Schwere (Tiefkühl-)Kost

ahnhem_minus 18 Grad
 Mitten am Tag, unter den Augen vieler Passanten, stürzt ein Auto in Helsingborg ins Hafenbecken – der Fahrer ist tot. Es stellt sich aber heraus, dass der Mann schon länger tot war, mindestens zwei Monate – er war tiefgefroren. Wie kann das sein, dass dieser Mann aber noch Banktermine absolvierte und Maklergespräche führte? Kommissar Fabian Risk ermittelt und kommt sukzessive einem Täter auf die Spur, dessen Taktik es ist, die Identität von Reichen und Superreichen anzunehmen und diese verschwinden lassen.

Zur gleichen Zeit ermittelt Risks Kollegin Dunja Hougaard auf der dänischen Seite des Öresunds. Sie wurde zwar strafversetzt und muss nun in Uniform auf Streife gehen, aber sie ist an einem ganz besonderen Fall dran. Sie findet eine grausam verstümmelte Leiche und geht dem nach. Es sind Menschen am Werk, die andere Menschen mit Freuden verletzen, beleidigen, töten, mit dem Ziel, dies zu fotografieren und ins Internet zu stellen. Das nennt man „Happy slapping“. Was so fröhlich klingt kam ursprünglich aus England und hat nun Dänemark erreicht.

Was aber ist der Zusammenhang zu den schwedischen Ermittlungen? Wohl nicht nur, dass es sich auf beiden Seiten um Serientäter handelt. Fabian und Dunja kennen sich aus früheren Fällen, aber es dauert eine Zeit, bis man den Zusammenhang erkennt und die zwei Handlungsstränge ineinandergreifen. Ausgerechnet Fabians Sohn, der sich vom trotzigen Rebellen zum Verliebten mit empfindlicher Seele mausert, ist das Bindeglied. Überhaupt spielen wieder viele Nebenfiguren, Familienmitglieder und Kommissariatskollegen eine große Rolle. Man erfährt, wie es mit Fabian und seiner Frau weitergeht, deren Ehe nicht zum Besten steht, wie die Kinder sich weiterentwickeln, wie es privat bei den Kollegen in Schweden und Dänemark aussieht. Das ist für einen Fan der Reihe schön, für jemanden, der das Buch unabhängig liest, vielleicht anstrengend ob der vielen Namen und Geschichten, die nicht unbedingt zum Fall gehören.
Herausragend ist auf alle Fälle wieder einmal der Einfallsreichtum des Autors: Ich habe Detailkenntnisse von Gräueln erfahren, von deren Existenz ich bislang nicht einmal wusste. Und wie es sich anfühlt, lebendig in einer Tiefkühltruhe eingefroren zu werden, das war mir bis jetzt auch neu.
Gut 500 Seiten Spannung kombiniert mit liebgewonnenen Charakteren: Wer das mag: lesen!

Stefan Ahnhem, geboren 1966, ist ein schwedischer Drehbuchautor, er lebt in Stockholm. Er schrieb unter anderem für die Verfilmungen der Wallander-Reihe, die auch in Südschweden spielen. Minus 18 Grad ist der mittlerweile dritte Band der Krimi-Reihe um Fabian Risk.

Stefan Ahnhem: Minus 18 Grad
List Verlag, 2. Januar 2017
560 Seiten
Broschiert 16,99 Euro
Kindle Edition 14,99 Euro

 

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