In München wird gemordet!

Moerderisches MuenchenIngrid Werner legt mithilfe von 20 Autoren mit Mordsmäßig Münchnerisch eine Blutspur durch München. Es geht in nördliche, westliche, südliche und östliche Stadtteile der Landeshauptstadt, und es scheint, dass es sich nirgends raffinierter morden lässt.

Zum Beispiel erzählt uns Martin Arz einen sehr perfiden Mord in der Isarvorstadt mit eigener Situationskomik, Joachim Biedermann lädt uns zur netten, alten Frau in ihren Rosengarten ein, nur langsam entblättert sich, was dahinter steckt – einer meiner Lieblingskrimis aus diesem Buch.
Angela Esser bietet eine „Sendlinger Henkersmahlzeit“ an – ob der Italiener das überlebt? Werner Gerl (High Tech trifft auf zwei Münchener, Lisa Graf-Riemann (von wegen Liebe und so weiter, das hat er jetzt davon!), Ursula Hahnenberg (der Herr Schnitter, das hätte er sich so wohl auch nicht vorgestellt – sehr gelungen erzählt), Thomas Kastura (es beginnt harmlos und endet in einer Lache Blut, noch so eine tolle erzählerische Leistung), Nicole Neubauer, s.a. Moorfeuer, (ein gestohlenes Bild weckt Erinnerungen an einen zurückliegenden Mordfall, der Kommissar kennt sein Schwabing wie seine Westentasche), Manuela Obermeier, Preisträgerin des Festivals „Der erzählte Fall“, (drunt in der greana Au verschwinden Hunde und Frau Winterholler), Ricarda Oertel (der Kauz geht auch in Nymphenburg seinem tödlichen Geschäft nach), Heide Rehn (es geht zurück in die Maxvorstadt von 1919 – atmosphärisch sehr gut beschrieben), Claudia Schlegel (ich wusste gar nicht, dass es so viele Umschreibungen für Diebstahl gibt, und ja, so kann’s gehen, wenn man zu neugierig ist), Ingeborg Struckmeyer (eine thrillerhafte Erzählung um ein Häuschen in Moosach), Ingrid Werner („Ein Wagen von der Linie 8“ vom Weiß Ferdl bildet einen gewichtigen Bestandteil des Krimis mit unerwartetem Showdown) und der Münchener Lokalmatador Moses Wolff. Ich mag seine Geschichten und Lesungen schon länger, aber dass er mir den Jim Morrison in diese mörderische Krimi-Anthologie einwebt, just ein paar Stunden nachdem ich am Grab des The Doors-Frontmann war, fand ich überraschend, eine weitere Lieblingserzählung) nehmen uns mit auf einen blutigen Spaziergang durch das schöne München.
Zu jedem Kurzkrimi gibt es zum Abschluss noch ein Rezept zum Nachkochen (man findet dieses jeweils auch in der vorangegangenen Geschichte), eine gute Idee! Das ein oder andere (Henkers-) Mahl kennt man vielleicht schon, ich werde mir auf jeden Fall unter anderem das Steckerlfischrezept vormerken.

Es wird zwischen den 205 Krimi-Seiten nicht nur gemordet, der (bayerische) Humor blitzt immer wieder gehörig durch. Die eigenwilligen Charaktere (wie könnte es für Bayern anders sein!), überraschenden Wendungen und der mitunter spannungsgeladene Lesestoff ist kurzweilig und lesenswert. Mordsmäßig Münchnerisch stellt eine willkommene Unterhaltung da. Der Lokalkolorit ist nicht übermächtig, deshalb kann sich hier jeder Leser aus den unterschiedlichsten Landesteilen ein paar schöne Stunden damit machen. Und ein weiterer Pluspunkt: Es herrscht Mord und Totschlag innerhalb eines handlichen Buchformats, das man leicht als Reisegepäck einstecken kann.
Noch dazu wird man im Nachgang über die jeweiligen Autoren informiert, die ein oder andere Erzählung bzw. Information lädt vielleicht dazu ein, sich weitere Bücher zu beschaffen.

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Ingrid Werner (Hg.): Mordsmäßig Münchnerisch
Hirschkäfer Verlag, 13.03.2017
12,99 €
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