Richtig kranker Scheiß

Corpus-OffalDie 2016 in Seattle gegründeten Cerebral Rot sorgten gehörig für Aufsehen im Death Metal Underground, lösten sich aber nach nur zwei gefeierten Alben und einer EP 2024 schon wieder auf, sehr zum Leidwesen der zahlreichen Fans. Doch die beiden Gitarristen der Band, Ian Schwab und Clyle Lindstrom, wetzten sofort wieder das Todesmetall und gründeten mit Corpus Offal eine neue Band mit Ian als Sänger. Ergänzt wird diese durch Jason Sachs (ex-Demoncy) am Bass und Jesse Shreibman (auch Autophagy, Bellwitch) am Schlagzeug.

Das “(Into) Purging creation” verbreitet mit der verzerrten Flüsterstimme eine seltsam angespannte Stimmung, die kaum auf das folgende “Spinous forms of mortal abhorrence” vorbereitet. Sehr kehliger Guttural-Gesang begleitet den ersten musikalischen Gewaltausbruch, um dann in einem zähschleppenden Rhythmus überzugehen. Es ist, als würde mensch in einem giftigen Schleimsumpf feststecken, was immer wieder Wutausbrüche hervorruft. “Essence of dissolution” befreit sich etwas aus dem stinkenden Morast und nimmt mehr Fahrt auf. Dabei offenbart es eine kranke Gitarrenarbeit. Blast Beats wechseln mit groovigen Parts, Wahnsinn breitet sich aus, und das stimmliche Goregrind-Gegurgel hält alles zusammen. Mit “Corpus Offal” wird es etwas strukturierter, und wohldosierte Riffs versetzen den Kopf in Schwingungen. Das Songwriting ist ausgefeilter und technisch anspruchsvoller. Der Schlusspart überrascht mit unerwarteten Doom-Elementen, nur um bei “Gorging gastric decedent” wieder das Tempo anzuziehen. Die Lyrics werden regelrecht hervorgewürgt, und einige Gitarrensoli schneiden wie durch blutiges Fleisch, während das Schlagzeug den Rest des Kadavers in Stücke hackt.

Spitze Schreie und ein Gurgeln aus der Höllenpforte bestimmen daraufhin “Ripened psychosis”, das zwischen Raserei und schleppendem Midtempo wechselt. Der Bass brummt abgrundtief, und die Drumparts offenbaren schieren Wahnsinn. Den Abschluss des Albums zelebriert “Secreted effluence (spilling)” auf epischen zwölf Minuten Länge. Der gezupfte Beginn ist eine Überraschung, wechselt dann aber natürlich in den klassischen Death Metal. Der Bass liefert einen schleimigen Brei als Grundlage, über den kehlig hinweggerülpst wird. Die schleppenden Doom-Parts sind bestens integriert und strukturieren das Stück nicht nur, sie sind außerdem ein echtes Highlight. Die gezupfte Melodie wird als Reprise noch einmal aufgenommen, und mit Rückkopplungen klingt alles aus.

Fazit: Das ist wie erwartet richtig kranker Scheiß, der noch schlimmer klingt, als das Cover aussieht. Irgendwie habe ich dabei unwillkürlich Lovecrafts Geschichten im Kopf von schleimigen Tentakel-Monstern aus dem All und dem Wahnsinn, den deren Anblick auslöst. Corpus Offal bedienen sich bei ihrem selbstbetitelte Debüt am Death Metal der frühen Neunziger und bereichern diesen mit Grindcore-Elementen, so dass trotz der überlangen Songs (im Schnitt sieben Minuten) genügend Abwechslung geboten ist und keine Langeweile aufkommt. Zum Ende geht es sogar in tollen Death Doom über.
Als allgemeine Referenz möchte ich Authopsy heranziehen und natürlich den Vorgänger Cerebral Rot. Fans dürften also auf ihre Kosten kommen. Dennoch zündet das Album nicht sofort, sondern benötigt mehrere Anläufe, um die Kniffe und Wendungen in den Songs richtig nachzuvollziehen. Nichtsdestotrotz ist Corpus Offal ein spannendes Debüt, und ich bin sehr interessiert, wie die Reise weitergeht.

Anspieltipps: Corpus Offal, Secreted effluence (spilling)

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

Corpus Offal: Corpus Offal
20 Buck Spin, Vö. 21.03.2025
MP3 7,77 $ €, CD 11,99 $, LP 26,99 $, Tape 10,99 $ erhältlich über Bandcamp 

Links:
https://www.facebook.com/p/Corpus-Offal-61567849133078/
https://www.instagram.com/corpusoffalofficial/?hl=de
https://www.20buckspin.com/

Tracklist:
01 (Into) Purging creation
02 Spinous forms of mortal abhorrence
03 Essence of dissolution
04 Corpus Offal
05 Gorging gastric decedent
06 Ripened psychosis
07 Secreted effluence (spilling)

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