Mitgehangen, mitgefangen!

Oskar ist Verbrecher, etliche Untaten gehen auf sein Konto, und genau diesen suchen sich zwei Journalisten aus, um ihn bei einer solchen zu begleiten. Sie werden Augenzeugen einer Kindesentführung, doch die geplante Reportage entwickelt sich schnell zu einem Albtraum, in dem die Täter – oder Opferfrage für die Journalisten offen bleibt.

Der Einstieg in die Geschichte gestaltet sich ein bisschen zäh, es gibt keinen klassischen Aufhänger, keine spannende Einleitung, die Hauptcharaktere finden zusammen, der Autor lässt den Leser ziemlich lange zappeln, bis wirklich die ersten spannenden Szenen passieren. Bildlich beschreibt er Landschaft, Personen und Empfindungen. Das Dilemma der zwei Journalisten ließ mich zunächst nicht kalt. Die Situation, in der sich die zwei befinden, ist nicht ungefährlich und sie selber zweifeln an der Richtigkeit ihres Handelns. Aus Beobachter werden immer mehr Beteiligte. Den Kampf in den Köpfen beschreibt der Autor sehr gut.
Zum Schluss ließ die Sympathie allerdings nach, wirkten die Journalisten nur noch wie Marionetten, abgestumpft und gefühllos.
Oskar ist schwer einzuschätzen, aber über den Weg laufen mag man ihm definitiv nicht. Mit seinen unterschiedlichen Handlungen und Erzählungen lässt er den Leser nicht mehr los. Was wird er als nächstes tun? Was macht er mit den Journalisten? Was passiert mit dem Kind? Alles Fragen, die beantwortet werden wollen.
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, die ausführlichen Beschreibungen ließen mich in die Geschichte eintauchen und zu einem Teil werden. Ich konnte mir alles genau vorstellen, hatte klare Bilder vor Augen. Und natürlich wurde das Ganze mit etwas Blut und Brutalität gewürzt.

Fazit: Ein Buch, das langsam Fahrt aufnimmt, aber an Spannung deutlich gewinnt und somit ein empfehlenswerter Zeitvertreib ist. Die Idee des Buches erschüttert und stimmt nachdenklich. Würden wir nur Beobachter sein und untätig bleiben?
lesenlesenlesenlesenlesena

 

 

Guido Rohm sagt über sich:
Am Anfang stand meine Geburt im Jahre 1970. Ich rauche und schreibe in Fulda. Der Tod scheint mir unvermeidlich. Bis es soweit ist, trinke ich Kaffee und genieße die Aussicht von meinem Balkon.

Guido Rohm – Untat
Conte Verlag
134 Seiten
€ 10,90

(3197)