Ereignisreich

Rob Halford ist in der Heavy-Metal-Welt ein bekannter Name und gleichlautend mit Judas Priest, über 50 Millionen verkaufte Alben und unzählige Awards sind aussagekräftig genug. Halford erzählt seine Lebensgeschichte in Ich bekenne, eine abwechslungsreiche Autobiographie, in der er uns seine private wie öffentliche Seite zeigt. Er konnte sich sehr lange nicht zu seiner Homosexualität bekennen, da ist es nicht verwunderlich, dass er zu Drogen griff. Er probierte sich auch als Solokünstler, und er hat zu sehr vielem nicht Nein gesagt.

Anfangs konnte ich es gar nicht glauben, Rob Halford – 70 Jahre? Wow, das hätte ich nicht gedacht, das zuletzt erschienene Album Firepower (Rezension) klingt sehr frisch – obwohl er im Buch zugibt, dass die Aufnahmen nicht mehr so locker-flockig vonstatten gehen. Und genau das rechne ich dem Frontmann von Judas Priest hoch an, er ist ehrlich und schrieb seine Autobiographie ungeschönt – so liest es sich jedenfalls für mich. Mr. Halford nimmt die Leserschaft auf eine Zeitreise mit, die 1951 in Walsall im Black Country of England seinen Anfang nimmt. Bereits mit zehn Jahren ist ihm klar, dass er sich zu Männern hingezogen fühlt. Das wird ihn die nächsten Jahrzehnte quälen, erst spät outet er sich eher zufällig. Auf seinem Weg von der Schule zur Musik passiert viel, auch nicht so Schönes. Deep Purple und Led Zeppelin gehören zu seinen Heroen, allerdings wird er sich später auch für Pop und Rock interessieren, aber letztendlich ist der Heavy Metal seine Welt, und dafür lebt er. Ich begleite ihn durch eine bewegte Zeit über die 70er Jahre hinaus bis ins Hier und Jetzt und bin immer wieder überrascht, wie er so manche Tragik übersteht und Stärke zeigt. Dazwischen lässt er aber immer wieder Witz und Ironie zu, das würzt die Geschichte. Die Blicke ins Backstage und Tourneeleben sind interessant, und auch wie es dazu kam, dass er zwölf Jahre auf Solopfaden wandelte und am Ende doch wieder bei Judas Priest angekommen ist. Seine Wege kreuzen sich mit bekannten Namen, Andy Warhol, natürlich Lemmy Kilmister etc. Die Band spielt bei Live Aid und anderen bekannten Festivals. Dazwischen gibt es immer wieder Alkohol, Tabletten und Drogen sowie die schnelle Befriedigung auf Trucker-Toiletten.
Ich bekenne ist eine sehr wechselvolle Autobiografie, die nicht langweilig ist. Hier kann man sich schon mal abends verlieren und um 1 Uhr nachts feststellen, dass es spät geworden ist – der früheren Nachteule Rob Halford würde das jedenfalls gefallen.

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Rob Halford: Ich bekenne – Die Autobiografie des Sängers von Judas Priest
Aus dem Englischen von Stephan Glietsch, Philip Bradatsch
Heyne Hardcore, Vö. 15.03.2021
Hardcover, 528 Seiten
24 €

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