I will die tomorrow

Mekong-Danse-DanseMekong ist das Musikprojekt von Renato Alves, der als Portugiese aber im polnischen Krakow beheimatet ist. Das Debütalbum „End of the world“ stammt von 2021, und jenes hatte ich auch schon im Webzine vorgestellt (Link zur Review). Bereits im Mai ist das neue Album Danse Danse wieder bei Icy Cold Records erschienen, aber leider bin ich jetzt erst dazu gekommen, es mir für die Review zu Gemüte zu führen. Aber was lange währt, soll ja bekanntlich gut werden.

„Hunger strike“ besitzt einen trockenen Schlagzeug-Beat, der zusammen mit dem Baß direkt in die Achtziger deutet. Die Stimme rundet alles perfekt ab, sodass ich mich direkt abgeholt fühle. Ein bisschen ist es auch wie nach Hause zu kommen. Das setzt sich bei „Going numb“ direkt fort, das in den rein instrumentalen Passagen starke Vibes von „A forest“ von The Cure verbreitet. Der Gesang zieht das Stück aber dann doch in eine eigenständige Richtung. In „Rebellion“ ist vor allem der kompliziert programmierte Drum-Rhythmus auffällig, der prägnant im Vordergrund steht. Die ruhige Musik und die sanfte Stimme bilden dazu einen Gegenpol. Die ganze Kombination entfacht durch die stetige Wiederholung irgendwie eine hypnotische Wirkung. Und dann führt „Hopeless“ eine*n direkt an den Abgrund. Die Melancholie wirkt hier tonnenschwer. Und dennoch setzt „Ice cold“ noch eins drauf, wenn es heißt: „I might die tomorrow. I will die tomorrow.“ Das ist richtiges Gothic-Feeling.
Dass darauf auch noch die „Suicide queen“ folgt, ist letztlich nur noch konsequent. Dennoch ist das Album damit nicht vorbei, im Gegenteil. Der Song verströmt trotz der eigentlich traurigen Grundstimmung eine gewisse Fröhlichkeit, die zum Tanzen auffordert, irgendwo zwischen Holygram und The Cure. Anschließend zieht die rezitierende Stimme in „Picture of wrong“ in den Bann, mensch möchte ihr zuhören wie einem heilbringendem Prediger, und der Vergleich mit Nick Cave drängt sich mir förmlich auf. „Danse danse“ hingegen ist wieder deutlich im Cold Wave angesiedelt und lädt dem Titel entsprechend auch zum Tanzen ein. Es ist aber genauso möglich, sich einfach in der Musik zu verlieren und die Welt ein paar Momente lang zu vergessen. Ein tiefes Drone-Brummen in „Two thumbs down“ übernimmt in dem Fall die Weckfunktion, aber auch das tolle Zusammenspiel von Baß und Gitarre hat alle Aufmerksamkeit verdient. Zum Abschluss wirkt „I reached the end“ von den Drums her wie eine Reprise auf „Rebellion“. Der Gesang wirkt dabei leicht psychedelisch, und zusammen mit den Lyrics fühle ich mich stark an The Doors erinnert. Ob das nun Absicht ist oder nicht, es passt einfach verdammt gut. Bleibt nur zu hoffen, dass dies nicht das Ende von Mekong ist.

Fazit: War der Vorgänger End of the world schon richtig gut, so hat Mekong auf Danse Danse den Goth-Anteil erhöht und den eigenen Sound in der Schnittmenge von Cold Wave und Post Punk noch weiter perfektioniert. Das Album ist wie ein dunkler Fluß, der natürlich von Stück zu Stück fließt, und als Ganzes sollte es auch im Idealfall gehört werden. Dabei ist es aber abwechslungsreich genug, um immer wieder Neues zu entdecken. Dass es auch jetzt im Herbst bestens funktioniert, zeugt von einer gewissen Zeitlosigkeit. Genau das richtige für melancholische Schwarzkittel.

Anspieltipps: Going numb, Ice cold, Danse Danse

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch:

Mekong: Danse Danse
Icy Cold Records, Vö. 03.05.2024
MP3 9,00 €, CD 13,00 €, LP 23,00 € erhältlich über Bandcamp
https://www.facebook.com/Mekongsounds/
https://mekongsounds.bandcamp.com/
https://www.instagram.com/mekongsounds/
https://icycoldrecords.bandcamp.com/

Tracklist:
01 Hunger strike
02 Going numb
03 Rebellion
04 Hopeless
05 Ice cold
06 Suicide queen
07 Picture of wrong
08 Danse Danse
09 Two thumbs down
10 I reached the end

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