ahnhem_herzsammler_0Finn Crisp mit Kaviarpaste, und wie es sich anfühlt, ein Menschenfresser zu sein

 

Winter 2009 in Stockholm. Der Justizminister ist verschwunden, entführt. Der Kommissar Fabian Risk wird zu dem Fall hinzugezogen, obwohl er besser bei seinen zwei Kindern zu Hause bleiben sollte: Die Ehe mit seiner Frau Sonja ist momentan auf der Kippe. Als man den Minister findet, ist er tot, schwer misshandelt, und es fehlt ihm ein Organ. Hermann Edelmann, Risks Chef bei der Reichskripo, war mit dem Justizminister befreundet. Er ist vom Fall eigentlich abgesetzt, gibt aber Risk den Auftrag, heimlich weiter zu forschen. Seine mit Zwillingen schwangere Kollegin Malin Rehnberg ist auf einem Seminar in Kopenhagen. Sie freundet sich mit Dunja Hougaard von der Kripo Kopenhagen an.
In Kopenhagen wird eine junge Frau umgebracht. Die Tat geschah auf dieselbe Art und Weise, aber bei den Ermittlungen fällt keinem die Ähnlichkeit zum Mord in Schweden auf, weil alle mit ihren persönlichen Animositäten zu kämpfen haben. Bei Recherchen kommt heraus, dass es in der Vergangenheit schon ähnliche, bislang ungelöste Mordfälle gab. Allen ist eines gemeinsam: Es wurde ein Organ entnommen.


Aber Fabian Risk und seine toughe schwangere Kollegin lösen den Fall in Stockholm. Bei Auflösung eines Falles gibt es immer eine vom Chef persönlich kreierte und kredenzte Belohnung: Finn Crisp, bestrichen mit Kaviarpaste und garniert mit kleingehackten roten Zwiebeln (ich bekam riesigen Appetit darauf), dazu Schnaps. Doch obwohl der Fall gelöst ist, bleibt ein schaler Geschmack, und Fabian und Malin ist klar: Der wahre Täter ist noch nicht gefasst.

Die Charaktere in diesem Buch sind fein herausgearbeitet. Die Familienverhältnisse Risks werden vorgestellt, Malin Rehberg wird gut eingeführt, auf der dänischen Seite die Ermittlerin Dunja, mit ihren beruflichen wie privaten Problemen, allesamt sympathisch.
Auf der anderen Seite erfahre ich Dinge, die eigentlich keiner so richtig wissen will. Es ist höchst gruselig, sich vorstellen zu müssen, welche Gelüste ein Kannibale hat.
Leider ist das Buch aber auch durch seine Fülle an Ideen und Themen ein bisschen schwer zu lesen. Fälle und Namen von Opfern und Ermittlern auf der schwedischen ebenso wie auf der dänischen Seite, ungeklärte Morde, neue Morde, versuchte Morde, Familienangehörige.

Was ich aber am irritierendsten fand, war der Anfang des Buches. Ich hatte ja vor kurzem noch Band 1 um den Ermittler Fabian Risk gelesen. Hier zog er mit seiner Familie nach Helsingborg. Und nun spielt das ganze kurz davor in Stockholm? Band 2 ist also in Wirklichkeit die Vorgeschichte zu Band 1, und ich weiß nicht, wofür dieser Kunstgriff gut war. Es wäre schön gewesen, bei „Und morgen du“ schon die Personen und Hintergründe zu kennen. Ansonsten sind die Charaktere feiner gezeichnet als im Vorgänger, und es macht insgesamt noch mehr Spaß, das Buch zu lesen, wenngleich es auch wieder außerordentlich grausig ist.

Der 1966 geborene Stefan Ahnhem ist ein schwedischer Drehbuchautor. Er schrieb unter anderem für die Verfilmungen der Wallander-Reihe, die auch in Südschweden spielen. Herzsammler ist der zweite Band der Fabian-Risk-Krimireihe.

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Stefan Ahnhem – Herzsammler
List Hardcover (10. Juli 2015)
Broschiert, 576 Seiten
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