Gespräche mit Kriminellen

Gangsterblues_coverJoe Bausch, erfahrener Arzt in der JVA Werl und Schauspieler, erzählt mit seinem zweiten Buch Gefängnisblues teils wahre, teils fiktive Erlebnisse aus seinem Arbeitsalltag. Mörder, Dealer, Betrüger, Vergewaltiger und andere Kriminelle sind seine Patienten, sie erzählen ihm aus ihrem Leben, haben diese oder jene Geschichte gehört oder versuchen ihn für ihre Zwecke zu benutzen. Aber der Mediziner ist schon zu lange in dem Metier, um sich was vormachen zu lassen – aber manchmal wird er auch überrascht.

Der Autor erzählt mit einem großen Maß an Neutralität von seinen Patienten, die zu ihm auf die Krankenstation kommen oder die er in den jeweiligen Zellen besucht. Es ist wieder einmal ein kleiner Einblick in eine abgeschlossene Welt, ähnlich aufbereitet wie bei Knast. Es sind keine mitreißenden, aufgebauschten Geschichten, sondern Berichte über Inhaftierte, die sich während ihrer langjährigen Haft mit der Vergangenheit auseinandersetzen oder die sich als Negativbeispiele beweisen. Sie handeln unter anderem von drei alternden Gefangenen, die ihre eigenen Pläne für die Freiheit haben oder von einem Mann, der das Schicksal hatte, ein Bruder zu sein. Es geht aber genauso um Zwillingsforschung, um Frauen im Dienst des Justizvollzugs, Sicherungsverwahrung oder Psychosen.

Die zwölf Geschichten kann man gut zwischendurch lesen, sie sind allerdings keine Pageturner. Das erzählende Sachbuch wartet mit interessanten und informativen Abläufen aus dem Knastalltag auf. Ich bin schon gespannt auf die True-Crime-Night am 31. März mit Joe Bausch, die das Krimifestival München veranstaltet.

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Joe Bausch: Gangsterblues – Harte Geschichten
Ullstein, Vö. Oktober 2018
224 Seiten
20 €

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