehr schnell aber merkt sie, dass es in ihrer Umgebung nicht mit rechten Dingen zugeht. Mal sind Schuhe und Stiefel wild in der Diele verstreut, Wasserlachen auf dem Laminat mit nassen Fußspuren drumherum, schwarze Haarsträhnen, die aus ihrem Badewannenablauf blubbern, ein weißes Gesicht mit schwarzen Haaren, das sich im Fenster oder aus den Augenwinkeln auf Spiegeln zeigt.

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Manchester calling

 

Der Mai ist ein gemeiner Monat für die Konzertgänger Münchens, jeden Tag könnte man zu diversen Veranstaltungen gehen, jeden Tag beehren irgendwelche Hochkaräter die Stadt. Die Abende werden allerdings langsam aber sicher doch etwas milder, es ist länger hell … wie sich das wohl auf die Besucherzahlen der vielen spannenden Konzerte auswirkt? Am heutigen Abend stehen im Backstage Club zwei ganz besondere Bands auf der Bühne, die amerikanisch-deutsche Truppe Frank the Baptist sowie mit ChameleonsVox die Nachfolgeband der legendären Manchester-Band aus den Achtzigern, den Chameleons. Ich hoffe sehr, dass sich genügend Leute einfinden, um dieses seltene und hochkarätige Package angemessen zu bejubeln. Weiterlesen

Girls just wanna have fun!

 

Blondie_Pollinator

Da war dieser Sommer Ende der Siebzigerjahre, faule Mädchen auf einer reinen Mädchenschule hatten Sportunterricht. Sie mussten draußen auf der Aschenbahn ihre Runden drehen. Laaaaaangweilig! Ich gehörte dazu. Die Sportlehrerin arbeitete mit allen Tricks. Androhung von Verweisen, Extra-Runden, Eltern reinkommen lassen. Nicht ernst zu nehmen. Laaaaaaaaangweilig. Bis sie in ihrer Verzweiflung Musik nach draußen schallen ließ. Scheppernder Sound, fetzige Melodie, fragile, süffisante Stimme, rotziger Text:

Oh Denis doo be do,
I’m in love with you,
Denis doo be do,
I’m in love with you!

Dieses Lied hat mir Beine gemacht.

Once I had a love and it was a gas,
soon turned out had a heart of glass,
seemed like the real thing, only to find,
seemed like the real thing, only to find,
mucho mistrust, love’s gone behind.

Nix „mucho mistrust“! Meine Liebe zu Debbie Harry aka Blondie war erblüht, für immer.

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Modern und retro zugleich

second stillDas Plattencover von Second Still ist eines derjenigen, die man sieht und quasi sofort weiß, da ist richtig gute Musik aus dem Gothic-Bereich drin. Was verbirgt sich also dahinter? Second Still sind eine klassische Dreierbesetzung aus Los Angeles in Kalifornien. Aber Moment mal, Kalifornien? Sommer, Sonne, Strand und Gothic – kann das gutgehen? Warum nicht, schließlich stammen auch Legenden wie Christian Death und 45Grave aus der Gegend. Weiterlesen