Ein Jugendbuch.

Es ist nicht lange her, dass Darwen Arkwright nach dem Tod seiner Eltern von Nordengland nach Atlanta kam und sich dort nicht nur an einer merkwürdigen, elitären Schule wiederfand, sondern auch noch bemerkte, dass er durch Spiegel in die wundersame Welt Silbrica gelangen kann. Die Ereignisse von Halloween, als Wesen aus Silbrica die Schule überrannten, sind auch verdaut. Doch das Leben von Darwen und seinen Freunden Alex und Rich wird nicht ruhiger, denn der mysteriöse Mr. Peregrine ist plötzlich als Weltkundelehrer an ihrer Schule und setzt kurzerhand eine Klassenreise nach Costa Rica an. Natürlich ist dies nur Tarnung, denn in Costa Rica scheint die Grenze zwischen unserer Welt und Silbrica besonders dünn – und Darwen soll herausfinden, warum, und wie man dagegen vorgehen kann.


Nachdem der Vorgänger, Mr. Peregrines Geheimnis, mich nicht so recht begeistern konnte, waren die Erwartungen an Teil zwei zwar etwas heruntergeschraubt, aber das Potenzial für ein gutes Jugendbuch war in meinen Augen durchaus vorhanden. Noch dazu wirbt der Klappentext damit, dass dieses Buch das Richtige für Fans von Harry Potter sei. Nun ja.
Eingangs wiederholt Hartley die Ereignisse aus Band eins – eine Angewohnheit, die ich bei Autoren gar nicht mag, da meiner Meinung nach eine Handlung so ausgewogen und sinnvoll sein sollte, dass man sie nicht nochmal extra wiederholen muss, als wären die Leser schwer von Begriff.
Wieder einmal ziehen Darwen, Alex und Rich ständig unheimlich weit hergeholte Schlüsse, sind aber gleichzeitig offensichtlichen Zusammenhängen gegenüber vollkommen blind. Und Rich mag ja einen Hang zur Wissenschaft haben, aber für seine elf Jahre scheint er dann doch etwas zu wissenschaftlich begnadet. Überhaupt gibt es einige Lücken, was Logik und Konsistenz angeht – da wird Darwen von einem Mitschüler mit einem angeblich 5cm langen Dartpfeil angeschossen, und irgendwie scheint das weder Konsequenzen für den Mitschüler zu haben, noch besonders schmerzhaft zu sein, da Darwen fünf Minuten später schon wieder quietschfidel die Welt retten will.
Dazu kommt das übliche „Komm auf die dunkle Seite“-Geschwafel und das große Finale, in dem der Bösewicht dann doch nochmal entwischt, sich ein vorhersehbarer Cliffhanger entwickelt und dann als Licht am Ende des Tunnels alle heil nach Hause kommen und Schmortopf nach Lancashire Art essen.
Viele Beschreibungen versuchen, sehr blumig zu sein, kommen dann aber irgendwie plump herüber – ob das nur an der Übersetzung liegt, kann ich nicht sagen, aber jedenfalls ließen mich manche Formulierungen, wie eine „überschnappende Stimme“ doch stutzig werden, was dem Lesevergnügen leider öfter einen Dämpfer verpasste. Man muss dem Buch aber zugutehalten, dass es sich trotzdem flüssig und zügig liest.
Kurzum – es gibt zwei Sorten Jugendbücher: Die Sorte, die man auch über dem Alter der Zielgruppe noch mit Begeisterung verschlingen kann, weil sie viel mehr sind als „nur“ ein Jugendbuch (wie zum Beispiel Harry Potter!). Und die Sorte, zu der Mr. Peregrines Geheimnis und Der Rat der Wächter gehören (auch in Band zwei hat der Titel übrigens nur begrenzt mit dem Inhalt zu tun). Wenn man zwölf ist und Fantasy mit Humor lesen will, sind diese Bücher genau das Richtige. 15 Jahre später, wenn einen Logiklücken dann stören, leider nicht mehr.
:buch: :buch: :buch2: :buch2: :buch2:
A.J. Hartley: Der Rat der Wächter
Heyne Verlag, 2014
478 Seiten
€ 17,99
eBook: € 13,99

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