Trash as trash can

Ein Abend der Extraklasse für eingefleischte Trash-Fans versprach es zu werden, und die Erwartungen wurden nicht enttäuscht.

bleed-from-withinBleed from Within

Um Punkt 20.00 betreten die schottischen Jungspunde von Bleed from Within die Bühne und legen gleich ordentlich mit ihrem hämmernden Deathcore los. Die 2005 in Glasgow gegründete Truppe sieht blutjung aus, agiert aber sehr professionell und tut ihr Bestes, das schon sehr gut gefüllte Werk anzuheizen. Allerdings scheinen nicht besonders viele Fans der neueren Metal-Stilrichtungen anwesend zu sein, die Publikumsreaktionen sind verhalten, aber zumindest höflich, als sich die Jungs durch ihr Set prügeln. Mit Songtiteln kann ich leider nicht dienen, da mir die Band bisher unbekannt war und der Sänger mit einem Scottish accent sprach, der zwar wirklich lovely, aber auch komplett unverständlich war. Die Band hat bisher drei Alben veröffentlicht: Humanity von 2009, Empire von 2010 und Uprising von 2012. Laut Setlist anderer Auftritte dieser Tour wurden von allen Alben Lieder gespielt.
Beim letzten Song kommt dann allerdings doch so etwas wie Bewegung im Publikum auf, und die Band wird mit freundlichem Applaus verabschiedet.

Dew-Scenteddew-scented

Ganz anders sieht es dann um 20.45 Uhr aus, als die norddeutschen Trash-Urgesteine Dew-Scented die Bühne entern und begeistert empfangen werden. Fronter Leif Jensen führt mit launigen Ansagen durch das Programm („Und jetzt ein Jubel für Testament, bitte. Was war denn das? Leute, wir kriegen ernsthaft Ärger, wenn das nichts wird. Also, noch mal bitte.“), das sich auf das aktuelle Album Icarus konzentriert (mit Titeln wie „Sworn to obey“, „Thrown to the lions“, „Storm within“ oder „Reawakening“), aber auch weiter zurück in die Bandhistorie geht und unter anderem das Album Impact von 2003 („Acts of rage“, „Cities of the dead“) berücksichtigt.
Nach einer äußerst kurzweiligen und nackenbrecherischen Dreiviertelstunde ist der Auftritt leider schon wieder zu Ende, das Publikum ist euphorisch und heiß auf Testament. Was will man mehr. Ach ja, vielleicht einen weiteren Dew-Scented-Gig in München, die Band wird beim Free & Easy Festival im Sommer im Backstage spielen, zusammen mit Milking the Goatmachine, was ein sehr unterhaltsamer Metalabend zu werden verspricht.

testamentTestament

Nach einer längeren Umbaupause betreten um 22.10 Uhr unter frenetischem Jubel die Trash-Heroen um den beeindruckenden Sänger Chuck Billy die Bühne und zeigen, dass sie nicht umsonst lebende Legenden sind. Die 1983 in der kalifornischen Bay Area gegründete Band hat Höhen und Tiefen erlebt (die Krebserkrankung Chuck Billys im Jahr 2001 zum Beispiel, von der er inzwischen vollständig genesen ist) und strahlt nun eine entspannte Professionalität und Spielfreude aus wie wenig andere.
Die Band schöpft aus den Vollen und präsentiert ein wahres Best-of aus fast allen der zehn bisher erschienenen Alben mit solchen Highlights wie „Into the pit“, „Practice what you preach“ (großartig!), „Burnt offerings“ und neueren Knallern wie „Native blood“ (Chuck Billy ist ja stolzer Pomo-Indianer und bezieht sich immer wieder auf seine Herkunft, so auch in diesem Lied), „True American hate“ oder „Dark roots of earth“. Die Band spielt sich richtiggehend in Ekstase, und Chuck Billy „begleitet“ die beiden Ausnahmegitarristen Alex Skolnick und Eric Peterson die ganze Zeit auf seinem leuchtenden Mikrophonstab. Einen furiosen Abschluss des Auftritts bilden „3 days in darkness“ und „The formation of damnation“, die dermaßen hart und kompromisslos durch die Halle gejagt werden, dass nicht nur mir der Mund offen stand. Ganz großes Kino! Nach insgesamt 16 Liedern und fast anderthalb Stunden Spielzeit verabschieden sich Testament und entlassen das glückliche Publikum in die Münchner Winter-, äh, Frühlingsnacht.

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Setlist Testament:
1. Rise up
2. More than meets the eye
3. Burnt offerings
4. Native blood
5. True American hate
6. Dark roots of earth
7. Into the pit
8. Practice what you preach
9. Riding the snake
10. Eyes of wrath
11. Over the wall
12. The haunting
13. The new order
14. D.N.R.
15. 3 days in darkness
16. The formation of damnation

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