Die Punk-Hackerin ist zurück!

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Frans Balder, Koryphäe für Künstliche Intelligenz, hat im Silicon Valley gearbeitet, zieht aber zurück nach Stockholm. Er holt seinen autistischen Sohn August zu sich, der vorher bei seiner Mutter und deren Lebensgefährten gelebt (oder vielmehr vegetiert) hat. Balder hat berechtigte Ängste um sein Leben und sein Werk. Er möchte sich mit Mikael Blomkvist treffen. Dieser ist im Begriff von einer neuen Generation moderner, junger Journalisten abgelöst zu werden. Er hat schon lange keine Erfolgsstory mehr gehabt, die Zeitschrift Millennium steht finanziell schlecht da. Blomkvist wittert eine große Geschichte und erklärt sich einverstanden, Balder zu Hause zu besuchen. Doch bevor es zu einem Gespräch kommt, wird Balder ermordet, das Notebook und sämtliche Daten und Forschungen verschwinden, nur August, ohnehin nicht fähig ein Wort zu sprechen, überlebt.

Blomkvist überblickt sofort die Situation: Das Kind ist in Gefahr, Mikael denkt sofort an Lisbeth Salander und ihre Künste, und bittet sie um Hilfe. Und Lisbeth, die mittlerweile schwer reiche Punk-Hackerin, selbst leicht autistisch, nimmt sich der Machenschaften und des Jungen an. Dieser ist ein wahres Savant-Genie, beschäftigt sich mit Primzahlen und kann zeichnen, wie ein Da Vinci – obwohl er mit seinen acht Jahren noch nicht einmal sprechen kann. Blomkvist und Salander decken amerikanisch-russische Verschwörungen auf, Lisbeth entschlüsselt Programme, die eigentlich unhackbar sind, und sie ist einfach eine Superwoman, die auch noch in angeschossenem Zustand, kurz vor dem Verbluten, sich schützend vor das Kind wirft. Lisbeths böse Zwillingsschwester Camilla taucht auf, und obwohl man die persönliche Geschichte der beiden erfährt, wie sie wurden, was sie sind, kommt keine Sympathie für Camilla auf. Und das ist auch gut so, Lisbeth ist meine Heldin. Sie zieht alle Register, um den Jungen zu schützen und alle fiesen Machenschaften der Russen, der Amerikaner, für und gegen Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz, Datenklau und vieles mehr zu bekämpfen.

Hat man Band 1-3 nicht gelesen, wird man sich sicher schwer mit diesem Buch tun. Details zur Entwicklung der Millennium Redaktion, der Gefahren, denen die Mitglieder wie Erika Berger und Mikael Blomkvist sowie natürlich Lisbeth Salander schon ausgesetzt waren, sind wichtig. Wenn man sich aber noch an die drei Vorgänger-Bücher erinnern kann, macht es großen Spaß, dieses zu lesen. Es tauchen zwar arg viele Namen, Handlungsstränge und Machenschaften auf, das Handeln und Denken von Mikael und Lisbeth zu beobachten bereitet jedoch Lesegenuss. Man kommt wieder in Stieg Larsson-Stimmung und wird in diese typische düstere Atmosphäre hineingezogen.

Der schwedische Schriftsteller Stieg Larsson starb 2004 an einem Herzinfarkt. Seine Millennium-Trilogie, die erst posthum veröffentlicht wurde, war vom Feinsten in der Krimi-Welt. Es hieß, sein Werk wäre auf zehn Bände ausgelegt, aber sein tödlicher Herzinfarkt hat dies nach drei Büchern brutal beendet. Dann kam 2013 die Meldung heraus, dass der schwedische Originalverlag und Stieg Larssons Familie den renommierten schwedischen Autor David Lagercrantz engagierten, um den vierten Band der Millennium-Romane zu schreiben. Es gab einen Streit um das literarische Erbe Stieg Larssons. Lagercrantz – er ist verheiratet und lebt in Stockholm – ist meines Erachtens aber beileibe keine schlechte Wahl.

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David Lagercrantz – Verschwörung (Millennium, Band 4)
Heyne Verlag, 27. August 2015
608 Seiten
Gebundene Ausgabe 22,99 €, Kindle Edition 18,99 €
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