Blut, Ehre und Intrigen

Die Inseln von Dara befreien sich von den langen Jahren der Unterdrückung durch die Herrschaft des Kaisers. Zwei Männer werden zu den Gesichtern der Rebellion. Kuni Garu, ein Taugenichts aus einfachen Verhältnissen, und Mata Zyndu, Sohn eines unter der Herrschaft des Kaisers in Ungnade gefallenen Adligen. Im Angesicht des Krieges stehen sie zueinander, nennen sich Brüder und trotzen allen Gefahren. Doch als es gilt, die Nachfolge über das zurückeroberte Reich zu klären, werden sie zu Todfeinden. Es folgen Intrigen, ausgeklügelte militärische Taktiken und ein unvergleichliches Blutvergießen. Auch die Götter werden nicht ruhen, bis ihr Favorit in diesem Kampf gesiegt hat, und scheuen dafür keine Grausamkeiten …

Die Geschichte beginnt noch in Kunis und Matas Kindheit, überspringt immer wieder viele Jahre und führt den Leser so langsam hin zum aktuellen Geschehen. Fragt man sich zunächst noch, wo dies doch hinführen möge, so werden die Fäden später doch geschickt zusammengefügt und machen Die Schwerter von Dara zu einem unvergleichlichen Epos. High-Fantasy der Extraklasse! An einigen Stellen fast ein wenig zu komplex, es drängt sich unweigerlich der Gedanke auf, ob dieses eine Detail nun wirklich noch wichtig ist für den Verlauf der Handlung. Aber ja, auch dieses Detail wird zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgegriffen werden. Etwas gewöhnungsbedürftig ist Ken Lius Schreibstil (oder vielleicht auch nur die deutsche Übersetzung). An vielen Stellen schreibt er zu sachlich, um wirklich Spannung aufbauen zu können. Der Roman liest sich dann eher wie die Annalen lang vergessener Königschroniken. Das hat seinen eigenen Charme, ganz klar, könnte allerdings so manchen Leser nach den ersten 50 Seiten des nicht ganz schlanken Werks abschrecken. Was über den gesamten Roman hinweg leider gefehlt hat, war eine detaillierte Karte von Dara. Und leider erst jetzt im Nachhinein habe ich auf Ken Lius Website auch eine solche, vom Autor selbst zuvor skizzierte Karte entdeckt. Sie existierte bereits vor den Geschichten um Dara, und ich will sie euch natürlich nicht vorenthalten. Sorry, Droemer, aber seitenlange Personenbeschreibungen sind mir bei weitem nicht so wichtig wie eine so liebevoll gestaltete Karte, zumal schon existent! Aber vielleicht könnte das ja in Band 2 der Legenden um Dara nachgeholt werden. Dieser ist im englischen Original bereits Anfang Oktober erschienen. Es bleibt abzuwarten, an welcher Stelle dieses Epos fortsetzen wird und welchen Grausamkeiten die Protagonisten dann begegnen müssen …

Quelle: http://kenliu.name/binary/Dara_Map_final.jpg

Ken Liu stammt aus China, lebt allerdings seit seinem zehnten Lebensjahr in den USA. Er selbst schreibt Fantasy-Romane, übersetzt aber auch vom Chinesischen ins Englische und ist der Poesie sehr zugetan. Er arbeitet außerdem als Anwalt und Programmierer, zwei Berufe, die sich seiner Ansicht nach gar nicht so sehr unterscheiden. Für Die Schwerter von Dara erhielt Ken Liu den Locus Award (jährlich vom amerikanischen Fachmagazin Locus vergebener Literaturpreis für Science-Fiction und Fantasy) in der Kategorie „Bestes Debüt“.

Ken Liu – Die Schwerter von Dara: Seidenkrieger
DroemerKnaur Verlag, 01. September 2016
736 Seiten
19,99 €

Website des Autors

(3309)