„Steh auf!“

Die Vollblut-Therapeutin Grace stolpert während eines Skiausfluges über einen Mann, der mit einem Strick um den Hals im Schnee liegt. Er hatte versucht, sich zu erhängen. Grace kann diesen schüchternen und geheimnisvollen Mann nicht aus den Augen lassen und entwickelt Gefühle, die weit über die Patienten-Therapeuten-Grenze hinausgehn.
Annie, eine junge Patientin von Grace, beschließt unterdessen ihrem Zuhause den Rücken zu kehren, eine Schauspielkarriere anzustreben und das am Besten ohne sich in ein Unglück zu stürzen.
Grace Ex-Mann Mitch folgt seinem Instinkt und verlässt die Frau, die er liebt, um in der Arktis einer Gemeinde bei deren Problemen zu helfen.

Der Klappentext und der Titel hinterließen bei mir nach dem ersten Lesen einige Fragen. „In einer anderen Haut“ – was verbirgt sich dahinter? Wie passen die Figuren zusammen? Haben sie überhaupt eine Verbindung? Weiterlesen

Über den Wolken …

Ein Fall fuer Johannes Cabal Totenbeschwoerer von Jonathan L HowardMit dem Gesetz hat Johannes Cabal es nicht so, wenn er seine persönlichen Ziele verfolgt. So ist es auch nicht besonders verwunderlich, dass er eines Tages in der Todeszelle landet. Doch er wäre nicht Cabal, wenn er sich nicht aus dieser misslichen Lage herauswinden könnte – dummerweise macht er sich dabei auch gleich ein paar mächtige Feinde mehr. Und so endet ein harmloser Einbruch in einer Bibliothek schließlich damit, dass er mit falscher Persönlichkeit ein Luftschiff besteigt und vor dem Gesetz fliehen muss – schon wieder. Gerade, als er sich in Sicherheit wiegt, holt ihn dann in Gestalt von Leonie Barrow ein Stück seiner Vergangenheit ein, und obendrein geschehen an Bord nicht nur zwei sehr merkwürdige „Selbstmorde“, sondern auch noch ein Anschlag auf sein eigenes Leben. Das kann Cabal natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Weiterlesen

Echte Geschichten und wahre Lügen

marzi_cnimmermehr_76974Christoph Marzi wird von seinen Fans seit seiner Uralten-Metropole-Reihe als wahrer Meister des Geschichtenerzählens geschätzt. Doch nicht jede Geschichte kann ein mächtiges Epos sein, das das Schicksal der Welt beinhaltet; dennoch sind auch sie es wert, erzählt zu werden. Unzählige Gute-Nacht-Geschichten, Märchen, Sagen und Mythen begleiten uns seit unserer Kindheit und geraten viel zu oft in Vergessenheit. Genau diese „wahren Lügen“ ruft Christoph Marzi dem Leser in 15 Kurzgeschichten ins Gedächtnis und bringt den Zauber zurück, der an kalten Winterabenden den Lesesessel umweht.
In einem ausführlichen Vorwort gibt er außerdem einen schönen Einblick in Hintergründe und Inspiration für seine Geschichten, die ich hier kurz zusammenfassen will. Weiterlesen

„Du hast sie im Stich gelassen!“

Jaque Buchner hat den Ersten Weltkrieg überstanden und kehrt auf Wunsch des heimischen Paters in sein Heimatdorf zurück. Doch in der alten heruntergekommenen Familienvilla plagen ihn bald die Erinnerungen aus seiner Kindheit. Vor 20 Jahren kamen seine Schwester und zwei weitere Mädchen grausam ums Leben. Fremde Stimmen und Visionen im Kopf deuten darauf hin, dass sich das fürchterliche Verbrechen wiederholen wird. Die Witwe Anna unterstützt ihn im Kampf gegen das Monster, welches seit Jahrzehnten nur auf diesen Moment gewartet hat.

Die Autorin Johanna Wiesner bat mich um die Rezension zu diesem Buch. Zunächst war ich ein bisschen skeptisch, als ich historischer Schauerroman las. Für Schauer bin ich gern zu haben, historische Geschichten sind nicht so wirklich mein Gebiet. Aber diese Mischung interessierte mich und ich tauchte ein in das Geschehen Anfang der 1920er Jahre. Bereits nach den ersten Seiten hatte mich der bayrische Winter gefangen, ebenso die Sorgen der Menschen nach dem Ersten Weltkrieg. Hunger und Inflation werfen einen dunklen Schatten auf das Leben. Weiterlesen

„Immer nur junge Bengels“

 

haarmannIn der Leine werden sauber abgeschabte Menschenknochen und skelettierte Köpfe aufgefunden, die Bevölkerung Hannovers ist entsetzt. Fritz Haarmann ist einer der Bewohner der niedersäschsichen Stadt, doch ihn bedrücken die Funde nicht. Er ist ein „Kriminaler“, der von der örtlichen Polizei unter anderem als Spitzel eingesetzt wird, und der seinen Dienstausweis für eigene Zwecke nutzt. Für welche? Es gibt da zwischen 1918 und 1924 Jugendliche, die als vermisst gelten. Alle waren in Hannover unterwegs und alle trafen auf Fritz. Den ach so hilfsbereiten Menschen, der so mancher armen Familie oftmals zu äußerst günstigen Preisen Fleisch verkauft hat.

Der Klappentext des Buches lässt bereits einiges erahnen. Der Einstieg in die Geschichte ist fast harmlos, aber baut sich durch den Auftritt der Hauptperson schnell auf. Es wird nicht jeder Mordfall erzählt, vor allem der Fall des ersten Opfers wird aufgrund der Kriminalakte in den Vordergrund gestellt und beschrieben.
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Kämpfe

maurin-2Zahra as-Sulami nimmt den Leser mit auf ihren weiteren Lebensweg, wie schon im ersten Teil (Die Maurin). Es wird von den Kämpfen zwischen den mittlerweile in Granada regierenden christlichen Königen Isabel und Fernando sowie den noch hier wohnenden Mauren und Juden zwischen 1491 und 1502 erzählt.

Eigentlich wollten Zahra, Jaime und ihre drei Kinder mitsamt der Familie von Zahras Bruder Raschid nach Portugal umsiedeln, aber ihre Tochter wurde von Unbekannten entführt. Mit Unterstützung von Jaimes Bruder, der für die neuen Herrscher arbeitet, versuchen sie Chalida zu finden und zu befreien. Eine Bedingung für die Unterstützung ist allerdings, dass Zahra nach Granada zurückkehrt.
Aufgrund Zahras muslimischer und Jaimes christlicher Erziehung ergeben sich für ihre Kinder im Laufe der Geschichte grundsätzliche Glaubenskonflikte. Die Angehörigen der Familie as-Sulami bekommen auch wieder Raum innerhalb der Handlung, vor allem durch die jüdische Schwägerin Deborah und deren Zwangskonvertierung. Dazwischen spielt auch ein alter Bekannter der Familie eine grausame Rolle im Leben der Schwestern as-Sulami.
Lea Korte hat sich wieder sehr gut mit der Geschichte Andalusiens auseinandergesetzt. Auch hier begegnen einem historische Persönlichkeiten wie zum Beispiel Padre Torquemada oder dem Leser durch Die Maurin bereits bekannte Personen wie Tamu und Maria. Selbst wenn man den ersten Teil nicht gelesen hat, wird das Verständnis für die Geschichte durch kurze, prägnante Zusammenfassungen erleichtert.
Jüdische Gepflogenheiten und Denkweisen einer muslimischen Frau in dieser beängstigenden Zeit durchwirken das Buch, Spannung und so manche prekäre Situation würzen es – aber leider ist mir so manches davon zu langatmig, wie zum Beispiel die 50-seitige qualvolle Entführung von Zahra, ihrer Schwester und Jaime durch einen früheren Verwandten. Und dies war kein Einzelfall; bei diversen weiteren Stellen habe ich Seiten einfach überblättert. Ich hoffe, die Autorin belässt die Familie as-Sulami nun in ihrem zuletzt erreichten Zuhause.

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Lea Korte: Das Geheimnis der Maurin
Knaur Taschenbuch Verlag, Dez. 2012
573 Seiten
€ 9,99
Knaur TB
Amazon
Homepage von Lea Korte

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

rockoholicJody ist ein Teenie und steht total auf die Regulators, eine angesagte Rockband. Auf das Konzert hatte sie sich wochenlang gefreut, doch dann starb ihr Opa, der einzige Mensch, der cool war und sie verstanden hat. Sie sprengt die Beerdigung, woraufhin ihre Mutter die Eintrittskarte zerreißt. Das war’s dann wohl. Doch Mac, Jodys bester Freund, fährt sie nicht nur zum Gig, sondern schenkt ihr auch seine Karte. Stundenlang steht sie an, wird vollgekotzt und steht endlich, endlich in der zweiten Reihe vor Jackson Gatlin, dem Sänger, den sie über alles liebt. Nach drei Songs verliert sie ihren Mondstein, das letzte Erinnerungsstück an den geliebten Großvater, wird aus der Menge gezogen, Jackson reicht ihr den Stein und es wird schwarz. Als sie aufwacht, hat sie eine Platzwunde am Kopf und das Konzert ist für sie vorbei, doch dann kommt Jackson ins Krankenlager und ein anderer der Band stürzt schwer. Jody sieht ihre Chance und entführt den Sänger. Und jetzt?

Der Roman beginnt rasant und verliert dann ein wenig an Fahrt, ohne wirklich langweilig zu werden. Skuse beschreibt ausführlich, was Fans auf sich nehmen, um in die erste Reihe zu kommen und die Aufmerksamkeit des Stars auf sich zu ziehen. Auch wie viel Geld ausgegeben wird für Shirts, Special Editions usw. thematisiert die Autorin. Dass Jody total besessen ist und Jackson unbedingt kennenlernen muss, weil sie die Richtige für ihn ist, ist derart aus dem Fanleben gegriffen, dass man einige Fanatiker vielleicht besser verstehen kann, sich aber auf jeden Fall sehr gut in die Protagonistin hineinversetzen kann, die an nichts anderes mehr zu denken scheint – und dabei gerne auch anderen vor den Kopf stößt und gar nicht merkt, dass ein viel erreichbarer Mensch sie über alles liebt.
Nach der Entführung des Rockstars muss dieser erst mal auf kalten Entzug in der Garage verweilen und Jody lernt eine ganz andere Seite des Mannes kennen, den sie so sehr zu lieben glaubte. Ohne Kameras und zurechtgelogenem Charakter wirkt Jackson wie ein normaler Mensch, ohne Glanz, Glamour und Seelenverwandtschaft. Ein bisschen sehr hart landet Jody auf dem Boden der Tatsachen und verliert beinahe auch noch ihren letzten Halt, Mac, der ihr immer den Rücken stärkte.
Die Geschichte ist einfühlsam und größtenteils lebensnah. Sie zeigt auf, dass Schwärmereien zwar okay sind und dazu gehören, dass aber in Wirklichkeit nichts so ist, wie die Medien es darstellen. Skuse gibt einen Einblick in das Seelenleben eines Teenagers, der langsam erwachsen wird und merkt, dass die Welt nicht aus Tagträumen besteht, sondern aus der Realität, mit der man klarkommen muss. Die Protagonistin lernt in zwei Wochen sehr viel über sich selbst und eine mediale Scheinwelt, und macht wichtige Erfahrungen. Vor allem aber bemerkt sie endlich, wer wirklich zu ihr steht und wichtig in ihrem Leben ist.

Eine spannende Geschichte, die sich sehr schnell liest und ein tolles Jugendbuch ist. Aber auch Erwachsene werden ihr Lesevergnügen haben und sich vielleicht in der einen oder anderen Szene wiederentdecken können.

C.J. Skuse, Jahrgang 1980, lebt in England und liebt Sitcoms der 80er Jahre. Sie schreibt gerne über Jugendliche auf der Suche nach sich selbst, die alles sind, nur nicht einfach. Rockoholic ist ihr zweiter Roman.

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C.J. Skuse – Rockoholic
Carlsen Verlag, 2013
448 Seiten, Hardcover
€ 16,95 (€ 11,99 eBook)
Carlsen
Amazon

Verdammt viele Fragen

Seit der Kindheit gehen Alan, Rick, Donald und Bernhard durch dick und dünn. Doch dann begeht Bernhard Selbstmord, wählt den Freitod in einer einsamen Kellerwohnung. Geschockt begeben sich die drei verbliebenen Freunde in die Wohnung des Toten, um in den Habseligkeiten nach Erinnerungsstücken zu suchen. Sie denken, dass er sich aus Schwermut das Leben genommen hat, doch dann erhalten sie Post von dem toten Bernhard, eine bespielte Kassette. Diese führt sie zu einem dunklen Geheimnis und in ein „blutiges Frühjahr“.

Nachdem ich bereits einige Bücher anderer Festa-Autoren gelesen hatte, fehlte mir jetzt noch einer: Greg F. Gifune
So schnappte ich mir eines der angebotenen Werke und machte es mir voller Erwartung auf der Couch bequem.
Im Gegensatz zu vielen anderen Rezensenten, die gleich von der ersten Seite an begeistert und gefesselt waren, hat es bei mir ziemlich lang gedauert, ehe ich mich in die Geschichte eingelesen habe. Zu Beginn werden die Charaktere vorgestellt. Drei Männer, die sich seit der Kindheit nie getrennt haben, jetzt so langsam auf die 40 zugehen und mit alltäglichen Problemen zu kämpfen haben. Ohne Besonderheiten, es könnte auch der Nachbar von nebenan sein.
Die besprochene Kassette bringt dann endlich Leben in das Buch. Alan kämpft die ganze Zeit schon mit Visionen und Albträumen, die schwer an seiner Psyche kratzen und auch an seinem Leben und seiner Beziehung. Doch er steigert sich immer weiter rein, er möchte einfach die Wahrheit erfahren. Ab da hat mich das Buch dann nicht mehr losgelassen, natürlich will der Leser selber herausfinden, was Bernhard so getrieben hat. Ich fühlte mich zeitweise selbst wie Alan. Die drei Freunde dringen immer weiter in die Vergangenheit ein und kommen bald hinter das Geheimnis von Bernhard, der anscheinend, ohne ihr Wissen, völlig besessen und wahnsinnig war.

Der Schreibstil ist klasse, Greg F. Gifune beschreibt wichtige Details sehr genau, und unwichtige Sachen werden kurz und schmerzlos in zwei Sätzen zusammengefasst. Er konzentriert sich auf das Wesentliche. Viel Blut darf man nicht erwarten, der Autor arbeitet mit der Psyche des Lesers und versteckt das Grauen hinter ausführlichen Sätzen. Das Bild im Kopf baut sich auf. Und auch wenn man es regelrecht wegschütteln möchte, man kann es nicht, denn es kommen immer wieder neue hinzu, die einen regelrechten Film abspielen. Er hebt sich mit seinem Schreibstil etwas von den anderen Horrorautoren ab und gibt der Geschichte eine ganz besondere Note.

Dieses Buch ist nervenaufreibend und dramatisch, spannend bis zum Schluss, ein reines Lesevergnügen mit abenteuerlichen und grauenhaften Elementen. Ein Autor, der sein Talent sehr gut ein- und umsetzen kann. Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnte das Buch sämtliche Erwartungen erfüllen und bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung.

Zum Autor:
Greg F. Gifune wurde am 12. November 1963 in Framingham, Massachusetts geboren. Er gilt als einer der besten Thrillerautoren seiner Generation. Er hat bereits zahlreiche Romane veröffentlicht. Ihr dunkel-melancholischer Ton hat ihm unter Kritikern und Lesern fanatische Fans gesichert. Er lebt mit seiner Frau Carol und einer ganzen Schar Katzen in Marion, Massachusetts.

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Greg F. Gifune
Verlag: Festa Verlag (20.03.2011)
416 Seiten
Originaltitel: The Bleeding Session
€ 13,95
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Flammenwut der Antichristen

black-mandel

Max Mandel und Sigi Singer sind ehemalige Musikjournalisten und Privatdetektive. Um auf ein Konzert von Dark Reich zu kommen, nehmen sie eine lange Reise mit dem Auto nach Norwegen auf sich. Dort angekommen lernen sie Vilde kennen, die Schwester des Sängers. Das Konzert besuchen sie zwar doch nicht, stattdessen wacht Singer am nächsten Morgen wild geschminkt in einem Regal auf – und Baalberith, Sänger von Dark Reich ist spurlos verschwunden. Dafür taucht ein Foto von ihm auf, auf dem er blutend und irgendwie tot wirkend zu sehen ist.

Berni Mayer hat einen spannenden Thriller geschrieben. Neben der Geschichte an sich lernt man einiges über die vor allem norwegische Metal-Szene, über bekannte Bands, die man selbst einmal gehört, vielleicht sogar auf der Bühne gesehen hat. Sigi Singer erzählt die Geschehnisse und wirkt dabei wie Raoul Duke, Hauptfigur aus Hunter S. Thompsons Kultroman Fear and Loathing in Las Vegas. Obwohl der Start sehr langatmig ist, wenngleich mit dem ein oder anderen guten Satz, nimmt der Roman Fahrt auf und ehe man sich versieht, ist man mitten drin in Kirchenbränden, Kreuzigungen, blutigen Konzerten und einer sehr düsteren Okkultistenwelt, von der der norwegische Metal zu leben scheint.
Mandel hingegen wirkt wie ein wandelndes Lexikon, das restlos alles über die Bands weiß und sich nicht scheut, jeder Gefahr ins Auge zu sehen – und kopflos in sie hineinzurennen.

Was ein netter Roadmovie zu sein scheint, entpuppt sich als atemloser Krimi, der mitten in der Szene stattfindet und nebenbei einen kleinen, aber sehr feinen Bildungsauftrag erfüllt. So macht das Lesen Spaß und man möchte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, bis … Das muss jeder selbst entdecken.
Mayer zeichnet seine Charaktere mit groben Strichen, verpasst ihnen Eigenschaften, die man erwartet: ob es nun ein kettenrauchender Klugscheißer ist; ein müder Privatdetektiv, der eigentlich seine Pflicht erfüllen will, aber immer unter dem Pantoffel des Kollegen steht; oder aber die Schwester des Sängers, die einen Hang zu SM hat und sich auf jeden schmierigen Typen einlässt, der sie schlecht behandelt. Die Figuren sind fleischgewordene Klischees – und dadurch so herrlich sympathisch.
Drummer Bela B. von Die Ärzte hat über das Buch gesagt, er hoffe, dass es verfilmt würde. Das hoffe ich allerdings auch, denn ein guter Regisseur würde daraus im Handumdrehen einen kultigen Blockbuster machen.

Ein Buch, auf das die Welt und vor allem die Schwarze Szene gewartet haben, voller Spannung, Kult und Heavy Metal.

Berni Mayer ist 1974 in Niederbayern geboren und hat unter anderem als Chefredakteur bei MTV und VIVA gearbeitet. Black Mandel ist sein zweiter Kriminalroman, der an das Debüt Mandels Büro anknüpft. Einen Vorgeschmack bekommt man hier: Trailer

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Berni Mayer – Black Mandel
Heyne Hardcore, 2012
384 Seiten, broschiert
8,99 €
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„Denn es begab sich,
dass die Welt im Argen lag …“

Die Vereinigten Staaten von Amerika existieren nicht mehr. Stattdessen eine unverbundene Ansammlung von größeren und kleineren Kolonien von Überlebenden – denn die Bevölkerung in diesem Teil der Erde wurde fast vollständig ausgerottet. Nach einem missglückten Experiment an Schwerverbrechern breitet sich ein Virus über Nordamerika aus, das die Infizierten in „Virals“ verwandelt – blutrünstige, lichtscheue Monster, die, angeführt von den „Zwölf“, über die Menschheit herfallen. Doch nicht nur diese zwölf tragen das Virus in sich – auch Amy, das Mädchen, das seit hundert Jahren 14 ist. Und nur sie hat die Macht, die Virals und ihre Anführer zu stoppen.

Die Zwölf ist der zweite Teil der „Passage“-Reihe von Justin Cronin, und knüpft vermutlich direkt an Der Übergang (original: The Passage) an, den ich leider nicht gelesen habe. Trotzdem findet man schnell einen Eingang in die Welt und die Geschichte, der durch den Prolog im biblischen Stil erleichtert wird. So wird der Leser kurz ins Gesamtbild eingeführt, bevor in episodischen Abschnitten das Leben der Menschen im zerstörten Amerika beschrieben wird. Einige Zeitsprünge sind etwas verwirrend, und die ausgewählten Einzelgeschichten wirken fast willkürlich ausgewählt. Durch geschickte Kapiteleinteilungen und fesselnde Handlungsbögen gelingt es Cronin allerdings, dass man sich zwar wundert, aber nie gelangweilt ist. Doch was anfangs zufällig wirkt, entpuppt sich im Laufe der Geschichte als gekonnt verwobener Plot. Jedes der post-apokalyptischen Einzelschicksale hat eine Bedeutung für die spätere Handlung, denn in diesem „Vorgeplänkel“ wird dem Leser ein tiefer Einblick in verschiedenste Charaktere gewährt, die im Verlauf der Geschichte eine wichtige Rolle spielen sollen.
Gerade die Erlebnisse von Amy, dem ewig mystischen Mädchen, werden oft nur indirekt beschrieben und einige Handlungsstränge werden offen gelassen, sodass man nie genau weiß, was mit ihr eigentlich passiert. Amy ist selbst ihren Freunden stets ein Rätsel gewesen, und so fügen sich diese nebulösen Ereignisse nur dem Mythos um sie hinzu. Nie ist ganz klar, ob sie von Gott geschickt und befähigt wurde, um gegen die Virals anzutreten, oder ob sie schlicht ein misslungenes Experiment ist. Diese Schwebe zwischen Wissenschaft und Religion verbindet in Die Zwölf einen typischen Endzeit-Thriller mit einem Hauch von Fantasy – eine gelungene Kombination.
Cronin beweist ein großes Talent darin, sich in verschiedenste Personen hineinzuversetzen und dem Leser ihre Beweggründe und Gefühlswelt zu vermitteln. Die Erzählperspektive wechselt von Kapitel zu Kapitel, sodass man bald eine tiefe Verbundenheit zu den Charakteren empfindet. Dies erleichtert auch das Verständnis für Leser wie mich, die den ersten Band der Reihe, die offenbar eine Trilogie werden wird, nicht gelesen haben.
Lange bleibt der Leser im Unklaren darüber, wohin sich die Geschichte eigentlich entwickeln könnte. Die große Handlung bleibt zugunsten kleiner Events im Hintergrund und bewegt sich nur langsam, doch Cronins fesselnder Schreibstil und seine überraschenden Wendungen und Verknüpfungen machen jedes Kapitel zu einem Genuss, auch wenn man die Verbindung zur Handlung nicht sofort erkennt. Das eigentliche Finale, das Zusammenführen aller Handlungsstränge, die lang ersehnte Auflösung, geschieht erst im letzten Viertel des Romans, doch es könnte beeindruckender kaum sein. Es schließt Die Zwölf in sich ab, und macht doch Lust auf den letzten Teil.
Die vielen handelnden Personen werden zwar eingehend beschrieben, doch man könnte bemängeln, dass es irgendwann schlicht ein paar zu viele werden, sodass ich teilweise bei der Erwähnung eines Namens erst überlegen musste, wo genau er vorher eine Rolle gespielt hatte. Doch dieses Problem hält sich in Grenzen und tut dem Lesespaß keinen Abbruch.

Die Zwölf ist ein spannender und komplexer Endzeit-Roman, der auf keiner einzigen Seite Langeweile aufkommen lässt. Cronin schreibt flüssig und reißt den Leser mit, selbst, wenn gerade nicht die wortwörtlichen Fetzen fliegen. Er versteht es, Gänsehautsituationen zu schreiben, übertreibt es aber nie damit.
Der Roman ist eine Empfehlung für Fans von Zombie- und Vampirgeschichten genauso wie Liebhaber von post-apokalyptischen Szenarien und Fantasy, und macht definitiv Lust auf den dritten Teil.

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Justin Cronin – Die Zwölf
Goldmann, Gebundene Ausgabe, 2013
832 Seiten
22,99 €
Ebook: 18,99 €

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Justin Cronin