Evtl. werden Träume wahr

Vintage QueenNiederlande, die 1950er Jahre: Koko ist ungewollt: vom Vater und von der Familie ihrer Mutter. Sie wächst daraufhin mit deren ein- und ausgehenden Männerbekanntschaften in Amsterdam auf. Die Kindheit verbringt sie damit, sich selbst ihre Traumwelt zu erschaffen: Draht, Stoff und Nähkünste ergeben fantasievolle Bühnenbilder, wenigstens da hat die Mutter gute Anlagen vererbt. Die Hauptakteurin strebt früh nach Unabhängigkeit, und diese kann sie durch ihr Gespür für Trends erreichen: In der Flower-Power Zeit verschafft sie sich durch das Nähen von Blümchenhosen erste kommerzielle Erfolge und macht sich einen Namen in der Hippie-Welt. Im Reich des von Männern dominierten Secondhand-Handels bewährt sie sich, entkommt dem freudlosen Zuhause und steht bald auf eigenen Füßen. Sie schafft es sogar, ihre eigene Boutique für Vintage-Mode zu eröffnen. Es ist eine ereignisreiche und einträgliche Zeit. Allerdings geht es meist nicht nur aufwärts in einem Leben, irgendwann folgt auch der Absturz.

Ehrlich gesagt: Ich habe den Absturz nicht miterlebt, denn ich habe mich beim Lesen gelangweilt und bin auch nicht über die Hälfte des Buches hinausgekommen. Der Schreibstil von Saskia Goldschmidt liest sich wie ein Erlebnisbericht aus der Schulzeit. Sicher, Koko macht viel mit und erlebt viel, aber etwas mehr Esprit hätte dem Stoff gutgetan – mal ganz abgesehen von zwischenmenschlichen Entwicklungen (aber vielleicht folgen diese auch in der zweiten Hälfte, nachdem Koko in den zwanziger Jahren ist). Die Vintage-Queen hat mich anfangs aufgrund der Bezüge zu den 60er und 70er Jahren angesprochen, das will ich dem Buch gar nicht absprechen, aber wenn man sich zum Lesen zwingen muss, ist es einfach nicht das Richtige. So manch andere Rezension im Netz ist voll des Lobes für diese Ausgabe, aber Koko und ich werden keine Freundinnen mehr.

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Saskia Goldschmidt: Die Vintage-Queen
dtv TB, 31.05.2018
416 Seiten
16,90 €

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