Der schwedische Forrest Gump?

Im November 2013 erschien das zweite Werk von Jonas Jonasson, „Die Analphabetin, die rechnen konnte„, gerade pünktlich zur Weihnachtszeit in Deutschland. Nach seinem ersten Erfolg mit dem „Hundertjährigen“, stieg auch die „Analphabetin“ nahezu umgehend an die Spitze des Bestseller-Treppchens. Sein zweites Werk wollen wir euch bald vorstellen, daher zur Einstimmung hier eine Review zu seinem Erstlingswerk, dem „Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand„, der mittlerweile sogar sehr erfolgreich verfilmt wurde.

Der älteste Mitbürger von Malmköping wird 100 Jahre alt. Die lokale Presse, der Bürgermeister und das Pflegeheim sind schon in Aufruhr und bereiten sich auf das Spektakel vor. Nicht so Allan Karlsson, der Hauptdarsteller dieses Ereignisses. Der Hundertjährige hat keine Lust auf diese Art von Feierlichkeiten und macht sich kurzerhand aus dem Staub, indem er aus dem Fenster klettert.

Am nächstgelegenen Busbahnhof angekommen bucht er eine Busfahrt, als ihn ein junger Mann anspricht und ihm seinen Koffer aufdrängt, um darauf aufzupassen, während er austritt. Als Allans Bus währenddessen wegzufahren droht, handelt er kurzentschlossen und nimmt den Koffer einfach mit. Was er nicht ahnt ist, dass dieser sehr wertvoll ist und ihm bald nicht nur die Kriminellen, die sich den Inhalt illegal angeeignet haben, auf den Fersen sind, sondern dass er ganz Schweden mit seiner Flucht aus dem Altersheim in Aufruhr versetzt.

Wie der agile Hundertjährige eine Leiche entsorgen muss, mit einem Elefanten zusammentrifft und vieles mehr, schildert der Autor Jonas Jonasson auf 416 Seiten. Im Verlauf der Geschichte blendet er immer wieder zurück auf vergangene Ereignisse aus Allans Leben. Nach und nach lernt der Leser so einen liebenswerten, mittlerweile sehr alten Herren kennen, der schon so einiges mitgemacht hat. Er hat nicht nur eine Menge fremder Länder bereist und verschiedene Politiker getroffen (die ihn aber eigentlich nur dann wirklich ernsthaft interessierten, falls sie für ein Saufgelage zu haben waren), er hat auch fundiertes Wissen über den Bau von Atombomben und das Brennen von Schnaps aus Ziegenmilch. Ja, er war sogar einmal – eher ungeplant – Geheimagent.

Das Erstlingswerk von Autor Jonas Jonasson ist eine einzige erheiternde Konstellation aus Missverständnissen, der herrlich flapsigen, unbedarften Art von Allan und der Verfolgungsjagd. Ich habe bei der Lektüre vom „Hundertjährigen“ oftmals schmunzeln müssen und teilweise sogar laut losgelacht. Aber das Buch ist nicht nur auf die schnelle Unterhaltung für zwischendurch ausgelegt. Wer tiefer hineinliest, merkt bald, dass das Buch anregt, das Leben zu entschleunigen, nicht immer alles planen zu wollen und am Ende vielleicht viel glücklicher zu sein als bei einem Leben nach strengem Plan. Vielleicht ist es diese Gelassenheit, die Allan so sympathisch macht.

Fazit: Dieses Buch stand schon lange auf meiner „To-Read“-Liste. Wem es ebenso ergeht, dem kann ich nur raten: Zögert nicht weiter, das Buch ist sein Geld mehrfach wert. Ja, durchaus erinnert das Buch ein wenig an Forrest Gump, allerdings wird hier im Wesentlichen die Liebesgeschichte durch die Verfolgungsjagd ersetzt, was auch in der Gegenwart die Spannung erhält. Aber ich möchte hier keinen Vergleich aufstellen, kann jedoch allen Fans von Forrest Gump auch zu diesem Buch raten.

Beenden möchte ich diese Rezension mit einem Zitat aus dem Buch, das es treffender nicht beschreiben könnte: „Da sieht man mal wieder, wie sinnvoll es ist, morgens nicht lange herumzuraten, wie der Tag wohl enden wird.“

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Jonas Jonasson – Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand
carl’s books, 08/2011
416 Seiten (broschiert)
ca. 14,99 €, Amazon.de

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