„Bobby ist ein guter Name für ein Jesukindlein.“

Mit dem Buch  Baby Jesus Anal Plug  holt der Autor Carlton Mellick III ein ganz besonderes Schmankerl für alle Bizzaro-Fiction-Fans aus seiner Schublade. Wer schon einige Werke von ihm gelesen hat, meint vielleicht, dass da nicht mehr viel kommen kann. Doch wer so denkt, täuscht sich gewaltig. Das Buch besteht aus mehreren Kurzgeschichten, über die ich nicht viel verraten werde, einfach weil sich jeder selber eine Meinung bilden sollte. Es sind sechs Erzählungen, die den Leser in die verrückte Welt von CARLTON MELLICK führen. Ich denke, die einzelnen Titel sprechen für sich.

Baby Jesus Anal Plug

New York

Zuckersüß

Die Stahlfrühstückszeit

Einfache Maschinen

Porno im August

Bereits mit der ersten Geschichte  Baby Jesus Anal Plug  geht der Leser auf eine Reise in die Welt der Absurdität. Vorab gab es schon Diskussionen um das Cover. Die Darstellung einer nackten, mundlosen Frau mit einem Jesukindlein im Arm, dessen Brust geöffnet ist und eine Spieluhr offenbart, fand wohl nicht bei allen Buchverkäufern Anklang. Amazon zeigt zum Beispiel eine entschärfte Form, weil es ihnen wahrscheinlich zu anstößig war. Dabei ist dieses Buch echt ein Magnet im Buchregal. Die Titelgeschichte lässt sich kurz zusammenfassen: Es geht um zwei Menschen, die sich ein Jesukindlein kaufen, um es als Anal Plug zu benutzen. Dem nicht genug, spielen Zombies und Klone auch noch eine Rolle. Die Idee und Vorstellung scheint moralisch sehr verwerflich, einige werden sicherlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Ich denke, man darf den Autor nicht zu ernst nehmen, natürlich möchte er mit diesem Werk provozieren, aber gleichzeitig macht er die Gesellschaft neugierig. So wie bei dieser Erzählung muss man sich auch bei den anderen einfach darauf einlassen können, sei es die Geschichte von den mundlosen New Yorkern oder dem Knubbel Tyler, dessen Kopf aus einem Lolli besteht. Einen tiefgründigen Hintergrund sucht man vergeblich, dessen sollte man sich von Anfang an bewusst sein. So kann man die Geschichten einfach genießen und sucht nicht ständig nach einer versteckten Nachricht.

Beim Lesen fiel mir auf, dass mich sämtliche Emotionen packten. Einerseits schüttelte ich den Kopf, weil ich mir dachte: Auf welchem Trip ist dieser Mensch, wenn er sich solche Sachen ausdenkt? Auf der anderen Seite wiederum konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen, weil die Ideen so herrlich verrückt waren, wie zum Beispiel in Zuckersüß. Diese Geschichte entwickelte sich während des Lesens zu meinem Favoriten in diesem Buch. Alle Erzählungen fanden nicht Anklang bei mir, mit Stahlfrühstückszeit und Porno im August konnte ich nicht viel anfangen. Das war mir zu verworren und auch zu langweilig.

Carlton Mellick III hat es auch mit diesem Buch wieder geschafft, mich noch neugieriger auf seine weiteren Werke zu machen. Irgendwie möchte man noch mehr von diesem Mann erfahren, mehr von seinen Gedanken, Ideen und seiner bizarren Fantasie. Wer etwas anderes lesen möchte als gewöhnliche Thriller und wer sich auf das Verrückte, Eigenwillige und Wunderliche von Carlton Mellicks Welt einlassen kann, wird mit diesem Buch gut bedient. Nicht umsonst wird Mellick oft als Tim Burton der Literatur beschrieben, und selbst dieser könnte sich bei dem Autor noch eine Scheibe abschneiden.

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Verlag: Festa
224 gelbe Seiten
14,80 Euro

Spuren von Magie, einem Verbrechen und Jazz

 

schwarzer-mond

Peter hat nur kurz Zeit, um seine verletzte Freundin und Kollegin Lesley am Meer zu besuchen, prompt wird er zurück nach London zu einem mysteriösen Todesfall gerufen. Ein Jazzsaxophonist ist während eines Konzertes in einem kleinen Pub einfach tot umgefallen. Das Mysteriöse an der Sache: Weder war er krank genug für einen Herzanfall, noch ist der magische Nachhall eines Saxophonsolos üblich bei Toten. Noch dazu, wenn es ein Stück spielt, das zufälligerweise gerade lief, als im zweiten Weltkrieg eine Bombe auf einen Jazzclub fiel.

Außerdem scheinen sich Fälle zu häufen, bei denen den ausschließlich männlichen Opfern ihr bestes Stück abgebissen wurde – mit einem weiblichen Körperteil, das eigentlich gar keine Zähne haben dürfte. Da Nightingale häufig nicht zur Verfügung steht, arbeitet Peter mit der Magie gegenüber äußerst skeptischen Kampflesbe von der Mordkommission zusammen und versucht, beide Fälle zu lösen.

Davon abgesehen lacht er sich eine Freundin an, beobachtet glücklich das Wiederaufleben der Jazz-Karriere seines Vaters, muss auf einen übermütigen jungen Flussgott achtgeben und steckt seine Nase in Dinge, die ihn seine Neugier bald bereuen lassen dürften.

Schwarzer Mond über Soho knüpft kurz nach Die Flüsse von London an und steigt direkt ins neue Geschehen ein. Die Thematik Musik, insbesondere Jazz, dominiert das Buch und Ben Aaronovitch beweist großes Wissen und gute Recherche in allen Details. Es ist seinem Vorgänger in Sachen Humor und Niveau ebenbürtig, wirkt aber allgemein ein wenig ernster. Der Leser taucht tiefer in Peters Welt aus Magie und Polizeiarbeit ein, und auch London wird mit dem Einstieg in die Künstlerszene und das In-Viertel Soho detaillierter als noch im ersten Band skizziert.
Peter hat zwar viel gelernt, doch insbesondere ohne Nightingales ermittlerische Anleitung spürt man deutlich, dass er sich oft noch wie ein unreifer Teenager verhält, was ihn allerdings nicht weniger sympathisch macht. Auch seine äußerst amüsante Arbeitsbeziehung zur Chefermittlerin der Mordkommission unterstreicht dieses Gefühl.
In der Zusammenarbeit mit Nightingale allerdings wird schnell deutlich, dass der ältere (bzw. uralte) Polizist Peters moderne Einstellung und sein großes Verständnis für Technik und Wissenschaft durchaus zu schätzen gelernt hat. Hier prallen zwei Welten aufeinander, die gemeinsam unheimlich witzig und außerdem bemerkenswert erfolgreich sein können.
Schwarzer Mond über Soho scheint, obwohl eine in sich geschlossene Geschichte, bereits die Vorbereitung auf folgende Bände zu sein, deren Handlung wohl wesentlich weitreichender und größer werden wird. Aaronovitch führt Charaktere ein und macht Andeutungen, die darauf schließen lassen, dass das kleine Ermittlerteam des Folly sich bald einem wesentlich größeren Übel gegenüber sehen könnte als der Frage, wer Geisterjägerhund Toby Gassi führen muss.
Es endet nicht mit einem unbefriedigenden Cliffhanger, allerdings macht es unheimlich große Lust auf mehr und ich kann kaum erwarten, dass Teil drei Whispers under Ground in Deutschland erscheint. Wer nicht warten mag, hat die Möglichkeit, die englische Ausgabe auf amazon.de oder amazon.co.uk zu erwerben.

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Ben Aaronovitch – Schwarzer Mond über Soho
Deutscher Taschenbuch Verlag, Taschenbuch, 2012
415 Seiten
9,95€

Ebook: 8,99€

Schwarzer Mond über Soho bei dvt

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Ben Aaronovitch

Harry Potter meets Metropolitan Police

 

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Das hat dem jungen Peter Grant bei seinem ersten Einsatz als Constable gerade noch gefehlt. Bei der Absperrung des Schauplatzes eines grausigen Mordes trifft ausgerechnet er einen Geist, der ihm auch noch bereitwillig als Zeuge zur Verfügung steht. Allerdings verpufft dieser, als Kollegin Lesley ankommt, und so tut Peter, was ein guter Polizist nunmal tut: Er kehrt am nächsten Tag zurück zu der kleinen Kirche am Covent Garden und geht auf Geisterjagd. Dass er dabei von einem älteren Polizisten gesehen wird, hält er für seine Karriere nicht besonders förderlich, doch am nächsten Morgen wird ihm ein merkwürdiges Angebot gemacht. Die Spezialeinheit der Metropolitan Police für übersinnliche Kriminalität, das Folly, bietet ihm eine Stelle als Zauberlehrling an. Leider besteht diese reichlich angestaubte Institution nur noch aus einem einzelnen, ebenso angestaubten Polizisten, der mit einer etwas mysteriösen Haushälterin im alten Hauptquartier lebt – seit mindestens dem Zweiten Weltkrieg. Sein neuer Chef, Thomas Nightingale, will Peter das Zaubern beibringen und seine Einheit wieder als ernstzunehmenden Teil in das Geflecht der Londoner Polizeiabteilungen einfügen.
So balanciert Peter bald zwischen normaler Polizeiarbeit, dem Büffeln von Lateinvokabeln und dem Fangen eines Mörders, der kein Gesicht zu haben scheint. Nebenbei widmet er sich seinen neuen Folly-Aufgaben wie Vampirnester ausräuchern und – Hallelujah! – die äußerst schwierige Versöhnung von Mama und Papa Themse, die Flussgötter, deren Sippen in einem ständigen Zwist liegen.

Die Flüsse von London ist ein urkomischer, cleverer Krimi, gut recherchiert und macht einfach nur Spaß. Oft überkam mich beim Lesen ein spontaner Lachanfall, der mir merkwürdige Blicke meiner Mitmenschen einbrachte. Aaronovitchs Humor ist tiefschwarz und herrlich englisch, aber er versteht es meisterlich, so auf dem Grat zwischen Fantasykrimi und Slapstick zu balancieren, dass er nie in eine Richtung abrutscht.
Die Geschichte ist geschickt konstruiert und kommt ohne übermäßigen Schnickschnack aus. Es bleibt bei einer Handvoll wichtiger Personen, zu denen der Leser schnell eine gewisse Sympathie entwickelt. Aus der Sicht von Peter geschrieben erhält man natürlich am meisten Einblick in seinen Charakter, doch auch Nightingale und Lesley bekommen von Anfang an ganz eindeutige Charakterzüge, die sich während des Lesens noch vertiefen und sie auf ihre eigene Art durchaus liebenswert machen.
Peter ist eine sympathische Hauptfigur, neugierig und wissenschaftlich begabt, allerdings kein Überflieger der Polizeiarbeit. Er muss hart arbeiten, um Nightingales Anforderungen zu erfüllen, und sein Hintergrund als dunkelhäutiger Junge, dessen Mutter Putzen geht, lassen ihn wirken wie den ganz normalen Typ von nebenan. Er wird in eine Welt geworfen, über deren Existenz er nie auch nur nachgedacht hätte, doch seine Wissbegier helfen ihm, Parallelen zwischen Magie und Wissenschaft zu erkennen und sogar einige „Gesetze“ zu formulieren. Zum Beispiel: „Magie + Handyakku = neues Handy nötig.“
London wird hier nicht als glänzende Weltstadt beschrieben, sondern als das, was es ist: Ein Schmelztiegel von Kulturen, in dem alles (und zwar wirklich ALLES), ob schön oder hässlich, einen Platz hat, und in dem man sich zuweilen wohl anstrengen muss, um das Schöne zu sehen. Aaronovitch als gebürtiger Londoner weiß dies wohl besser als jeder andere.
Die Flüsse von London ist ein lesenswerter Roman, der die Genres Fantasy und Krimi nahtlos vereint und somit insbesondere für Fans von Terry Pratchett und J.K. Rowling, aber auch Arthur Conan Doyle und Agatha Christie interessant sein dürfte. Natürlich fehlt der detektivische Spürsinn der Genies Sherlock Holmes und Miss Marple, dafür punktet Peter mit frechen Kommentaren und einer Begabung fürs Übersinnliche. Aaronovitch pickt sich aus beiden Genres das Beste heraus und garniert es mit seinem einmaligen Humor. Dabei kam ein gelungenes Buch heraus, das nicht umsonst in Deutschland schnell auf die Bestseller-Listen sprang.
Der zweite Teil Schwarzer Mond über Soho ist bereits beim Deutschen Taschenbuch Verlag erschienen, der dritte Band Whispers under Ground wurde bisher nur auf Englisch veröffentlicht und Nummer vier ist für nächstes Jahr geplant.

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Ben Aaronovitch – Die Flüsse von London
Deutscher Taschenbuch Verlag, Taschenbuch, 2012
478 Seiten
9,95€

Ebook: 8,99€€

Die Flüsse von London bei dtv

Die Flüsse von London bei Amazon
Ben Aaronovitch

Der Kommissar und der Mörder

Schuldig

Dieser Krimi birgt einen Mörder, der seine Opfer u.a. im Auftrag einer Organisation durch die sehr alte Methode des Pfahlbindens hinrichtet. Der ermittelnde Hauptkommissar Marc Hartmann, der den Leser an seiner Gefühlswelt und seinen familiären Beziehungen teilhaben lässt, ist dem Unbekannten auf der Spur. Er weiß allerdings noch nicht, dass er den Täter kennt.

In dieser Erzählung wird dem Leser ein tiefer Einblick in das Leben eines erfahrenen Hauptkommissars gegeben. Wir nehmen teil an seinen Winkelzügen, erleben seine Bedrängnis aufgrund der telefonischen Bedrohung hinsichtlich seiner Aussage gegen seinen Exkollegen, der wegen Korruption einsitzt. Sein vorher bearbeiteter Fall einer Mutter, die ihre drei Kinder getötet und sich selbst in seinem Büro erschoss, hat Marc sehr erschüttert. Das nicht einfache Verhältnis zu seiner Tochter Melanie macht die ganze Situation auch nicht besser. Und dann eben dieser neue Fall: Ein Opfer wird an einem Baum durch Pfahlbinden getötet – nicht zum ersten und letzten Mal. Der Täter hat alles akribisch vorbereitet und macht es dem Kommissar und seinen Kollegen schwer, eine Spur zu ihm zu finden. Der Ablauf von der Vorbereitung der Taten, der Durchführung, den Gedanken und Wegen des Mordenden, die hierzu vonnöten sind, werden auf geschickte Art und Weise in den Handlungsverlauf eingewebt.

Das ebook ist absolut lesbar, wenn man mal von der eigenartigen, fehlerhaften Paginierung und einigen Rechtschreibfehlern absieht. Es ist kein typischer Krimi, aber wer auch Interesse an der Geschichte hinter der Geschichte hat, wird hier spannend unterhalten. Trotz der oben genannten Schwierigkeiten hing ich immer wieder stundenlang an dem Stoff, schimpfte über die Paginierung, weil es nicht schnell genug gehen konnte, umzublättern. Die tragische Verwicklung von Melanie, der Anschlag auf und die daraufhin eintretende Veränderung bei Hartmann würzen die Geschichte. Seine Kollegen leiden mit ihm mit, seine Frau versucht ihm beizustehen, aber der Kommissar geht seinen eigenen Weg – und der Leser ist immer dabei.

Jens R. Willmann wurde 1968 in Cloppenburg in Niedersachsen geboren und lebt in Kiel. Er betreibt das Krimi Onlinemagazin Kaliber 9.

Weitere bisher erschienene Bücher des Autors:
Kommissar Hartmann. Der Kronzeuge. Ein Wuppertal-Krimi (2004)
Kommissar Hartmann – Skrupellos und ohne Reue (2005)
Die Kommissar Hartmann Trilogie: Wuppertal Krimi (2010)

 

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Jens R. Willmann – Schuldig!
(Krimireihe Kommissar Hartmann – Wuppertal Krimi)
(14. Juni 2012)
Amazon
Kindle Edition: € 3,08
Broschiert: € 8,90

 

by Horusauge

Wir begegnen uns, endlich!

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Der junge Soldat Lionel White kommt blind aus dem Irak-Krieg zurück und zieht wieder bei seiner Mutter Debbie ein, die mittlerweile in der aufgegebenen Eisdiele des kleinen Kaffs Gay Paris im Bundesstaat New York lebt. Lionel – den seine Army-Kumpel „Black Jesus“ getauft haben, weil er so hellhäutig ist und an Weihnachten geboren wurde – verbringt seine Tage depressiv, verbittert und zugedröhnt mit Schmerzmitteln, während seine Mutter Debbie zusammen mit ihrem Freund, dem Hilfssheriff und Halb-Mohikaner Joe, ihren täglichen Trödelmarkt vor dem Haus betreibt. Tagein, tagaus der selbe Trott in einem kleinen amerikanischen Ort, in dem alle irgendwie ums Überleben kämpfen.
Bis eines Tages die bildhübsche Gloria auf der Bildfläche auftaucht, Gloria mit der tollen Figur, dem verrückten Wesen und dem gebrochenen Bein. Das hat die aufstrebende Ballerina (und Stripperin) ihrem Ex-Freund Ross zu verdanken, einem neurotisch-wahnsinnigen Musikkritiker der LA Times, der die Tanzerfolge seiner Freundin nicht verkraftete und ihr deshalb mit einem Baseballschläger das Bein brach. Die Flucht vor ihm hat sie auf ihrem Moped von Kalifornien quer durch die USA bis in die Catskill Mountains gebracht. Sie findet Zuflucht bei Lionel und seiner Mutter, und alles ändert sich …

Was wie eine nicht überraschende Liebesgeschichte zwischen zwei Außenseitern klingt, ist in diesem Buch jedoch viel mehr, aber auch viel weniger. Lionel und Gloria sind zwar die zentralen Persönlichkeiten der Handlung, doch wird Debbie und ihrem Freund Joe sowie dessen Mutter Bea, die im Altersheim unglücklich ist und bald an Krebs sterben wird, genauso viel Platz eingeräumt wie auch Glorias verrücktem Ex-Freund Ross. Die Liebesgeschichte findet fast nebenbei und kaum erwähnt statt, und doch erlebt man sie als Leser – das ist dem Autor Simone Felice wirklich gut gelungen, ebenso wie einige zarte, melancholische und sehr berührende Momente im Leben dieser ganzen Underdogs. Lionel und Gloria finden sich, doch noch vor den romantischen Gefühlen kommt die Gewissheit, nicht länger allein zu sein in dieser hoffnungslosen Welt und sich einen eigenen Kokon zu schaffen.

Simone Felice hat ein wirklich gutes Auge für Atmosphäre, für skurril-liebenswerte Gestalten, für das „andere“ Amerika. Doch gerade das Einfangen des Momentes hat mich beim Lesen auch ein klein wenig enttäuscht, da die Geschichte eben auch in Momenten erzählt ist, oft zwischen den Hauptcharakteren hin und her springt, immer nur kurze Szenen beleuchtet, viele lyrisch-nachdenkliche Passagen einschiebt, die sich schön lesen, aber nicht handlungsorientiert sind. Das Personal bleibt bei aller Sympathie etwas spröde und fern, ein wirkliches Bild der einzelnen Menschen wird nicht greifbar.
Bei einer Gesamtlänge von sehr großzügig gesetzten 200 Seiten kann man allerdings eine epische Aufbereitung der Handlung nicht erwarten, sondern muss sich einfach auf Simone Felices Stil einlassen. Das Buch ist auf jeden Fall lesenswert für alle, die Outsider-Geschichten aus Amerika, schräge Charaktere und ungewöhnliche Liebespaare mögen.

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Simone Felice, 35, ist ein amerikanischer Folk/Country-Musiker, der zuerst mit der Gruppe The Felice Brothers, seiner eigenen Band The Duke & The King und zuletzt auch als Solo-Künstler große Erfolge feiern konnte. Er hat neben Black Jesus noch weitere Bücher, Novellen und andere Texte veröffentlicht. Black Jesus ist sein erstes Buch auf Deutsch.

Titel der amerikanischen Originalausgabe: Black Jesus
Übersetzer: Bernd Gockel
Verlag: Heyne Hardcore, 207 Seiten, Hardcover
Preis: 14,99€ (Kindle-Ausgabe: 11,99€)

Seite des Autors

amazon

Heyne

 

Ein Loser auf der Überholspur

 

fakebookFrieder Kurtsmeier ist anfangs auf der Verliererseite: Die Freundin ist aufgrund seiner Lethargie weg, in seinem Job als Food-Designer bleiben die Ideen aus, seine Kollegen hintergehen ihn und machen sich über ihn lustig. Aus dieser Trostlosigkeit holt ihn auch sein facebook-Account nicht raus. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem er einen Hut erhält und Rocco in sein Leben tritt. Dieses sowie sein neuer Auftritt bei facebook eröffnen ihm ein anderes Dasein mit ungeahnten Erlebnissen und Möglichkeiten.

Frieder (unscheinbar, einer auf dem man rumhacken kann) hat Rocco (Selbstdarsteller, einer, der andere Menschen mitreißt) mittels Hochglanzliteratur in einem facebook-Profil erfunden und plötzlich tritt dieser leibhaftig in Frieders Leben. Der Langweiler von früher wandelt sich, nimmt am erfolgreichen facebook-Leben sowie zum Beispiel einer Szene-Party teil. Dank seinem Geschöpf zahlt er seinen Arbeitskollegen so manche Gemeinheit zurück. Aber es gibt ja auch die nette Kollegin aus dem Labor … Dies alles wird in amüsanter sowie süffisanter Weise erzählt. Die 236 Seiten wollen in kürzester Zeit gelesen werden, man will wissen, wie es weitergeht, was Rocco noch so alles einfällt, um seinen Produzenten auf die Siegesstraße zu führen. Und die irritierten Blicke in der Bahn können dem Leser egal sein, wenn er wieder über Situationskomik lachen muss. Für mich ein Must-read von leichter Literatur, die einfach Spaß macht.

Alexander Broicher, Jahrgang 1973, schreibt seit über zehn Jahren für Zeitungen, Magazine, sowie für Film und Fernsehen. 2009 wurde er ausgezeichnet mit dem Literaturpreis des Deutschen Schriftstellerverbands des Landes Rheinland-Pfalz. Co-Autor des Spiegel-Bestsellers »Die Spur der Kinder«.

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Alexander Broicher: fakebook
Heyne Verlag, Aug. 2012
ISBN: 978-3-453-67614-5
€ 12,99
Amazon

“Der Schmerz ist menschlich, nicht höflich!”

Es ist ruhig im Wald, Avery Ludlow und sein treuer Hund Red sind zum Fischen an einen Bach gefahren. Sie bleiben jedoch nicht lange allein. Schon von weitem hört und riecht Avery die Jungs, welche die besinnliche Ruhe stören. Das Ärger im Anmarsch ist wittert auch der Hund. Mit einem Gewehr im Anschlag fordern sie Geld von dem alten Mann, da er aber mit leeren Taschen unterwegs ist, machen sich die Bengel den Spaß und erschießen den treuen Begleiter Red. Mit hämischem Lachen und ohne schlechtes Gewissen ziehen sie ab. Avery will Gerechtigkeit und eine Entschuldigung. Er macht sich auf die Suche nach den Tätern.
Nachdem ich schon einige Bücher von Jack Ketchum gelesen habe, fehlte jetzt noch eins: “Blutrot” Das Cover, in tiefem, triefendem Rot gehalten, und der Klappentext machten mich neugierig. Ich erwartete jede Menge Blut, gerade bei dieser Präsentation.

Ich beginne gleich mit meinem Fazit:
Das Buch ist sehr gut geschrieben, das hat Jack Ketchum einfach drauf. Er schafft es auch mit dieser Geschichte mich wieder bei Laune zu halten. Ich las den Roman innerhalb von 24 Stunden durch, auch wenn mich die Geschichte nicht ganz so packte und mitriss, ich erwartete einfach mehr Horror und blutrünstige Szenen, wie das Cover versprach und man aus dem Klappentext vermuten konnte. Von den bisherigen Werken war man es gewohnt, dass spätestens nach 100 Seiten die Spannung und der Nervenkitzel begannen und vor allem die ersten Metzeleien. Doch dieses Buch ist anders als alle anderen. Es erzählt den Kampf eines Mannes um Gerechtigkeit. Es ist ein sehr nachdenkliches Werk mit vielen gefühlvollen Passagen, die mir fast ein paar Tränen in die Augen trieben. Avery wünscht sich die Wahrheit, da die Jungs die Tat leugnen, und versucht auf verschiedenen Wegen und mit unterschiedlichen Mitteln den Mördern ins Gewissen zu reden. Avery hat viele schwere Schicksale erlitten in seinem Leben, er ist ein starker Mann, hat seine Emotionen bei Tageslicht unter Kontrolle, nachts jedoch suchen ihn Albträume heim und verarbeiten sein Leben, oft mit schweißgebadetem Erwachen. Ich litt mit Avery, hoffte mit jeder Seite, er würde endlich seiner Gerechtigkeit näher kommen, mit viel Unterstützung konnte er nicht rechnen. Die Jungen sind einfach verzogen. Der Anführer ein hochnäsiger reicher Schnösel, sein Bruder steht in seinem Schatten und der Freund ist ein armer Schlucker, der das Ansehen genießt. Jungs, denen man ordentlich in den Allerwertesten treten sollte für das, was sie dem Mann angetan haben. Doch der Vater sieht bei Verurteilung seinen Ruf geschädigt und schreitet nicht ein.
Mit diesem Buch zeigt Jack Ketchum wieder eine ganz andere Seite von sich. Mit so viel Emotionen und Leid hatte ich nicht gerechnet. Wer wirklich mal eine sehr ernste, rührende und nachdenkliche Geschichte lesen möchte, sollte sich dieses Buch zulegen. Auf Horror, Kannibalismus oder ausschweifende Sexszenen muss man hier verzichten, aber es ist interessant zu sehen, dass einige Autoren auch eine sanfte Seite an den Tag legen können.

Verlag: Heyne Hardcore
Autor: Jack Ketchum
270 Seiten
8,95 Euro

„Die Monster sind erwacht“

Polizistin Lina ahnt nicht, was es für Folgen haben wird als sie Carolin die Tür öffnet. Völlig paranoid warnt diese vor Monstern, die kommen werden. Beide Frauen kennen sich aus einer Gruppentherapie, doch da Lina mit der Vergangenheit abschließen will, schickt sie Carolin davon. Es vergehen nur ein paar Stunden und Lina steht vor der Leiche der jungen Frau, die bestialisch ermordet wurde. Als eine weitere Teilnehmerin ebenfalls einen grausamen Tod findet, bleibt Lina nichts anderes übrig: Sie muss zurück in die Vergangenheit und das dunkle Geheimnis lösen.

Ein blaues Auge voller Angst sah mich vom Cover des Buches an, ich las den Klappentext und meine Neugier war geweckt. Bereits andere Rezensionen lobten das Buch in hohen Tönen. Ich wollte mir nun selber einen Blick verschaffen.
In den ersten Seiten gewinnt der Leser einen kleinen Einblick in das Leben und die Psyche der Polizistin Lina. Sie wird im Laufe des Buches als sehr intelligente Frau beschrieben, die aber nie auffallen will, sich deswegen unter Wert verkauft und sich immer im Hintergrund hält. Ihre Psyche ist sehr labil, sie leidet unter Panikattacken. Hier gibt es bereits die ersten Anzeichen einer schwierigen Kindheit. Hin und wieder werden die Kapitel unterbrochen mit Rückblicke in die Vergangenheit. Diese muss man sehr genau verfolgen und aufmerksam lesen. Dem Leser wird durch diese Einblicke schnell bewusst, warum Lina versucht ihre Kindheit zu verdrängen. Aber auch der Rest des Buches fordert sämtliche Konzentration. Teilweise war es mir zu chaotisch, zu verstrickt, denn Polizistin Lina ist immer unterwegs und hin und wieder passieren zu viele Ereignisse hintereinander. Es kann schon mal passieren, dass sie in zwei Seiten an drei oder vier verschiedenen Orten zu finden ist.
Aber wie sie selber sagt: „ Bewegung ist alles.“
Ein schönes Zitat: „Nach dem Leben wird’s immer unterirdisch. Dabei stellt Lina sich die Fahrt im Leichenwagen noch am schönsten vor. Bewegung ist immer gut.“ (S. 118)
Ein schwarzer Humor, der nicht ganz zu dem unsicheren Charakter passt.

Die Geschichte ist sehr gut, der Autor schaffte es mich bis zum Schluss im Unklaren zu lassen. Gerade auch mit den vielen verschiedenen Protagonisten spielt Herr Koglin perfekt, alle sehr gut beschrieben, mit Lebensgeschichte und Gefühlen. Und das ohne groß auszuschweifen. Ich hatte keine Vermutung, wer der Täter sein könnte, es war absolut nicht vorhersehbar. Das hat mir sehr gut gefallen.

Für mich einer der besten Psychothriller, den ich gelesen habe. Ausgefeilte Geschichte, starke Charaktere, ein fließender Text und viel Spannung. Alles was ein Buch haben muss, damit man tief eintaucht und erst dann wieder in die Realität zurückkehrt, wenn man damit fertig ist. Und es gab einen Mord, den ich so auch noch nicht gelesen habe, der mich allerdings ziemlich schockierte und ekelte. Und wenn das jemand schafft, heißt das einiges.

Michael Koglin, geboren 1955 in Büdelsdorf / Schleswig-Holstein, studierte Politische Wissenschaften. Vor, während und nach dem Studium betätigte er sich unter anderem als Lagerarbeiter, Reißwolf-Bediener, Videofilm-Vorführer, Kraftfahrer, Bildungsarbeiter, Schauermann, Politologe, Friedensforscher, Kaffeeröster, Preisauszeichner und Privatsekretär (von Hans Eppendorfer).
Seit 1982 ist er freier Journalist und Schriftsteller mit einem literarischen Gemischtwarenladen. Neben Kriminalromanen verfasste er Kurzgeschichten, Kinder- und Sachbücher. Daneben entstanden Rundfunkbeiträge, Reportagen sowie Drehbücher für das ZDF und den Kinderkanal.
Michael Koglin lebt in Hamburg. (Quelle: krimi-couch.de)

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Autor: Michael Koglin – Seelensplitter
Goldmann (19. November 2012)
320 Seiten
8,99 Euro

Kindermund tut Wahrheit kund

 

Robert Stern ist ein renommierter Strafverteidiger in Berlin. Sein Leben besteht jedoch aus Einsamkeit und Verbitterung, nachdem es das Schicksal in der Vergangenheit nicht sehr gut mit ihm meinte. Sein neuer Auftrag, das ahnt er aber noch nicht, wird sein Leben völlig umkrempeln. Er trifft auf den zehnjährigen Simon, der behauptet, vor 15 Jahren mehrere Menschen ermordet zu haben. Der aufgeweckte Junge bittet den Anwalt um Hilfe. Robert Stern weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass er selber bald Hilfe benötigen wird, um aus dem Chaos von Verstrickungen und Vorfällen wieder herauszukommen.

Sebastian Fitzek wurde 1971 in Berlin geboren, von wo aus er heute als Journalist und Autor für zahlreiche Hörfunkstationen und TV-Sender tätig ist. „Das Kind“ ist der dritte Psychothriller des Schriftstellers. Nach diesem sollten noch weitere spannende Werke wie „Der Augensammler“ oder „Der Augenjäger“ folgen.
Am 18.10.2012 wird dieser Roman als Verfilmung Einzug in die deutschen Kinos halten. Das war hauptsächlich der Grund für mich, vorab dieses Buch zu lesen. Wie sich herausstellen sollte, war dies keine schlechte Entscheidung.
Im Vordergrund der Geschichte steht die abstruse Idee des kleinen Simon, der vor 15 Jahren diverse Morde begangen haben soll. Simon ist ein lebensfroher, aber leider auch kranker Junge. Doch mit seiner unbeschwerten Art schafft er es, das gesamte Buch über seinem Anwalt Robert eine gewisse Ruhe zu übertragen, die er auch benötigt. Sonst wäre dieser vermutlich schon längst vor einen Zug gesprungen. Stern hingegen ist sehr ängstlich, hat immer jemanden bei sich, der ihm zu Hilfe eilen könnte, wenn Gefahr droht. Er ist vollkommen verwirrt von allem. Zumal dann auch noch eine DVD auftaucht, die ihm zu verstehen gibt, dass das traurige Ereignis in seiner Vergangenheit gar nicht so stattgefunden hat. Er ist in so vielen verschiedenen emotionalen Situationen gefangen, dass man beim Lesen eigentlich nur darauf wartet: Wann dreht er jetzt durch?
Unterstützung für seine Nachforschungen bekommt Stern von einem Ex-Sträfling und der Krankenschwester Carina. Man muss genau aufpassen, um mitzubekommen, welche Ereignisse diese mit dem Anwalt verbinden.
Der Autor versteht sein Handwerk. Mit ausschweifenden Sätzen und genauen Beschreibungen gelingt es ihm, den Leser an die Geschichte zu binden, so dass man das Buch nicht wieder weglegen kann. Interessiert und gespannt verfolgte ich die Leidenswege und Erfolge des kleinen Teams, in dem die Mitglieder unterschiedlicher nicht sein können. Doch gerade diese Unterschiede lassen keine Langeweile und keine zähen Passagen entstehen.
„Stern hatte in den letzten Stunden viel gesehen: Leichen mit eingeschlagenen Schädeln, Tote in Arztpraxen und Kühlschränken. Menschen waren vor seinen Augen zusammengeschlagen, erhängt und hingerichtet worden. Er hatte den Anblick eines Kindes ertragen müssen, das verzweifelt versuchte, durch eine Plastiktüte zu atmen, während ein nackter Mann vor ihm durch das Zimmer tanzte.“ ( S. 305 )
Es gibt verschiedenen Rezensionen, die bemängeln, dass man nicht mitfühlen oder mitleiden könnte. Ich empfand es anders. Ich habe mit Simon, Robert und Carina gelitten und vor allem bei Roberts Rückblick in die tragische Vergangenheit mitgefühlt. Ich hoffe doch sehr, dass der Film dem Buch in nichts nachstehen wird. Bin gespannt, wie die Schauspieler dieses Werk auf der Leinwand zum Leben erwecken.
Fazit: Für mich eins der spannendsten Sebastian Fitzek Bücher, die ich gelesen habe. Er schafft es, mit seinem Schreibstil den Leser in das Buch zu ziehen. Die Bilder, die Fitzek mit seinen Wörtern erschafft, dringen tief in die Psyche ein und ließen mich direkt an der Geschichte teilhaben.
Für den Film konnte Regisseur Zsolt Bács einige internationale Schauspieler ins Boot holen. Ben Becker, Eric Roberts oder Peter Greene werden im Oktober den Charakteren des Buches ein Gesicht geben.

Verlag: Knaur
Autor: Sebastian Fitzek
394 Seiten
9,99 Euro

Al Andalus

 

Die MaurinGranada am Ende des 15. Jahrhunderts: Hier lebt die 13-jährige Zahra as-Sulami inmitten ihrer wohlhabenden Familie. Ihr Vater ist einer der Berater des Emirs von Granada und Zahra hat als Gesellschafterin von Aisha, der Erstfrau des Emirs, Zutritt zur Alhambra, der Perle Andalusiens. Aisha benutzt Zahra immer wieder als Spitzel, um über die Vorgänge am Hof informiert zu sein, da sie selber im Comaresturm arrestiert ist. Bei einem ihrer Lauschgänge begegnet Zahra Gonzalo, einem Abgesandten der Königin Isabel von Kastilien; dieses männliche Wesen fasziniert sie, bis sie später auf seinen Bruder Jaime trifft…
Im Auftrag von Aisha erlebt Zahra einige geheime und gefährliche Reisen innerhalb ihrer Heimat, die sie auch gegen den Willen ihres Vaters und ihrer Familie macht, um dem muslemischen Andalusien im Kampf um dessen Freiheit und gegen die Christen zu helfen. Sei es um Boabdil, den Sohn der Herrscher ihrer Heimat zur Rückkehr zu bewegen oder auch als Begleiterin des Sohnes von Boabdil als Pfand zu den königlichen Hoheiten des christlichen Kastilien.
Zahra ist anders als ihre Geschlechtsgenossinnen, rebellischer, möchte mehr Eigenverantwortung für ihren Lebensweg (entgegen den muslemischen Gepflogenheiten) – und erkämpft sich dies im faszinierenden, untergehenden Reich al-Andalus mit einigen Mühen, Rückschlägen und auch Erfolgen.

Diese Geschichte birgt viele interessante Schilderungen der muslemischen Bräuche im Reich des Emir von Granada: Man ist beim Besuch im Hamam, der abenteuerlichen Befreiung eines Sklaven durch Zahra und ihrer Schwester innerhalb der Mauern Granadas dabei, man erlebt die Kampfbereitschaft der Mauren, um ihre Heimat zu verteidigen und die der Christen, um Andalusien endgültig zu erobern und vieles mehr. Ferner gibt es auch aufregende Geschehnisse innerhalb der Familie von Zahra, die dieses Buch lesenwert machen. Der Zauber der einstmals herrlichen Alhambra wird darin gut beschrieben – für mich ein gutes Buch (wenn auch erst für mich fesselnd nach dem ersten Viertel der 661 Seiten).
Sehr hilfreich ist die namentliche Vorstellung der Hauptpersonen am Anfang des Buches. Aus dieser ersieht man auch, dass einige der Beschriebenen wirklich in der Geschichte Andalusiens nachgewiesen sind. Interessant wäre auch eine Karte, die hier allerdings fehlt (aber da hilft Wikipedia weiter).
Im Kopf entstehen während des Lesens Bilder der Alhambra, Andalusiens, von Kämpfen der Mauren gegen die Christen, man ist verstrickt in die Glücks- wie Unglücksfälle innerhalb der Familie as-Sulami, Zahra nimmt den Leser mit auf ihre Reisen bzw. ihren Lebensweg. Die Geschichte zieht einen förmlich zu diesem Ort und der damaligen Zeit.

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Lea Korte: Die Maurin
Knaur Taschenbuch Verlag, Febr. 2010
€ 9,95
Amazon
Homepage von Lea Korte