Sodom und Gomorrha kurz vorm Woid

Cover_MordswatschnKommissar Xaver Dimpfelmoser, seines Zeichens Polizeichef eines 5000-Seelen-Kaffs kurz vorm Woid (Bayerischer Wald, für Preußen), ist eigentlich ein sehr umgänglicher Mensch. Wenn er allerdings am Sonntag durch einen grausamen Mord mit möglicherweise satanistischem Hintergrund von seinem Frühschoppen abgehalten wird, wird der gute Dimpfelmoser zu einem richtigen Grantler. Genau das ist die Ausgangslage in Stefan Limmers schwungvollem Erstling Mordswatschn.

Das beschauliche Wörth wird von einer Mordserie erschüttert. Darin verwickelt ist alles, was im Landkreis Rang und Namen hat, inklusive einiger zwielichtiger Gestalten. Ob allerdings der Pfarrer zu Recht zu einem Kreuzzug gegen die Satanisten bläst und ob es Dimpfelmoser doch noch schafft, gemütlich seine Bratwürste zu genießen, das soll hier nicht verraten werden.
Mordswatschn vereint alles, was ein guter Heimatkrimi braucht. Viel Lokalkolorit, Dialoge teilweise im Dialekt, sympathische und doch glaubwürdige Charaktere, die jeder Dorfbewohner aus seiner Nachbarschaft kennt. Und trotzdem wirkt die Story keine Sekunde lang altbacken, sondern ist spannend und mitreißend. Nur gegen Ende, als sich alles der Auflösung zuneigt, wirkt die Handlung vielleicht etwas sehr konstruiert. Auch hätte es der Geschichte gut getan, wenn der Hintergrund von Dimpfelmoser noch etwas genauer beleuchtet worden wäre, dafür vielleicht etwas weniger Nebencharaktere detailliert eingeführt worden wären. Dennoch, das ist Jammern auf hohem Niveau für einen Debüt-Roman, und in hoffentlich bald kommenden zukünftigen Fällen von Kommissar Dimpfelmoser wird ja seine Vorgeschichte vielleicht noch genauer dargestellt. Auf jeder Seite des Buchs schwingt viel Heimatliebe mit, man merkt genau, dass Limmer die Region, die er beschreibt, und ihre Bewohner in- und auswendig kennt. Die Macken der Charaktere wirken nicht aufgesetzt, sie sprechen kein Pseudo-Bairisch, sondern sind eben so, wie man dahoam ist. Auch die titelgebende Mordswatschn spielt eine tragende Rolle im Buch.
Für alle Fans des Heimatkrimis aus Bayern ist dieses Buch mit Sicherheit ein Geheimtipp, aber auch als Einstieg ins Genre dürfte es sich gut eignen. Nur Preußen werden möglicherweise hie und da ein bayerisches Wörterbuch konsultieren müssen.

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Stefan Limmer: Mordswatschn
Ullstein Verlag, 10.7.2015
Taschenbuch, 304 Seiten
Amazon: € 9,99, Ebook: € 8,99

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