Kultur-Clash vom Feinsten

Victor ist ein radikaler, rechtsgesinnter Galerist, der nur an einem interessiert ist: Geld. Erfolgreich hat er sich in die bekannte Galerie von Herrn Alderheim eingenistet und wartet eigentlich nur darauf, dass Alderheim stirbt und seiner Tochter Jenny seine Galerie überlässt.
Allerdings hat Victors Noch-Chef einen Spezialauftrag für ihn: Eine Dienstreise nach Afrika! Ein Albtraum für Victor, doch er tritt mit seinem Sohn Kevin die Reise an, um ihn in der Savanne einfach auszusetzen. Diese unglaubliche Tat ist die Initialzündung für eine Reise mit Wiederkehr, zahlreichen Verwicklungen und vielen skurrilen Figuren, wie zum Beispiel eine Ziege oder Wurfkeulen schwingende Massaikrieger.

Wer schon einmal einen klassischen Jonasson gelesen hat, dem dürften die vielen verschiedenen Erzählstränge nicht fremd sein. Was am Anfang vielleicht etwas chaotisch erscheint, verdichtet sich nach und nach zu einer logisch nachvollziehbaren Geschichte, in der man immer den Durchblick behält.

Jonasson stellt seine Figuren grundsätzlich überspitzt dar, sodass man natürlich über Stereotype nachdenken muss. Der Massai wird zwar als nett, aber auch sehr traditionell dargestellt. Im Gegenzug dazu bekommt aber auch der Nationalist und Frauenhasser Victor Fett weg. Aber der Schwede nimmt auch seine Mitbürger in Schweden aufs Korn. Das dieses Zusammenwerfen eine Gratwanderung darstellt, sollte klar sein. Daher verbuche ich dies unter Satire. Die Symbiose von Schweden zu Afrika gelingt und mittendrin die Expressionismus-Künstlerin Irma Stern, die 1894 in Südafrika geboren und 1966 in Kapstadt verstorben ist.

Nachdem Die Analphabetin, die rechnen konnte bei mir nicht so gut angekommen war, ich jedoch die anderen Vorgängerbücher verschlungen hatte, war ich gespannt, was Jonasson bei Der Massai, der in Schweden eine Rechnung offen hatte zur Sprache bringen würde. Ich war überrascht von der skurrilen Geschichte und ihren Protagonisten. Die Story ist neu, da hier Politik nur am Rande und im weiteren Sinn eine Rolle spielt. Wen das an den Vorgängerbüchern etwas gestört haben könnte, sollte es auf jeden Fall mit Der Massai, der eine Rechnung offen hatte nochmal versuchen. Durch seine schwarzhumorige Art versteht es Jonasson, alle um den Finger zu wickeln – absolut lesenswert.

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Jonas Jonasson: Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte
Aus dem Schwedischen von Astrid Arz
C. Bertelsmann Verlag, Vö. 26.10.2020
Hardcover, 400 Seiten
22,00 EUR

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