Wie gewonnen …

Das kleine Team des Folly geht seiner üblichen Polizeiarbeit nach. Einige merkwürdige Morde gilt es zu klären, bei denen es nicht mit rechten Dingen zugeht, und natürlich nach wie vor die langwierige Suche nach dem gesichtslosen Magier, dem Peter bereits begegnet und dabei nur knapp mit heiler Haut davon gekommen ist. Als im Zuge von Mordermittlungen ein Zauberbuch auftaucht, scheinen plötzlich einige Fäden zusammenzulaufen – und zwar in einem Sozialwohnblock in Elephant & Castle, der Baubehörden schon länger ein Dorn im Auge ist. Doch auch der Gesichtslose scheint ein gewisses Interesse an dem Hochhaus zu haben.

Ben Aaronovitch konnte sich ja bereits mit den drei Vorgängern von Der böse Ort in mein Herz schreiben, und natürlich ist auch der neueste Band der Reihe keine Enttäuschung. Mit bösem Witz und viel Augenzwinkern zeigt uns Peter Grant sein London und gewährt dem Leser dabei amüsante Einblicke eines Einheimischen in Tagesgeschehen und Lokalpolitik seiner Stadt.

Dieses Mal verlassen wir das Touristen-London, das wir kennen, und Peter zeigt uns das andere Gesicht der Metropole. Soziale Brennpunkte, menschliche Schicksale, politisches Hick-Hack auf dem Rücken kleiner Bürger. Der Kampf um den „Skygarden Tower“ ist dabei aber trotzdem nur eine Rahmenhandlung, schließlich ist Der böse Ort Urban Fantasy und keine Gesellschaftskritik. Aaronovitch zeigt keine Probleme auf, sondern nimmt die Welt, wie sie ist, und baut seine eigenen komischen und fantastischen Ideen drum herum.

Der böse Ort kam mir etwas langsamer vor als seine Vorgänger, erreicht aber schließlich einen umso fulminanteren und überraschenderen Höhepunkt. Nicht ganz so dramatisch wie Die Flüsse von London, in dem halb Covent Garden in Schutt und Asche gelegt wurde, aber auch Teil vier der Reihe endet mit einem Paukenschlag, und lässt den Leser gemein in der Luft hängen. Zum Glück ist Nummer fünf bereits in der Mache und wird im Herbst auf Englisch unter dem Titel Foxglove Summer erscheinen.

Die Übersetzung des Titels ist zwar meiner Meinung nach irgendwie daneben gegangen – der Originaltitel Broken Homes trifft es viel besser –, aber das tut dem Lesevergnügen natürlich keinen Abbruch. Die anfängliche Euphorie über diese wahnwitzigen Urban-Fantasy-Geschichten ist mir während der letzten beiden Bände ein wenig verloren gegangen, aber das ist wohl ein kleiner Gewöhnungseffekt. Nichtsdestotrotz ist Der böse Ort wieder ein unterhaltsamer, spannender und zum Schreien komischer Fantasy-Krimi, der sich anstandslos in die Reihe seiner Vorgänger einfügt und für Fans ein echtes Lesevergnügen sein wird.

Auf Ben Aaronovitch ist nunmal einfach Verlass, und kaum habe ich Teil vier zur Seite gelegt, freue ich mich auch schon auf Nummer fünf.

Ben Aaronovitch, Jahrgang ’64, begann seine schriftstellerische Tätigkeit als Autor von Drehbüchern, unter anderem für die UK-Kultserie Doctor Who. Mittlerweile hat er sich der Prosa verschrieben und arbeitet außerdem als Buchhändler. Er lebt in London, und „um ihn dazu zu bringen, es zu verlassen, wird man die Stadt schon seinen kalten toten Fingern entwinden müssen.“ (www.the-folly.com)

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Ben Aaronovitch – Der böse Ort
Taschenbuch, dvt, 2014

398 Seiten
9,95€
Ebook: 7,99€

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Das Folly

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