Die Frau auf dem Scheiterhaufen und das kalte Mädchen

Moorfeuer

Im Freisinger Moor wird eine weibliche, verkohlte Leiche gefunden. Sie wurde auf einem Scheiterhaufen verbrannt wie eine Hexe im Mittelalter. Um den Hals trägt sie ein mysteriöses Amulett. Man holt die Münchner Mordkommission hinzu, die Kommissare Michael Waechter, Hannes Brandl, Elli Schuster und den Hüter des Schweigens. Schnell führt eine Spur zu einem alten, verkommenen Haus mitten in der Einsamkeit des Moors, und es stellt sich heraus, die Leiche ist Eva Nell, die Mutter von Maret Lindner, die zusammen mit ihrer Tochter und ihrem Mann hier draußen wohnt. Frau Nell verdiente ihren Lebensunterhalt mit Kartenlegen, Tarot und ähnlichen „Hexenkünsten“. Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass es in dem alten Haus spukt. Unheimliche Geräusche, heimlich angebrachte Drudenzeichen, Luftzüge im Zimmer, und die kleine Tochter wird nachts von einem „kalten, toten Mädchen“ heimgesucht.

Nach und nach kommen die Kommissare, allen voran Hannes Brandl, der irgendwie eine Affinität zu der zarten Maret nicht verbergen kann, einer gewissen Kuriosität auf die Spur: Hier in der Gegend ist vor vielen Jahren schon mal jemand durch Feuer umgekommen, und auch damals ist ein kleines Mädchen gestorben. Die Leute sagen, damals starben Kinder halt einfach. Dem war aber nicht so: Ein Hexenbanner war in der Gegend unterwegs, und er hat die Familie so oft aufgesucht, bis eines Tages das kleine Mädchen starb. Und Kuriosum Nummer zwei: Das kleine Mädchen war die Schwester der Toten.

Es ist ein verwirrender Fall, zu dem die Münchner hier herangezogen werden. Aber obwohl jeder der Ermittler privat auch gerade am Kämpfen ist – mit Brandls neuer Beziehung steht es nicht zum Besten, Waechter resigniert nach wie vor an dem Müll in seiner Wohnung, und Elli überlegt, sich in ihre alte Heimat zurückversetzen zu lassen -, zeigt er vollen Einsatz. Brandl gibt nicht auf, obwohl er eigentlich von dem Fall abgezogen wird, und fast wird ihm das zum Verhängnis.

Ganz lange bleibt man wirklich ahnungslos, wer denn nun der Täter ist. So viele Charaktere wurden angelegt, zuerst scheinen sie sympathisch, dann bröckeln die aufgesetzten Fassaden. Ist es die Tochter der Toten, die damit das Haus erbt? Ist es der Ehemann, der genug von dem schauderhaften Landleben hat? Ist es der Ex-Ehemann der Toten, der immer noch, obwohl lange geschieden, finanzielle Verpflichtungen hatte? Und was hat es denn nun mit diesem mysteriösen Grusel-Spuk auf sich? Die Geschichte löst sich wirklich erst ganz am Ende auf, bleibt spannend bis zum Schluss. Ich freue mich auf den nächsten Fall, darauf, wie die Figuren von Waechter, Brandl und Elli weiterentwickelt werden, und ob eines Tages der Hüter des Schweigens zu sprechen beginnt.

Nicole Neubauer arbeitete in einer Wirtschaftskanzlei und ist nun freiberuflich tätig als Autorin, Lektorin und Rechtsanwältin. „Moorfeuer“ ist der zweite Band einer Reihe um ein Ermittlerteam in München. Nicole Neubauer lebt in München.

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Nicole Neubauer: Moorfeuer
Blanvalet Taschenbuch Verlag (18. Januar 2016)
416 Seiten, 9,99 Euro
Kindle Edition 8,99 Euro

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