Vaterliebe und andere Kriminalfälle

Mitten in der Nacht erhält John Rebus, Detective Inspector in Rente, einen Anruf seiner Tochter Samantha. Ihr Ehemann Keith ist verschwunden. Völlig aufgelöst bittet sie ihren Vater um Hilfe. Rebus vermutet das Schlimmste, denn aus langjähriger Polizeiarbeit weiß er: Falls Keith etwas zugestoßen sein sollte, wird der erste Verdacht auf Samantha fallen. Besorgt macht Rebus sich auf in die kleine schottische Küstenstadt Naver. Doch ein guter Polizist und ein guter Vater zu sein, gestaltet sich schwieriger als erwartet, und bald muss sich der rastlose Ermittler aus Edinburgh fragen: Könnte das der erste Fall seiner Karriere sein, bei dem die Wahrheit besser nicht ans Licht käme?
Außerdem bearbeitet seine frühere Kollegin Siobhan Clarke, wieder vereint mit Malcolm Fox vom Scottish Crime Campus, einen brisanten Fall in Edinburgh. Ein junger, vermögender Mann aus Saudi-Arabien, dessen Vater in der Heimat unter Hausarrest steht, wurde umgebracht, auf dem Parkplatz eines Teppichlagers! Die Aufklärung gestaltet sich nicht einfach, weil auch dessen schottischen Freunde und Geschäftspartner die Wahrheit über ihre Verbindungen nicht preisgeben wollen.

Der 23. Rebus-Krimi von Ian Rankin punktet nicht mit brutalen Morden, wer einen Thriller sucht, ist hier falsch. Der Ex-Detective Inspector ist hin- und hergerissen zwischen der Vaterliebe und der Wahrheit, aber natürlich unterstützt er seine Tochter in jeder Art und Weise und mit seiner beruflichen Erfahrung. Das Verhältnis zwischen den beiden ist nicht einfach, wenigstens entwickelt sich die inoffizielle Zusammenarbeit mit dem im Todesfall Keith ermittelnden Inspector langsam und stetig. In Naver trifft Rebus auf interessante Charaktere, denen er aber mit seinem Spürsinn sehr langsam auf den Grund geht. Man bemerkt, dass Rebus Lungenerkrankung fortschreitet. Aber mit Siobhan Clarke, Rebus früherer Kollegin und jetzigen guten Freundin, hat sich der Autor eine Fortsetzung installiert, sollte Rebus wirklich mal nicht mehr agieren können.
Malcom Fox ist auch wieder mit von der Partie, die vorgesetzte Stelle der Edinburgh Police hat ihn Clarke zur Unterstützung geschickt. Das ist aber nur ein kleiner Vorwand, denn es gibt noch einen weiteren Fall, den er lösen soll, und der hat auch mit Big Ger Cafferty zu tun. Clarke bemerkt natürlich, dass Fox noch an einer anderen Sache dran ist, weshalb sie ihn immer wieder belauert und herauszufinden versucht, an was er arbeitet.
Die drei Säulen von Ian Rankins Rebus-Kriminalromanen sind wieder vereint, wenn auch an zwei unterschiedlichen Stellen. Die Fälle entwickeln sich sehr langsam, aber die Neugierde auf die weiteren Entwicklungen wird hoch gehalten, weshalb es sich auch lohnt, dranzubleiben. Die Verbindungen zwischen den drei Ermittlern kann man am besten verstehen, wenn man vorherige Bücher aus der Rebus-Reihe gelesen hat, aber der Autor lässt immer wieder wichtige Infos in diesem Roman einfließen, die die Verhältnisse erklären.
Mittlerweile weiß man, dass Siobhan Clarke viel von ihrem früheren Vorgesetzten gelernt hat, sie haben eine ähnliche Vorgehensweise beim Ermitteln. Es wird Zeit, dass der Stab endgültig weitergereicht wird und man Clarke und ihre polizeilichen Ermittlungen und Fälle mehr in den Mittelpunkt rückt.

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Ian Rankin: Ein Versprechen aus dunkler Zeit – Ein Inspector-Rebus-Roman (23)
Aus dem Englischen von Conny Lösch
Goldmann Verlag, Vö. 14.06.2022
Hardcover, 512 Seiten
€ 22
eBook € 16,99

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