Im Jetzt und im Gestern
Im Paradox Hotel ticken die Uhren anders. Denn hier bucht man keinen Tagesausflug in die nähere Umgebung, sondern eine Flugreise in die Vergangenheit. Ein Dutzend verschiedene Epochen stehen den Gästen zur Verfügung, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Doch dann entdeckt die Sicherheitschefin January Cole einen Mord im Hotel, und sie beginnt zu ermitteln. Das ist allerdings nicht so einfach, wenn noch nicht einmal klar ist, wann der Mord überhaupt geschehen ist – in der Vergangenheit, der Gegenwart oder gar erst in der Zukunft?
Laut den Pressetexten sollte es eine geschichtliche Verbindung von „Zeitreise“ und „Mordermittlung“ in Paradox Hotel zu lesen geben. Dazu kommen noch geschäftliche Machenschaften, die damit einhergehen, dass das Hotel zum Verkauf steht. Unterschiedliche vermögende Interessenten bringen die Abläufe im Haus durcheinander, ganz abgesehen von den kleinen Dinosauriern, die plötzlich durch die Lobby laufen, oder der eingestellte Reisebetrieb. Dazu kommt die Hauptperson, Sicherheitschefin January Cole, die bereits von der Zeit losgelöst ist und in die Zukunft schauen kann. Die vielschichtige personelle Aufstellung des Hotels sollte viele Möglichkeiten und damit guten Lesestoff bieten. Leider hat das bei mir nicht zum erhofften Lesevergnügen geführt. Ich bin hin- und hergerissen zwischen den Handlungssträngen und den Zeitverschiebungen. Der Plot der Mordermittlung geht leider immer wieder unter, und die einmal aufgebaute Spannung verliert sich, denn January Cole steht vor dem nächsten Problem. So manches Mal will ich das Buch endgültig zur Seite legen, gebe ihm dann aber doch wieder eine Chance.
Die Charaktere sind gut erdacht und bieten Erzählpotential. Das Zusammenwirken aller ist konfliktgeladen durch Geschehnisse in der Vergangenheit und im Jetzt. Man darf die Verbindungen und persönlichen Geschichten nicht aus dem Kopf verlieren, diese Übersicht verlor ich allerdings in der Buchmitte, das war das Aus. Zu viele Aufs und Abs, manches Durcheinander, das Interesse sank gen Null den Abschluss des Romans zu erfahren. Aber vielleicht ergeht es euch ja anders mit diesem Buch.
Rob Hart: Paradox Hotel
Aus dem Amerikanischen von Michael Pfingstl
Heyne Verlag, Vö. 14.09.2022
Paperback, 448 Seiten
15 €
(569)