Kommissar Pascha ermittelt wieder

Seit 2013 verfolgt unsere Redaktion die Arbeit des Münchner Sonderdezernats Migra unter der Leitung von Zeki Demirbilek (auch Kommissar Pascha genannt). Seit dieser Zeit wurde er von seinen Mitarbeiterinnen Jale und Isabel unterstützt. Das wachsende kollegiale Verhältnis mit Pius Leipold, der zeitweise der Migra angehörte und mittlerweile ein eigenes Team unter sich hat, konnten wir ebenso miterleben. Der neueste Krimi aus der Feder von Su Turhan, Getürkt, bringt aber auch Neuigkeiten mit sich: Es gibt einen neuen Kollegen, der Jale während ihres Mutterschutzes vertritt, Zekis Frau Selma ist nach München zurückgekehrt, der bekennende Schweinebraten-Liebhaber ist ein Opa aus Leidenschaft und so manches private Erlebnis mehr. Aber so ein Krimi braucht natürlich auch einen Mord. Den liefert dieses Mal Kommissar Paschas Heimatstadt Istanbul: Eine jungen türkische Frau, die vor kurzem noch in München in einer Zahnarztpraxis gearbeitet hat, wurde bestialisch umgebracht. Der Istanbuler Kollege bittet seinen Freund Zeki und dessen Team um Unterstützung bei der Aufklärung des Falles. Der Migra-Chef arbeitet allerdings auch noch an einem weiteren Fall: In München soll ein Attentat auf einen türkischen Politiker verübt werden, der Verfassungsschutz bittet ihn um Mithilfe. Es gibt viel zu tun für die Migra, und Zeki muss taktieren, nicht nur im Berufsleben.

Su Turhan lässt seinen Protagonisten Zeki Demirbilek dieses Mal wieder an mehreren Ecken aktiv werden. Hinter dem geplanten Anschlag und dem Mord in Istanbul steckt so viel mehr, man wird überrascht, aber manchmal hat mich die Geheimniskrämerei im Bezug auf den Anschlag auch etwas verwirrt. Mitunter bleiben innerhalb der Handlung auch Fragezeichen bestehen, zum Beispiel wird ein Streit zwischen Zeki und Jale gegen Ende des Buches nicht vollständig erzählt, mir kommt es so vor, als würde hier ein Stückchen fehlen. Es ist allerdings schön zu verfolgen, wie sich Pius und Zeki immer besser verstehen und unterstützen, nicht nur dienstlich.

Mittlerweile wurden die ersten zwei Kommissar Pascha Krimis verfilmt und können auch in der ARD-Mediathek abgerufen werden. Aber ich bin definitiv ein Fan der Bücher! Es wurde doch so manches im Drehbuch umgeschrieben bzw. nicht erzählt, was in den Krimis viel besser rüberkommt.

Fazit: Wenn man Kommissar Pascha, Bierleichen, Kruzitürken und Anstich gelesen hat, ist es leicht, sich in Getürkt zurechtzufinden und auch über Zeki, diesen verschwiegenen, intuitiven, manchmal selbstherrlichen Kommissar, zu schmunzeln. Für Neueinsteiger ist dies nicht so einfach.
Der Krimi ist lesenswert, auch wenn man eventuell im Bezug auf den Mord an einem gewissen Punkt schon einen Täter vermuten kann. Der Aufbau des Handlungsstranges um das Attentat liegt dagegen größtenteils im Nebel und macht das Buch interessant.

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Su Turhan: Getürkt
Piper Verlag, 01.03.2017
320 Seiten
€ 15,00

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