Grausiger Mord in Stockholm

grebe_wenn das eis bricht

In der Wohnung von Jesper Orre findet man eine brutal ermordete Frau: Ihr Kopf wurde vom Rumpf entfernt, die Leiche gruselig inszeniert. Orre, ein reicher Geschäftsmann, ist spurlos verschwunden. Gibt es einen Zusammenhang zwischen diesem Mord und einer vor kurzem stattgefundenen Brandstiftung auf seinem Grundstück? Und wer ist die Tote? Die Art des Mordes erinnert stark an einen ähnlichen Fall, der zehn Jahre zurückliegt. Die Stockholmer Polizei ermittelt, und Peter, Manfred, Sanchez und das ganze Team müssen ran. Peter ist nicht sehr angetan davon, dass man Hanne, die Kriminalpsychologin von damals, zu den Ermittlungen hinzuzieht. Dafür gibt es einen guten Grund: Sie waren damals ein Liebespaar, und er hat Hanne im Stich gelassen, als diese sich gegen ihren Mann und für ihn entscheiden wollte.

Nun sehen sie sich wieder. Das und die Tatsache, dass Hanne an beginnendem Alzheimer leidet, macht die Ermittlungsarbeit nicht leichter. Die Handlung wird abwechselnd aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt. Da gibt es Peter, den Ermittler, Hanne, die Psychologin, und eine Frau namens Emma, eine Verkäuferin, die Jesper Orre in einem seiner Läden kennenlernte und seitdem mit ihm eine Beziehung hatte.

Die Autorin lässt sich dabei sehr viel Zeit. Die Herauskristallisierung der Charaktere und ihrer Eigenheiten ist ihr sehr wichtig. Die Protagonisten wirken sehr echt, die Geschichten sind spannend, es wird weit in die Vergangenheit – teilweise bis in die Kindheit – der betreffenden Personen zurückgegangen, und gelegentlich vergisst man, dass man einen Krimi und Psychothriller liest. Die Ermittlungsarbeit ist eher im Hintergrund. Einzig die Geschichte um Emma steuert langsam aber sicher auf die Tat zu. Und ausgerechnet die vergessliche Hanne ist es, der ein kleines entscheidendes Puzzleteilchen auffällt.

Das Buch ist ein brilliantes Psychogramm, aber gegen Ende wird es eine irre Psychogeschichte, wie ich es mir von einem Schwedenkrimi erwarte: nicht so blutig, horrend, wahnwitzig wie manch anderer aus der Generation Camilla Grebes, doch spannend und unerwartet. Ich möchte mehr über dieses mir ans Herz gewachsene Ermittlerteam lesen.

Die 1968 in der Nähe von Stockholm geborene Camilla Grebe schrieb zusammen mit ihrer Schwester an einer erfolgreichen Krimi-Reihe um eine Stockholmer Psychotherapeutin. Der Psychothriller Wenn das Eis bricht ist ihr erster eigener Roman, für den sie in der internationalen Presse viel Lob bekam. Camilla Grebe lebt mit ihrer Familie in Stockholm.

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Camilla Grebe: Wenn das Eis bricht
btb Verlag, 10. April 2017
608 Seiten
Broschiert 15 Euro
eBook 11,99 Euro

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