Hoch aus dem Norden, da komme ich her

Im hohen Norden Kanadas wird es langsam wieder heller, die Nächte sind nicht mehr ganz so kalt. Für die Kinder in der Resolute Bay bedeutet dies: Wieder lange draußen herumstromern und Abenteuer erleben. Tanya Tagaq beschreibt in ihrem Debüt-Roman Eisfuchs das Leben einer Jugendlichen an einem der nördlichsten, bewohnten Orte unserer Erde, in einer Gesellschaft, die nach und nach auseinander fällt, in der die Kinder sich selbst überlassen werden.


Die Natur der Arktis wird ohne Schnörkel, aber dafür sehr schön, bezaubernd und vorstellbar beschrieben. Für die namenlose Protagonistin verschwimmen im Laufe des Romans die Grenzen zwischen Mythos, Vorstellungskraft und Realität, was es teilweise schwer macht, den Ausführungen der Autorin komplett zu folgen. Tanya Tagaqs Schreibstil ist ebenso etwas gewöhnungsbedürftig. Durch Eisfuchs zieht sich eine gewisse Trostlosigkeit und Düsternis, die nicht so einfach zu greifen ist. Ich kann versprechen, dass Tagaq in ihren Ausführungen kein Blatt vor den Mund nimmt. Immer wieder werden groteske und manchmal auch abstoßende Szenen beschrieben.
Zu erwähnen sind noch die Gedichte am Ende annähernd jeden Kapitels, die für mich ebenso ziemlich gewagt wie auch recht schwer verständlich sind.

Tanya Tagaq wurde 1975 in Cambridge Bay, Kanada, geboren und arbeitet heute als Komponistin, Performerin und Sängerin.

Nach der Beschreibung des Klappentextes erhoffte ich mir eine fiktive Geschichte, in die autobiografische Erlebnisse eingearbeitet worden sind – vielleicht auch ein kleiner Einblick in Rituale, um ein umfassendes Bild der Bewohner am Polarkreis zu erhalten. Da die Geschichte jedoch immer weiter ins Surreale abdriftet, lässt mich Tanya Tagaq zugegebenermaßen doch ziemlich verwirrt zurück.

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Tanya Tagaq: Eisfuchs
Kunstmann​, 11. Februar 2020
200 Seiten
Gebundenes Buch: 20,00 €
E-Book: 15,99 €

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