Italienischer Metal trifft freche Punkröhre

Die Garage in München, ein kleiner Club versteckt am Rande der Theaterfabrik. Eine nette Lokalität, die immer wieder mit speziellen und ausgefalleneren Veranstaltungen versucht die Leute anzulocken. So auch am 22.03.2013. Zwei italienische Bands aus Mailand, Naughty Whisper und Scream Baby Scream, hatten sich auf den Weg gemacht, um zusammen mit Mila Masu den frierenden Fans wohlige Wärme unter die Haut zu jagen.

Beim Einlass zeigten sich kleine Probleme, wer um 19 Uhr bereits vor der Tür stand musste sich stark in Geduld üben oder sich ein wärmeres Plätzchen suchen. Erst kurz vor 20 Uhr wurden die Tore geöffnet. Leider fanden nur wenige Fans den Weg zur Garage. Schade, denn die Shows, die geboten wurden, hatten jede für sich etwas ganz Spezielles zu bieten.

Die zarte Frontfrau der Band Mila Masu ist bekannt für ihre quirlige Bühnenpräsenz. Auch wenn sie den anderen Mitgliedern gerade mal bis zu den Schultern reicht, auf der Bühne ist sie die dominante und führende Kraft. Augen und Ohren kann der Zuschauer einfach nicht von ihr abwenden. Sie zieht die Blicke auf sich und mit ihrem sympathischen Lächeln gewinnt sie schnell die Herzen des Publikums. So auch an diesem Abend. Die Fotografen positionierten sich in der ersten Reihe, es waren ja auch sonst nicht wirklich viele da, und versuchten die junge Dame im besten Licht zu erwischen. Frech, rockig und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gab sie die schönsten Stücke der Band zum Besten. Und das immer mit der gewissen Portion Charme. Auch die anderen Bandmitglieder hatten trotz fehlendem Publikum Spaß an dem Auftritt, und die kurz auftretenden technischen Schwierigkeiten wurden einfach mit einem Lächeln überspielt. Kurzerhand wurden auch noch ein paar Promo-CDs unters Volk gebracht. Ein sehr schöner Auftritt, der auf jeden Fall mehr Zuschauer verdient hätte. Ich bin gespannt auf das neue Album der Band, sie sind ja schon fleißig am Basteln und Werkeln.

Scream Baby Scream zeigten hingegen ausdrucksstarken Metal aus Italien. Zottelige Haare, dicke Schminke im Gesicht, schaurige Kontaktlinsen und ein Totenkopf auf dem Mikrofonständer. Und so klang das Ganze auch. Sehr harter und düsterer Metal, der durch die Gitarren noch extrem verstärkt wurde. Sänger Damien suchte oft den Kontakt zu den Kameras, zog Grimassen und böse Gesichter. Die Bühne hätte für die Band auf jeden Fall größer sein müssen, sie traten sich förmlich auf die Füße, mussten Positionswechsel immer absprechen und konnten sich nicht wirklich frei bewegen. Schade, denn so hätten sie noch mehr von ihrer Verrücktheit zeigen können. Sehr lustig und mit viel Applaus wurde die Coverversion von „Barbie Girl“ belohnt. Etwas umgewandelt, aber immer noch erkennbar, es ließen sich die meisten zum Mitsingen hinreißen. „Bad Romance“ scheint wohl auch unter den Metalern ein tolles Stück zum Covern zu sein. Nach Lord of the Lost haben sich auch die Italiener das Lied unter den Nagel gerissen und an diesem Abend ihre Version davon vorgetragen. Ich muss sagen, es gefiel mir ganz gut, hatte seine eigene Note und da hat man wirklich schon wesentlich schlechtere gehört.

Naughty Whisper haben im vergangenen Jahr schon zwei Mal den Weg nach München gefunden und gaben sich nun erneut die Ehre. Die Band hüllte sich in düsteres Licht, von hinten mit einem LED-Dreieck beleuchtet. Sänger Andy rockte natürlich gleich los, schmiss sich in verschiedene Posen und erlaubte den Gitarristen somit kaum einen Schritt von ihren Plätzen zu weichen. Mit voller Inbrunst sang er die Stücke der letzten Jahre, die Anstrengung deutlich im Gesicht erkennbar. Die Mitglieder der Scream Baby Scream-Band versammelten sich nach und nach vor der Bühne, sprangen und tanzten zu den rockigen Klängen der befreundeten Kollegen. Sie reichten ihnen Getränke und feierten dann auch ausgelassen mit den Fans auf den Tanzfläche. Zum Schluss begaben sie sich auf die Bühne und SBS-Sänger Damien rockte zusammen mit Naugthy Whisper-Sänger Andy ein gepflegtes „I love to say FUCK“ von Wednesday 13 in die Runde. Die beiden Bands hatten zusammen sehr viel Spaß und feierten, als wären 100 Menschen in der Garage.

Und wieder einmal muss ich sagen, wer sich die Veranstaltungen in der Garage entgehen lässt, ist selber schuld. Es war ein grandioser, verrückter und rockiger Abend. Auch wenn der Club klein ist, diese Atmosphäre ist einfach einladend und familiär. Für die Bands echt schade, dass so wenige da waren.

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Weitere Bilder von Steffi Schaaf: Fanni-Pics

Bilder von Peter Seidel: Metalspotter.de

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