RING MY BELL

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Nein, mit „Ring my Bell“ ist nicht der Party-Knaller von Anita Ward aus den späten 70er-Jahren gemeint. Die 1968 geborene Schweizer Künstlerin Zilla Leutenegger lädt mit diesen Worten dazu ein, in ihr Apartment einzutreten.

Mit wenigen Mitteln wird der Eindruck erweckt, es handele sich um mehrere Räume, die man hier in der Pinakothek der Moderne sieht: Korridor, Küche, Bad, Bibliothek, Wohnzimmer, Schlafzimmer. Die Räume sind minimalistisch ausgestattet. Gezeichnete Umrisse auf den weißen Wänden stilisieren Möbel und Gegenstände. Für Lebendigkeit sorgen Videoinstallationen und Projektionen. Hierbei sieht man das Alter Ego der Künstlerin bei Alltagssituationen im Wohnzimmer, wie sie LPs aussucht und abspielt oder abends im Bett noch ein Buch liest. Am witzigsten ist der Moment, in dem man sich dem Bad nähert: Hier winkt einen der Museumswärter verstohlen zu sich, deutet an, dass man leise sein soll, und zeigt auf einen Raum mit angelehnter Tür.

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Man pirscht sich also an, will die Tür weiter aufmachen, was aber nicht geht, es ist nur ein breiter Spalt, der Einblick gibt in eine Duschszene, bei der man sich ein wenig wie ein Spanner vorkommt. Man hat das starke Gefühl, einer nackten Frau heimlich beim Duschen zuzusehen, obwohl es nur eine Projektion ist, bei der man eigentlich nicht viel sieht.

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Alles in allem ist man schnell durch diese kleine Ausstellung durch. Sie hinterlässt aber dennoch Eindruck. Es sind keine starren Bilder, alles wirkt dreidimensional. Man fragt sich, ob das Standards sind, die man hier sieht, und ob wohl jede Person zumindest hier in diesem Kulturkreis ihre Zeit in ihrer Wohnung ähnlich verbringt.

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Diese Werkgruppe „Apartment“, die schon zwischen 2004 und 2007 entstand, wurde von der Künstlerin mit aktuellen Skulpturen und Prints ergänzt und soll das Gefühl eines lebendigen und sich stets weiter entwickelnden Kunstwerks erwecken.

Interessant. Läutet an Zillas Tür und tretet ein!

Dauer der Ausstellung:
26.06.2015 – 04.10.2015

Museumslink

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