Spiritualität und Mord?

1968 fanden in Paris mehrfach Studentenproteste statt. Die Studenten kämpften u.a. für bessere Studienbedingungen bzw. gegen die schrecklichen Zustände an Schulen. Es folgte auch die Diskussion Intellektuelle vs. Arbeitergesellschaft. In all diesem Chaos lernen wir den Studenten Hervé kennen, der mitten im Demogeschehen ist und mit seinen Freunden auch Barrieren aufbaut. Eines Tages findet er seine ermordete Mitstudentin Suzanne auf – sie hängt in einer Yogapose von der Decke ihrer Wohnung.

Noch völlig im Schockzustand, informiert Hervé seinen Halbbruder Mersch, der bei der Pariser Polizei arbeitet. Beide fangen bald an zu ermitteln und stoßen auf Suzannes Freundin Nicole. Es bleibt jedoch nicht bei der einen Leiche. Auch die zweite Frau wird in einer Yogapose gefunden und kannte Hervé. Die Ermittlungen der drei führen bald ins spirituelle Indien, und schnell wird klar, dass Hervé irgendwie im Zentrum allen Geschehens steht, doch warum?

Die Studentenproteste in Paris sind ein interessantes Setting, doch durch die etwas weitschweifige Beschreibung der Arrondissements und Straßenschluchten am Anfang des Romans wird es etwas unübersichtlich, und man kommt in die Geschichte nicht so gut rein. Die drei Hauptprotagonisten sind mir anfangs nicht wirklich sympathisch, doch nach und nach lernt man sie kennen, und sie wirken durchaus glaubhaft. Es liest sich wirklich gut durch, nach dem etwas schwierigen Einstieg bleibt es dann durchweg spannend, und ich konnte das Buch schwer aus der Hand legen. Eine kleine Triggerwarnung gebe ich trotzdem aus: Die Leichenbeschreibungen sind wirklich sehr brutal, ich habe da ab und an ein paar Absätze nur überflogen. Ich würde den Splatterfaktor so bei 7-8 von 10 setzen. Grangé versteht es, mit klugen Sätzen schön die Atmosphäre zu verdichten. Ab und an wird die Sprache etwas derb, das hätte ich jetzt nicht so gebraucht. Wir reisen auch ins spirituelle Indien, wo es viel um Hinduismus und Sektenbildung geht. Vielleicht wäre auch ein kleines Glossar bzgl. der ein oder anderen Begrifflichkeit angebracht, für alle, die sich mit Begriffen wie Karma, Reinkarnation oder Yoga nicht ganz so gut auskennen.

Ich fühlte mich bis auf ein paar Schwächen in der B-Note von Jean-Christoph Grangés Blutrotes Karma sehr gut unterhalten, besonders der Indien- und Hinduismusbezug hat mir gut gefallen. Der Roman ist für alle etwas, die Thriller mögen, nicht zart besaitet sind, die Interesse an den 60er Jahren haben und etwas esoterisch angehaucht sind.

:buch: :buch: :buch: :buch: :buch2:

Jean-Christoph Grangé: Butrotes Karma
Übersetzung von Ina Böhme
Klett-Cotta, Vö. 19.10.2024
608 Seiten
26 EUR

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