Ist die neue Platte ein Hammer?

aeverium_-_time_1Zwei Jahre ist es schon her, 2015 brachten die Senkrechtstarter Aeverium ihr Debütalbum heraus. Sie waren bei uns im Webzine in der Rubrik Band der Woche dabei, es gab viele Buchungen für diverse Festivals, und bei Kamelot durften sie auf der US-Tour sogar als Support auftreten. Aktuell sind sie mit ihren Out of Line-Kollegen Lord of the Lost auf Tour, und am 24. März kam endlich ihr neues Album Time auf den Markt – Zeit wird’s!

Weiterlesen

Gänsehautfeeling pur

Depeche_Mode_Albumcover_AntonCorbijn_ColumbiaRecords_SonyMusicDas 14. Studioalbum der Briten. Alle dreizehn Vorgänger haben die Top Ten in über 20 Ländern erreicht. Depeche Mode können inzwischen wohl getrost als Musik-Legende bezeichnet werden. Die Erwartungen an das neue Album waren also entsprechend groß. Der Vorgänger Delta Machine (2013) ging in eine ungewohnt elektronische, weniger poppige Richtung und konnte in einigen Bereichen nicht so sehr überzeugen – wie immer natürlich Geschmacksache, auch dieser Longplayer stieg in einigen Ländern direkt auf Platz Nummer 1 der Charts ein. Spirit kann da mithalten; glaubten doch viele gar nicht mehr an eine Fortsetzung der Erfolgsstory von Depeche Mode, dürfte das Ergebnis nun umso positiver überraschen. Ein rundum gelungenes, düster melancholisches Synth-Pop-Album verbreitet da seine Klänge durch meine Boxen. Aber der Reihe nach … Weiterlesen

Herrin von Wald und Quell

saeldes sans

Saeldes Sanc gibt es seit 2011, gegründet von der Komponistin und Sängerin Hannah Wagner. Thank you for the tragedy ist nun zwar Hannahs Debüt-Album, aber dennoch schon ihr zweites Baby, denn im September 2016 kam ihr kleines Töchterchen auf die Welt.
Hannah Wagner sang einst bei einem spontanen Treffen Ernst Horn (Deine Lakaien) vor. Damit begann eine aufregende Zusammenarbeit. Hannah wurde zur Sängerin von Helium Vola, einem Nebenprojekt von Horn. Seit 2011 hat sich Saeldes Sanc stark vergrößert und verfeinert. Bei großen, hochkarätigen Festivals wie dem WGT in Leipzig muss man mittlerweile frühzeitig vor der Location Schlange stehen, um noch einen Platz zu ergattern, diese Mühen werden dann auf jeden Fall belohnt. Ich bin nun auf das Album gespannt.

Weiterlesen

Wie ein Löwe

Lion

Guddu muss seiner alleinerziehenden Mutter helfen, über die Runden zu kommen. Diese schleppt den ganzen Tag Steine. Ihr halbwüchsiger Sohn unterstützt sie, bringt ab und an ganz besondere Leckerbissen mit nach Hause, in die Slums einer indischen Kleinstadt, wie eine Mango oder ein paar Schlucke Milch. Der kleine Junge Saroo will seinem großen Bruder unbedingt helfen und begleitet ihn dann auch einmal nachts. Aber er wird müde, und Guddu zieht alleine los. Das Kind setzt sich auf einem Bahnsteig in einen Zug, schläft ein und fährt zwei Tage lang über tausend Kilometer durchs ganze Land, Endstation Kalkutta. Der Bahnhof ist ein Schock für ihn. Man versteht ihn dort auch nicht, denn er spricht Hindi, nicht Bengali. Auf die Frage, wie seine Mutter heißt, antwortet er „Mama“. Den Ort, aus dem er kommt, kennt keiner. So stromert er monatelang den Abfall durchwühlend durch die Gegend, übernachtet auf einem Stück Pappe im Dreck, bis er irgendwann zusammen mit ein paar anderen verwahrlosten Kindern von der Polizei eingesammelt und ins Waisenhaus gebracht wird.

Weiterlesen

Siouxsie reloaded

nicole saboune

Wenn bei uns in Deutschland jemand eine Castingshow gewinnt, dann ist das entweder jemand so belangloses, dass man am Ende schon nicht mehr weiß, wer gewonnen hat oder ein Waldschrat, der danach zu feig zum Auftreten ist, oder ein Manga-Mädchen, das man dem Eurovision Song Contest opfert, mit dem Ergebnis, dass es für unser “Schland” den letzten Platz macht.
In anderen Ländern gibt es anscheinend noch andere Möglichkeiten. In Schweden ist 2012 bei The Voice eine 20 Jahre junge Dame namens Nicole Sabouné aufgetreten und gleich mit ihrer eigenwilligen Performance und Interpretation von Kate Bushs „Running up that hill“ positiv aufgefallen. 2014 erschien ihr Debüt-Album Must exist und 2015 dann Miman. Zu uns nach Deutschland kam es erst Anfang dieses Jahres.
Wie ist sie nun, die Musik dieses ehemaligen Casting-Sternchens? Weiterlesen

Tribal Gothic Rock aus Frankreich

NovaEtVeteraDie französische Band Nova Et Vetera aus Paris besteht schon seit 1998, dennoch ist jetzt erst ihre zweite LP Lightnings erschienen. Sie selbst haben für ihre Musik die Schublade Tribal Gothic Rock kreiert, was mich neugierig gemacht hat. Auch von Performance-Kunst lassen sie sich inspirieren und führen bei Konzertauftritten ein Pagan-Ritual durch. Das Cover der LP ziert ein Kreis aus unzähligen Einzellinien, der mich irgendwie an Neo-Tribal-Tattoo-Art erinnert und gleichzeitig sowohl sehr hohes Alter als auch Unendlichkeit ausstrahlt. Aber lassen wir die Langrille selbst sprechen. Weiterlesen

Feuer, Flammen, eine beinahe explodierte Leinwand und geplatztes Trommelfell

© Rammstein.de

© Rammstein.de

Bevor ich ins Detail gehe, eins vorneweg: Das ist sicherlich einer der besten Konzertfilme, die ich je gesehen habe, egal ob im Kino oder zu Hause. Nicht nur für Rammstein-Fans sollte das ein absolutes Muss sein, wenn man gerade vor der Wahl steht, entweder der neue King Kong (gähn, Hollywood) oder eben die urgewaltige Live-Explosion auf der Leinwand namens Rammstein: Paris! Das Endprodukt ist schlichtweg uneingeschränkt und absolut empfehlenswert, hier haben alle am Konzert Beteiligten definitiv Nägel mit Köpfen gemacht. Das Publikum frisst der Band aus der Hand, und visuell wie auch akustisch bleibt wirklich kein Auge trocken. Streckenweise ist die Schnittabfolge etwas zu hektisch. Hier hätte ich mir stellenweise ein längeres Ausharren auf einer Einstellung gewünscht, aber letztendlich erlaubt die Musik solche Ausruher eigentlich nicht, wie es auch schon auf der aktuellen Live-Bluray Rammstein in Amerika zu sehen war. Weiterlesen

Hate is just a 4-letter word

SHock Therapy front-black-1440-coverNicht eine gute Grufti-Party kam zu Beginn meiner Gothic-Karriere ohne diese Textzeile von Shock Therapy aus, die damals von wirklich jedem der Anwesenden mitgesungen wurde. Sie stammt aus einem der Lieder, die eine ganze Generation von jungen Gruftis sozialisierten. Und selbst heute, über zwanzig später, sorgt der Song in den Clubs noch immer für eine gefüllte Tanzfläche, wenn er auch naturgemäß mittlerweile weniger oft gespielt wird.
1984 gründet der junge Gregory John McCormick, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Itchy Wiggle Christ, zusammen mit E. Keith Jackson die Band Shock Therapy. Der Name ist Programm, denn Itchy hatte zu diesem Zeitpunkt bereits zahlreiche Aufenthalte in psychiatrischen Kliniken hinter sich und nutzt die Musik als Ventil und zur Selbsttherapie. Gleich ihre erste selbstbetitelte Veröffentlichung schafft den Durchbruch mit dem darin enthaltenen Megahit „Hate is a 4-letter word“. Eine Steigerung ist danach kaum mehr möglich, das weiß aber auch die Band und entwickelt so eine große Experimentierfreude bezüglich Musik, Sounds und Texte, die zum Teil auch auf intensivem Drogenkonsum beruht. Kein Wunder, dass es regelmäßig Besetzungswechsel gibt, Itchy einmal ausgenommen. Das trägt vielleicht auch zur großen musikalischen Vielfalt bei. In der Zeit von 1984 bis 1997 veröffentlichen Shock Therapie zwölf reguläre Alben, deren Bandbreite von Industrial-Punk über Dark Wave und Gothic bis hin zu Wave reicht. Itchy verbüßt eine mehrjährige Haftstrafe, während der die Band ruht. Erst 2008 gibt es nach seiner Entlassung mit The Moon & The Sun ein neues Album, das eine Woche nach dem überraschenden Tod von Itchy erscheint. Nach dem Live-Album Live From Hell von 2013 ist nun die längst fällige Best-of Sammlung Theatre of Shock Therapy erschienen. Weiterlesen

Aus Agallochs Asche

CoverSeit Jahren war ich nicht mehr so „traurig“ bei der Auflösung einer der für mich besten, weil stilprägendsten Bands. Die Rede ist von Agalloch. Doch wie heißt es im Metal so schön, manchmal kommen sie wieder. So auch geschehen bei Pillorian, der neuen Band des ehemaligen Gitarristen John Haughm. Pillorian veröffentlichen dieser Tage ihr neues Album Obsidian Arc. Herausgebracht wird das ganze von Eisenwald Tonschmiede, einem kleinen aber sehr feinem Label, das einige sehr gute Bands vertreibt. Wenden wir uns nun der Musik und meinem Eindruck der neuen Veröffentlichung zu. Weiterlesen