Ellereve ist das Solo-Projekt von Elisa Giulia Teschner (Sängerin der Band VARO), das sie 2019 gründete. Nach ihrer ersten EP Heart murmurs (2020) hat die Künstlerin mit „Ruins“ und „How not to“ zwei weitere großartige Tracks veröffentlicht. Ellereve kreiert mit ihrer Musik intensiven Dark-Pop, der in Dunkelheit und Melancholie gehüllt ist. Elektronische Kaskaden, hallgeladene Gitarren und Elisas eindringlicher Gesang sind emotional geprägt, agieren dynamisch und bringen die Welt der Gefühle auf den Punkt. Die Veröffentlichungen machen Lust auf mehr und uns neugierig auf Ellereve!

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Foto: © Laura Patricia

Wer verbirgt sich hinter Ellereve? Wie ist das Projekt entstanden?
Hinter Ellereve verbirgt sich Elisa Giulia Teschner, auch bekannt als Frontfrau und Mastermind des Dark-Pop / Postrock Acts VARO. Ich habe mich zu sehr an Bandkonzepte gebunden gefühlt, wollte freier und unabhängiger werden im Songwriting. So brachte ich mir 2019 das Produzieren selbst bei, und Ellereve entstand.

Wie bist du auf deinen Bandnamen gekommen, was bedeutet Ellereve für dich?
Mein Künstlername ist inspiriert vom französischen „elle rêve“, was so viel heißt wie „Sie träumt“. Die Aussprache und die Schreibart sind zwar anders bei mir, aber mit der Bedeutung konnte ich mich sehr identifizieren. Meine Musik spiegelt meine Gefühlswelt wider – von Träumen bis Alpträumen ist da alles dabei.

Beschreibe deinen Sound mal außerhalb aller Genre-Schubladen. Wie klingt deine Musik?
Meine Musik klingt, wie sich Loslassen und Kämpfen zugleich anfühlt. Sie kann sanft, zart und doch kraftvoll und stark sein. Atmosphärisch, verträumt, und dann ist da wieder ganz plötzlich ein geballter Donner, der einen mitten ins Jetzt holt und am ganzen Körper beben lässt.

Was sind deine ersten musikalischen Erinnerungen?
Ich bin in einem sehr musikalischen Haus aufgewachsen. Meine Mutter hat mit mir viel Musik gehört, und meine Faszination für all die Klänge und Künstler*innen war schnell geweckt. Damals war ich erst 3 Jahre alt, und ich schwärmte für Freddie Mercury, Michael Jackson und Peter Gabriel. Ich sang die Lieder mit, tanzte, und mir war damals schon klar: Ich will auch auf Bühnen und Musik machen!

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Fotos: © Laura Patricia (1), © Ellereve (2) © Amelie Köppl (3)

Woher kommen dein Interesse und die Faszination für elektronische Musik?
Mein Interesse für elektronische Musik fing so vor zehn Jahren an. Ich war fasziniert von den druckvollen und doch schwebend, leichten Klangteppichen, die man mit elektronischer Musik erzeugen kann. Man kann sich in den unterschiedlichsten Richtungen verlieren. Das mag ich besonders. Der elektronische Aspekt ist auch für meine Musik beim Songwriting wichtig, und so setzte ich mich damit auch nochmals verstärkt auseinander, als ich anfing in Ableton Songs zu produzieren. Die Möglichkeiten sind einfach unendlich.

Aus welcher Stimmung heraus ergeben sich für dich die besten Musikstücke?
Ich schreibe tatsächlich meistens nur dann, wenn ich etwas zu verarbeiten habe und ich nicht gerade super happy bin. Als würde ich mir etwas von der Seele schreiben/singen wollen. Die Musik ist für mich wie ein Gefühlstagebuch, eine Befreiung – mein „Zuhause“, das immer für mich und meine Gefühle da ist. Daher beschäftigen mich meistens Themen, die mit Trauer, Einsamkeit, innerer Schattenarbeit oder einfach Erfahrungen aus meinem Leben zu tun haben.

Welchen Einfluss hat deine Umgebung auf deine Musik? Wie wichtig ist dir Natur?
Meine Umgebung hat einen ganz besonderen Einfluss auf meine Musik – nicht umsonst wohne ich auch schon seit drei Jahren auf dem Land. Ich liebe die Natur. Ich liebe ganz besonders die Berge und Wälder. Nirgendwo finde ich so gut zu mir selbst. Zu meinen Gefühlen und Gedanken. Ich erkenne mich klarer. In der Ruhe und in der Natur finde ich deshalb auch meine Kreativität. In völliger Reizüberflutung fällt mir sowas viel schwerer, aber das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich mich dort einfach nicht wohl fühle.

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Fotos: © Laura Patricia (1), © Ellereve (2 & 3)

In welcher Beziehung steht und/oder repräsentiert der visuelle Aspekt deine Musik?
Das Visuelle ist mir sehr wichtig. In mir brodeln meist schon immer zu jedem Song auch Ideen für ein Musikvideo. Ich fotografiere auch sehr gerne, und ich liebe einfach die Kunst und wie grenzenlos und vielfältig sie ist – wie man mit nur kleinen Details ganz unterschiedliche Stimmungen erzeugen kann. Ich mag es zum Beispiel neblig und dunkel auf der Bühne. Das untermalt die Musik natürlich ganz anders als eine perfekt ausgeleuchtete Bühne.

Wenn du einen Film auswählen und deine Musik als Soundtrack einfügen könntest – welcher Film wäre das?
Blue Valentine

Vor kurzem ist dein neuer Song „How not to“ erschienen. Wie ist der Song entstanden?
„How not to“ ist kurz nach einer Trennung entstanden. Die Musik ist mein Ventil, ich wüsste manchmal wirklich nicht, wie ich mit all dem, was da in mir so vor geht, umgehen soll, wenn es die Musik nicht geben würde. Sie rettet mich immer wieder aufs Neue.

Die Einflüsse, die du in deiner Musik verarbeitest, würden wir die auch in deiner Plattensammlung oder auf deiner Playlist wiederfinden? Welche Musik hörst du gerade besonders gerne?
Ich habe schon ein Faible für melancholische und „schwere Musik“. Viel Gitarren und atmosphärisch. Derzeit läuft bei mir der neue Song von Holy Fawn in Schleife.

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Fotos: ©Ellereve

Was bedeutet es für dich, Musik zu machen? Gibt es noch andere Projekte, in die du so viel Kreativität und Leidenschaft steckst?
Ich kann mir ein Leben ohne Musik nicht vorstellen. Ich brauche sie wie die Luft zum Atmen. Wenn ich nicht gerade die meiste Zeit in neue Songs stecke, dann bin ich viel in der Natur, habe meine Kamera mit dabei und fotografiere am liebsten Landschaften. Kürzlich habe ich auch das Filmen und Schneiden für mich entdeckt. Darin könnte ich mich stundenlang verlieren.

Was sind deine Pläne, was wünschst du dir?
Ich habe ganz viel neue Musik, welche nur darauf wartet veröffentlicht zu werden. Der Fokus liegt also auf der Arbeit an dem Material und auf Musikvideos. So langsam finden wieder mehr Konzerte statt, und ich will mit Ellereve auch ganz viel Bühnen bespielen. Es gibt für mich nichts Schöneres. Außerdem würde ich mir einen Kooperationspartner wünschen und neue hilfreiche Kontakte. Es ist nicht immer leicht alles selber zu machen. Heutzutage geht alles über connections.

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