Ja, ist denn Heiraten ansteckend?

Hochzeitsschwestern

Die drei Schwestern Meg, Amy und Jo, benannt nach Figuren aus dem amerikanischen Klassiker Betty und ihre Schwestern, träumten schon im Kindesalter von einer romantischen, weißen Hochzeit.
Meg, die Älteste, steht nun kurz davor. Ihre Mutter Meryl ist total damit beschäftigt, die Familien bei einem Dinner bei sich zu Hause zusammenzuführen. Dies ist sehr wichtig, denn Meg heiratet einen stinkreichen Schnösel aus prominenter Familie. Seine Eltern hat Meryl gegoogelt. Dabei hat sie gesehen, dass seine Mutter keineswegs eine liebreizende ältere Dame ist, sondern jemand, der schon frühzeitig und dann regelmäßig mit Botox Bekanntschaft gemacht hat. Das setzt ihr etwas zu, denn Meryl ist ganz einfach bodenständig und normal. Unterstützung bekommt sie nicht viel. Die Großmutter der drei jungen Frauen will keine liebreizende Granny sein, sie ist eine störrische alte polnische Zuwanderin, die keineswegs um der lieben Enkelinnen willen ihr Fernsehprogramm unterbricht. Auch Meryls Mann ist ihr keine Hilfe. Er ist und bleibt ein – zwar liebenswerter – Eigenbrötler, der sich aber lieber seinen Büchern und Schülern auf dem College widmet als Hochzeitsvorbereitungen.

So ist die Mutter also absolut unter Strom. Das Ganze wird noch besser, als Amy, die Zweitgeborene, die schon immer auf Meg, die schöne Erfolgreiche eifersüchtig war, ganz plötzlich auch einen Antrag von ihrem langjährigen Freund bekommt. Hugh, der Vater bekommt es mit der Angst zu tun. Schließlich ist er kein Großverdiener, sondern einfach Lehrer, wie soll er die Hochzeiten der Mädchen finanziell stemmen? Letztendlich kommt nun auch Nachzüglerin und Nesthäkchen Jo daher – eigentlich lesbisch – doch von ihrer Freundin verlassen, schlüpft sie bei einem guten Freund unter und findet Gefallen am Zusammenleben mit ihm. Schnell bekommt sie auch einen Heiratsantrag. Das Ganze wird ein Riesentohuwabohu, man kommt zu dem Schluss, am schönsten – und billigsten – wird es, wenn man eine große, gemeinsame Hochzeitsfeier ausrichtet.
Was danach folgt, ist eine Aneinanderreihung von Rückblenden aus der Kindheit, von Anekdoten, wie die Einzelnen zueinander fanden, von überraschenden Wendungen und ein paar großen Ereignissen im Familienclan. Das alles ist witzig und spritzig geschrieben im Stil von amerikanischen Screwball-Comedies und könnte rasant von Woody Allen verfilmt worden sein. Ich kann sowieso nicht anders, als mir das Elternpaar Meryl und Hugh als intellektuelles Ehepaar in New York als Diane Keaton und Woody Allen vorzustellen, wie im Film Manhattan.

Dieses Buch lässt sich absolut gut weglesen, wenn man das Genre „Frauenliteratur“ und lockere, leichte Bücher mag. Ich war regelrecht gespannt gegen Ende des Buches, und ich habe sogar ein paar Tränchen aus den Augenwinkeln gewischt. Wenn man wie ich noch dazu aus einem „Dreimäderlhaus“ stammt und zwei von drei Schwestern in ein und demselben Jahr heiraten: Pflichtlektüre!

Die 1971 in Philadelphia geborene Jamie Brenner studierte Literaturwissenschaften an der George Washington University. Heute ist sie Autorin und lebt mit ihrer Familie in New York.

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Jamie Brenner: Die Hochzeitsschwestern
Goldmann Verlag, 17. April 2017
448 Seiten
Taschenbuch 10,00 Euro
Kindle Edition 8,99 Euro

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