Eine verrückte Idee

 

austen-grahamsmith_stolz-vorurtei-zombiesGanz England wird von Zombies überschwemmt. Mittendrin bewegen sich wie im Original von Jane Austens Stolz und Vorurteil die Familien Bennet und Lucas. Seth Grahame-Smith, der Co-Autor von Stolz und Vorurteil und Zombies, lässt die fünf Töchter der Familie Bennet zu in China ausgebildeten und kampferprobten Zombie-Jägerinnen mutieren. Jane, Elizabeth, Mary, Catherine und Lydia sind in Hertfordshire als vom Königreich anerkannte Kämpferinnen gegen die aus ihren Gräbern kriechenden Zombies unterwegs. Nichtsdestotrotz versucht Mrs. Bennet ihre Brut zu verheiraten. Nicht immer gelingt ein derartiges Unterfangen auf Anhieb, und es gibt so manche Irrung und Verwirrung. Mr. Bennets Augenmerk liegt eher darauf, dass er seine Töchter lebend durch diese gefährliche Zeit bringt, und so stählt er sie durch Kampfertüchtigungen in ihrem eigenen Dojo.
Es fehlen natürlich auch nicht der Cousin der Mädchen, Mr. Collins, das in Meryton stationierte Militärregiment mit den attraktiven Soldaten, die gegen das Böse kämpfen und deren Särge aufspüren und vernichten. Und ohne den schüchternen und lenkbaren Mr. Bingley samt Schwestern und ohne seinen Freund, den stolzen Mr. Darcy, wäre diese Erzählung nicht denkbar. Auch Mr. Darcy wird in der Neuauflage als aufrechter Bezwinger der Zombies dargestellt.
Außerdem gibt es den einen oder anderen Ball, damit die Familien der Hertfordshire-Gesellschaft ihre Geselligkeit zur Schau stellen können. Eines dieser Amüsements endet allerdings in einem Massaker der Wiedergänger, die sich besonders an den Gehirnen ihrer Opfer laben – oder später in Ermangelung daran auch schon mal an Blumenkohlköpfen.

Bei der Auswahl dieser Lektüre sprach mich vor allem der bekannte Lesestoff mit Verquickung von Zombies an. Das klang einfach herrlich verrückt. Stolz und Vorurteil und Zombies ist eine Parodie. Die Beschreibung des zu bildenden Pentagramms der Schwestern gegen das Böse, das Umdichten der Lebensumstände von Carolyn Lucas oder auch die Ninjagarde von Lady Catherine (Tante von Mr. Darcy) sind es wert, gelesen zu werden. Es wird schonungslos umformuliert, zum Beispiel wird aus Janes Grippe eine Verletzung durch den Kampf mit einem Wiedergänger, und ganz selbstverständlich wird Sushi serviert. Auf der Strecke bleiben auch nicht die sarkastischen und voluminösen Zwiesprachen und Gedanken von Elizabeth und Mr. Darcy. Aber genauso rührend wird das langsame Erkennen der gegenseitigen Anziehung und Vorurteile beschrieben, die ich auch schon vom Original her kenne. Ein besonderes Element in diesem Buch sind auch vereinzelte Schwarz-Weiß-Zeichnungen, die zumeist Zombies im Kampf mit den Protagonisten zeigen.

Das Buch ist ein Abklatsch des Originals mit einer gehörigen Portion Untoter. Muss man sich dafür begeistern? Nein, aber ich konnte mich davon überzeugen, dass es eine kurzweilige Lektüre ist. Vielleicht würde der eine oder andere Leser Stolz und Vorurteile nie zur Hand nehmen, der gleiche kann sich aber vielleicht für Stolz und Vorurteile und Zombies erwärmen. Die Fortbildung im Bereich der führenden Literatur des 19. Jahrhunderts ist jedenfalls gewährleistet.
Die imaginäre Zusammenarbeit zwischen Jane Austen und Seth Grahame-Smith war gedeihlich, sie hat der Geschichte eine gehörige Portion Unterhaltungswert mitgegeben (und das sagt eine, die sonst nichts mit Zombies am Hut hat).

Erwähnenswert finde ich, dass Stolz und Vorurteil und Zombies verfilmt werden soll. Das online-Portal diezukunft weist darauf hin: „Jane Austen goes Zombie“ und „Die Bennets im Anmarsch„.
Vielleicht werde ich mir diesen Film ansehen, aber wahrscheinlicher ist es, dass ich wieder auf die Verfilmung von Stolz und Vorurteil mit Keira Knightley zurückgreife. Der Stolz, die Vorurteile und der zeitweilige Kitsch sind einfach umwerfend.

 

:buch:  :buch:  :buch:  :buch:  :buch2:

 

Jane Austen, Seth Grahame-Smith: Stolz und Vorurteil und Zombies
Heyne Verlag, 3. Mai 2010
Taschenbuch , 480 Seiten
€ 8,95
diezukunft EBook € 7,99
Amazon ab € 7,99

(2841)