Die Götter sind zurück!

coverAERA.do2019 hat sich die Welt grundlegend geändert. Zum Jahreswechsel 2011/ 2012 kehrten die Götter auf die Erde zurück. In den folgenden Jahren haben sie sich immer mehr etabliert: Es wurden Tempel gebaut, Anhänger der Religionen Christen- und Judentum sowie der Islam wurden mittels blutiger Schlachten in die Flucht geschlagen und bis heute unterdrückt. Die Städte erhielten ihre ehemaligen Namen zurück, z.B. Hamburg, welches jetzt Treva heißt. Einzig der Papst in der Vatikanstadt wird von den Göttern geduldet und beherbergt die letzten übrig gebliebenen Anhänger des Christentums. Der Ermittler Malleus Bourreau ist Atheist und arbeitet für Interpol, spezialisiert auf Fälle mit göttlichem Hintergrund. Er hat somit allerhand zu tun. Sein aktueller Fall: Weltweit verschwinden religiöse Artefakte aus unterschiedlichen Kulturen, die Diebe sind dem Ermittler jedoch immer einen Schritt voraus, und Leichen pflastern ihren Weg. Doch das ist nicht das einzige Problem für Bourreau. Ein Stalker, der sich selbst als Beschützer des Agenten sieht, überwacht ihn auf Schritt und Tritt. Kann Malleus Bourreau den Fall lösen und seinen Stalker entlarven?

Was wie eine Theorie eines Verschwörungstheoretikers klingt, ist im neuesten Roman von Markus Heitz wahr geworden. Von Anfang an fand ich die Thematik, dass die heidnischen Götter wieder die Erde bevölkern, äußerst reizvoll. Die Voraussetzungen standen immerhin gut: Ein bisschen apokalyptische Weltenordnung, ein rücksichtsloser Atheist, der Fälle mit göttlichen Fügungen aufzuklären versucht. Das Buch ist in kürzere Episoden aufgegliedert, dies rührt daher, dass diese bereits einzeln als Ebooks herauskamen, die in der Paperbook-Version nun zusammengefasst wurden. Einen sehr guten Einstieg bietet AERA dadurch, dass ein Interview und diverse Zeitungsartikel abgedruckt sind, die einen groben Abriss der Jahre 2012-2019 bieten. Allerdings wird schnell klar: Die Geschichte wirkt ein wenig chaotisch. Man fühlt sich etwas von den vielen verschiedenen Entitäten erschlagen, denn die Zahl der unterschiedlichen Gottheiten ist groß. Im Quellenverzeichnis von AERA sind allerdings zum Großteil nur Wikipedia-Einträge verzeichnet, was in meinen Augen ein wenig dürftig bezüglich der Recherche wirkt. Wiederholungen sind bei Heitz leider an der Tagesordnung: Zum Beispiel ist sein Hauptdarsteller Bourreau leidenschaftlicher Zigarrenraucher, was der Autor ein wenig zu oft wiederholt. Desweiteren ist die Geschichte mit vielen Klischees gespickt: Denn man mag es kaum glauben: Auf den mürrischen Interpol-Ermittler fliegen die Frauen nur so. Egal, welches Land, jung oder alt: Die Frauen lieben ihn einfach. Die anderen Fälle, die der Protagonist so schnell mal nebenher abarbeitet, wirken wie solche von CSI: Ein oder zwei Tage an einem Ort, schwupps, Bourreau hat eine Spur, die auch immer zum Ziel führt. Die Story bleibt trotzdem kurzweilig und durch die Gottheiten interessant, allerdings gewinnt sie nicht den Tiefgang, den ich mir erhofft hatte.

Markus Heitz, 1971 geboren, wurde bereits mit dem Deutschen Phantastikpreis ausgezeichnet und hatte mit dem Roman Die Zwerge den großen Durchbruch. Seine Werwolf- und Vampirromane haben sich auch sehr gut verkauft, und Hr.Heitz stellte sich bereits unseren neugierigen Fragen. Link zum Interview

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Markus Heitz – AERA: Die Rückkehr der Götter
Droemer Knaur Verlag, 02.11.2015
784 Seiten
Gebundene Ausgabe
9,99 Euro
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