Tanzt!

hauntology

In unserem Interview (hier) kündigte Aux Animaux eine neue Veröffentlichung an, die „a bit more dancy dark wave-ish“ sein wird. Seit Anfang Dezember ist mit Hauntology die aktuelle EP der in Schweden lebenden Künstlerin erhältlich, und gleich der erste Hördurchgang macht Lust darauf, die Songs wieder und immer wieder zu hören und dazu zu tanzen. Hauntology besteht aus vier Songs sowie vier Remixen von den schwedischen Künstlern Tobias Bernstrup, Priest, Majestoluxe und Aux Animaux. Das Mastering hat Doruk Öztürkcan von She Past Away übernommen.

Die EP beginnt mit „Devil inside“ – ein Song mit einhüllender Melodie, der seine Sogwirkung sofort entfaltet. Der (anfangs) schleppende Sound verschmilzt mit dem wunderschönen Gesang, der von gehauchten, unheimlich klingenden Vokals begleitet wird – beides zusammen ergibt einen Dialog aus Licht und Schatten, Geborgenheit und Unbehagen.
Die monochrome und gespenstische Atmosphäre wird durch die charakteristischen Theremin-Klänge, die Gözde bei ihren Kompositionen verwendet, verstärkt und entfaltet ihren ganz eigenen Reiz. Der Remix zu „Devil inside“ stammt von Tobias Bernstrup, der seit zwei Jahrzehnten als Solokünstler aktiv ist. Seine musikalische Interpretation verleiht dem Original eine sehr sinnliche Atmosphäre und einen Hauch Leichtigkeit. Der tanzbare Song wirkt sehr vertraut, die Emotionen sowie der 80er-Spirit werden hier unmittelbar transportiert – eine dunkle Synthpop-Perle mit dem Klang nach analoger Wärme, perfekt geeignet für die besonders grauen und kühlen Nebeltage.
„Possession“ ist ein wunderbar rhythmischer und flirrender Track für die dunklen Tanzflächen und lullt sofort ein. In dem Song geht es darum, sich seinen inneren Dämonen zu stellen und sie zu akzeptieren; mit Licht und Schatten als Ganzes zu leben, sich zu entwickeln und sich ständig zu verändern. Die pulsierenden und schlagenden Beats sind ein schöner Kontrast zu dem Gesang und erzeugen eine packende Atmosphäre mit treibender Dynamik.

Der Remix von den mysteriösen Priest lässt „Possession“ elegant, kraftvoller und energiegeladener erklingen. Diese musikalische, sehr tanzbare Interpretation bringt uns mühelos um Jahrzehnte in die späten 80er Jahre zurück und fesselt sofort.
Noch pulsierender geht es mit „Mara“ weiter. Ein toller Song, der mich an „Winter“ von Tiers erinnert. Gözdes Gesang hat in diesem Track eine andere Färbung – etwas schattiger – und schwebt über den unnachgiebig summenden und vibrierenden Beats in geheimnisvolle Sphären mit ausreichend Raum für Melancholie, die sich wellenartig ausbreitet. Der Majestoluxe-Remix verwandelt „Mara“ in einen retro-futuristischen EBM-Track aus lodernder Elektronik und Schichten mit metallischen Verzerrungen, die einen rohen, industriellen und pulsierenden Sound erzeugen. Ein schöner kraft- und wirkungsvoller Kontrast zu den melancholischen Klängen des Originals von „Mara“.
„Haunted“ wurde als erste Single der EP bereits Ende 2021 veröffentlicht und ist in Zusammenarbeit mit der Dark-Wave Band Abu Nein entstanden – ein eindringlicher Hauntwave-Song mit fragilen und sinnlichen Vocals, die in Kombination mit den magischen und unheimlichen Synthie-Klängen eine mystische Atmosphäre erzeugen, die durch das Gitarrenspiel verstärkt wird. Mit der Doomed Version zu „Haunted“ von Aux Animaux klingt Hauntology mit einem experimentellen Ambient-Sound aus und zeigt einmal mehr Gözdes Gespür für vielfältige Kompositionen mit Ecken, Kanten und Spuren.

Hauntology fällt deutlich tanzbarer aus als die vorherigen Veröffentlichungen. Gleichzeitig erkundet Aux Animaux mit dieser EP weiter das Horror-Genre und verwebt in ihren magischen Kompositionen ihre Liebe zu Horrorfilmen, die sie auch in den begleitenden Videos zelebriert. Hauntology ist ein großartiges und intensives Album zum Tanzen, das von Anfang bis Ende zu überzeugen weiß. Es macht Spaß, die Remix-Versionen zu entdecken und zu sehen, wie die Songs interpretiert und weiterentwickelt wurden. Ich bin gespannt, welche Pfade Aux Animaux mit ihrer Musik gehen wird und freue mich auf weitere Veröffentlichungen dieser kreativen Künstlerin.

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Aux Animaux: Hauntology
Vö. 02.12.2022
Digital Album; Download ab 6,40 € (oder mehr)
erhältlich über Bandcamp 

Tracks:
1. Devil inside
2. Possession
3. Mara
4. Haunted
5. Devil inside (Tobias Bernstrup Remix)
6. Possession (Priest Remix)
7. Mara (Majestoluxe Remix)
8. Haunted (Doomed Version)

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