Kreuz Kruzitürken!
In München wird eine männliche Leiche im Wittelsbacher Brunnen und eine weibliche Tote hinter den Hallen des Bierfestivals aufgefunden. Der erste Fall wird Zeki Demirbilek zugeteilt, da der Tote ein Türke ist, und für solche Fälle gibt es schließlich das Migra-Dezernat. Der zweite Fall landet bei Pius Leipold auf dem Schreibtisch, der Furchtbares ahnt, als Zeki an seinem Tatort auftaucht. Schon bald zeigen sich tatsächlich Überschneidungspunkte der beiden Kriminalfälle, und die Freude der beiden Ermittler über die Zusammenarbeit hält sich wieder einmal in Grenzen.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich der bayerisch-türkische Ermittler den Erfordernissen des Ramadan beugen muss: kein Essen und Trinken zwischen Sonnenaufgang und -untergang. Dies fördert auch nicht den Austausch zwischen den Kollegen, neben seiner allgemeinen Bekanntheit als Pascha. Pius Leipold ist als Bierkenner und erfahrener Biertrinker bekümmert darüber, dass ein Türke den alteingesessenen maroden Mingabräu gekauft hat und in seine Heimat umsiedeln möchte. Dies sind keine guten Vorzeichen für eine gedeihliche Zusammenarbeit.
Trotz oder wegen ihrer Verschiedenartigkeit kommen Zeki und Pius aber ihren Verdächtigen immer näher. Aber diese machen ihnen die Ermittlungen natürlich nicht leicht. Allein die amourösen und geschäftlichen sowie privaten Verwicklungen der Toten und Verdächtigen, wie zum Beispiel des türkische Brauereibesitzers Süleyman Bayrak, die Diplomatin Koca und der Mingabräu-Angestellten Karin Zeil, zeigen immer wieder neue Aspekte auf.
Nach der Lesung von Su Turhan im Januar war ich gespannt auf die Fortsetzung aus der Krimireihe um Kommissar Pascha. Die Seiten bergen nicht nur zwei Kriminalfälle, sondern es werden auch die privaten Erzählungen um Zeki Demirbilek und seine Kollegen bzw. Familie weitergestrickt. Seine Migra-Kollegin Jale Cengiz und sein Sohn sind seit dem ersten Teil ein Paar, seine erste Frau Selma kreuzt auch hier wieder seinen Weg und den familiären Umständen seiner Kollegen Isabel Vierkant und Pius Leipold wird mehr Raum gegeben.
Manchmal wirkt es aber, als ob der Schriftsteller etwas den Faden verliert bzw. sich verzettelt, zum Beispiel als er die Freundin seines Mordopfers ins Spiel bringt und genauso schnell wieder aus der Handlung entlässt. Die Geschichte überrascht mit einem weiteren Opfer oder so mancher Wendung bezüglich der Verdächtigen und offenen Fragen.
Kommissar Pascha steht immer wieder im Fokus und bringt aber auch Licht in so manche türkischen Gepflogenheiten, wie unter anderem der Besuch beim traditionellen Friseur oder die Erklärungen zum Ramadan. Pius Leipold wird gut in Szene gesetzt und das gedeihliche Miteinander lässt auf mehr guten Plot hoffen. Im Mittelpunkt stehen aber die aufzuklärenden Todesfälle, die einfach erzählt und auch mit kurzen erotischen Teilen gewürzt werden. Insgesamt ist Bierleichen ein gut erzählter München-Krimi, bei dem man auf die Fortsetzung gespannt sein darf.
Su Turhan: Bierleichen
Knaur Verl. (Januar 2014)
364 Seiten
€ 8,99
amazon
(5820)
Diese Rezension macht Lust auf das Buch, danke!
Phoebe
Das Duo Zeki und Pius, die beiden Kommissare, sind einfach perfekt. Die Namen waren zwar manchmal schwierig zu merken, aber ich habe mich daran gewöhnt. Sehr schön auch die Infos des Autors zum Ramadan.
Su Turhan liest am 3. Mai 2014 bei der 10. Unterhachinger Lesenacht aus „Bierleichen“ (s.a. unter http://www.suturhan.de/Lesungen.html )
Aus guter Erfahrung kann ich sagen: hingehen!