Großartiges Livefeeling

Avatarium aus Schweden wurde 2012 gegründet, und seit 2015 verfolgen wir die Band aufmerksam und mit großem Interesse im Webzine, sei es mit Konzertberichten oder CD-Rezensionen. Vier herausragende Rock/Doom-Metal-Alben sind bisher erschienen, einige Besetzungswechsel gab es zu vermelden, und Jennie-Ann Smith und Marcus Jidell haben immer mehr das Songwriting von Leif Edling übernommen. Genügend Gründe für ein Live-Album, oder? Am 04.12.2020 erschien dann auch folgerichtig eine Art Best of ihres bisherigen Schaffens. An evening with Avatarium wurde im Januar 2020 in ihrer Heimatstadt Stockholm bei einem der wenigen Vor-Corona-Konzerte aufgenommen und gibt das Feeling wieder, das wir schon so lange vermissen: vor Ort dabei zu sein, mittendrin oder vorne in der ersten Reihe.

Das Intro vermittelt diese so vertraute Konzert-Atmosphäre hervorragend. In ihrer eigenen rockigen Art beginnen Avatarium mit „Voices“, hier zeigt uns Jennie-Ann Smith schon ihre Stimmgewalt. Mit Wucht, Hammondorgel und Gitarren-Präzision geht es weiter mit „Rubicon“. Rasant und großartig folgt „Into the fire / Into the storm“ aus dem Album Hurricanes and halos. Zurückhaltend, düster durch den Bass und stimmlich perfekt inszeniert wird „Lay me down“ vom jüngsten Album The fire I long for aus dem Jahr 2019. „Avatarium“ mit seinem gespenstischen Setting und der passenden musikalischen Untermalung darf natürlich in diesem Best-of nicht fehlen, Gitarrist Marcus Jidell zeigt hier wieder seine großen spielerischen Saitenmöglichkeiten. Live ist „Pearls and coffins“ noch viel intensiver als das Video, auch wegen des längeren Gitarrensolos von Marcus Jidell gegen Ende, die Reaktionen des Publikums sind entsprechend enthusiastisch. „In my time of dying“: So schlicht, nur der Gesang und die Akustikgitarre, das rührt mein Herz an und gab es auch schon 2017 live zu sehen. Jennie-Ann stellt ihre Mitstreiter zu Anfang von „Medusa child“ vor, indem jedes Bandmitglied mit seinem jeweiligen Instrument nacheinander einsetzt. „The fire I long for“, der kalte Wind streift einen dabei merklich, eine Akustikgitarre und die Stimme von Jennie-Ann, großartig! Zu Recht wird dieser Song vom Publikum gefeiert. Forsch geht es mit „Girl with the raven mask“ vom gleichnamigen 2015er-Album weiter, das soll anscheinend der Abschluss des Abends sein, aber das Publikum klatscht ihre Band zurück. „Stars they move“, so zart und wieder so berührend, nur mit Klavierbegleitung. Und dann, endlich, „Moonhorse“, mit seinem abwechselnden Rhythmus, ein trauriger Song, der mich vom ersten Moment an gefangen genommen hat.

Ein sehr hörenswertes rockiges bzw. düsteres Album haben Avatarium mit An evening with Avatarium abgeliefert, leider ist das Werk nur bei den Streamingdiensten erhältlich. Seit August gibt es den Konzertmitschnitt für € 10 zu sehen und zum Download unter https://avatarium.solidtango.com. Bis vor Kurzem hatte ich sie noch nicht auf dem Schirm, aber besonders mit „Moonhorse“ haben sie mich eingefangen. Die Mischung aus Rock und Doom Metal ist einfach zu perfekt. Dreht die Lautstärke hoch, dreht sie bei den ruhigeren Tracks einen Tick leiser, dann erschallen die großen musikalischen Qualitäten aller Mitglieder (Andreas Habo Johansson am Schlagzeug, Bassist Mats Rydström, E-Gitarre Marcus Jidell, Keyboard Rickard Nilsson) perfekt. Jennie-Ann Smith ist eine hervorragende Sängerin, die verschiedene Stimmlagen beherrscht und damit melancholische bis düstere Emotionen transportiert. Die Arrangements und Soundabmischung sind perfekt und geben dem Zuhörer das Gefühl, dabei gewesen zu sein, ganz nah dran, genau das, was uns zurzeit so fehlt.
Jennie-Ann Smith und Marcus Jidell sind auf Facebook sehr präsent und streamen regelmäßig Musik und Neuigkeiten. Eine tolle Art, Kontakt mit ihren Fans herzustellen, dadurch ergibt sich ein schönes Gemeinsamkeitsgefühl in diesen Pandemiezeiten! Noch dazu sprechen die beiden davon, dass sie ein neues Album planen und damit schon im Studio sind, meine Vorfreude darauf ist auf jeden Fall groß.

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Avatarium: An evening with Avatarium
Nuclear Blast, Vö. 04.12.2020
z.B. bei Amazon Music € 9,74 oder über andere Streamingdienste

Tracklist:
1. Intro (Live) 1:11
2. Voices (Live) 4:34
3. Rubicon (Live) 5:54
4. Into the fire / Into the storm (Live) 4:16
5. Lay me down (Live) 4:45
6. Jennie-Ann talks (Live) 1:48
7. Avatarium (Live) 9:06
8. Shake that demon (Live) 3:35
9. Pearls and coffins (Live) 10:50
10. In my time of dying (Live) 3:56
11. Medusa child (Live) 6:13
12. Sky at the bottom of the sea (Live) 5:25
13. Jennie-Ann talks 2 (Live) 1:32
14. The fire I long for (Live) 6:21
15. Girl with the raven mask (Live) 5:36
16. Stars they move (Live) 3:40
17. Moonhorse (Live) 10:38

https://www.avatarium.black-harbour.shop/merch?locale=en
https://www.facebook.com/avatariumofficial

(Vielen Dank torshammare für deine Unterstützung beim Schreiben der Rezension!)

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