Auf den Kern reduziert

Nick Cave TBS_Skeleton TreeEin neues Album vom Großmeister Nick Cave und den Bad Seeds – normalerweise ein Anlass zu Freudenschreien, Atemnot, Schweißausbrüchen und sehnsüchtigem Abzählen der Tage bis zum Veröffentlichungstermin. Dieses Mal ist die Lage ein wenig anders. Kann man sich ehrlich auf ein Werk eines Menschen freuen, der erst vor etwas mehr als einem Jahr einen unfassbaren Verlust erlitten hat? Am 15. Juli 2015 stürzte Arthur, einer der beiden fünfzehnjährigen Zwillingssöhne von Nick und Susie Cave, unter LSD-Einfluss von den Klippen in Brighton. Die Aufnahmen zur halb fertiggestellten neuen Platte Skeleton Tree kommen für Monate zum Erliegen. Ein halbes Jahr nach dem Unglück beschließt Nick, doch wieder ins Studio zu gehen und das zu tun, was er schon immer macht: Musik. Begleitet werden die Arbeiten vom befreundeten australischen Regisseur Andrew Dominik und seiner Schwarz-Weiß-Kamera. Dabei ist der hochgradig berührende und sprachlos machende Film One more Time with Feeling herausgekommen, der Skeletron Tree am 8. September weltweit in den Kinos angekündigt hat. Wer den Film gesehen hat, weiß, was auf der CD auf ihn zukommt an rohen Emotionen, die auch beim Hörer ungefilterten Schmerz auslösen können (und werden). Man weiß, wie sehr der Wortkünstler Nick Cave, der Erschaffer düsterer Universen in Textform, während der Fertigstellung des Albums mit sich gerungen, wie das Unglück ihn seiner Sprache und seiner Ausdrucksfähigkeit beraubt hat. Doch man wird sich Skeletron Tree natürlich anhören. Weiterlesen

Ein schönes Geburtstagsgeschenk!

Sie machen da weiter, wo sie mit ihrem Vorgängeralbum Human Contradiction begonnen haben, sogar das Master- und Produktionsteam sind die Gleichen gelieben. Seit 26.08.2016 steht Moonbathers in den Plattenläden eures Vertrauens. Die Rede ist selbstverständlich von den Niederländern Delain, die dieses Jahr auch noch ein Jubiläum zu feiern haben. Ihr erster Silberling Lucidity erschien 2006 und das muss gefeiert werden. Ist Moonbathers ein würdiges Geburtstagsgeschenk für die Delain-Fans da draußen?

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Ein wilder Ritt

Punkrock – bis dato war das nicht unbedingt meine Musikrichtung. Die vier Hessen von Serum 114 haben mich allerdings mit ihrem fünften Album Die Nacht mein Freund eines Besseren belehrt. Seit 2006 bringt die Band ihr Publikum zum Zuhören und Pogen.

Der Titelsong hat sich mir bereits mit der CD-Ankündigung eingeprägt. Damals noch als Teaser gibt es dazu mittlerweile ein sehr gut gelungenes Video:

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I blame Gordon

Vergleiche mit ihrem Vater Sting (im bürgerlichen Leben Gordon Sumner) hört sie nicht gern, daher mache ich es kurz: Die Stimme und das musikalische Talent hat Eliot Sumner in die Wiege gelegt bekommen. Ihren eigenen Stil musste sie sich selbst über Jahre erarbeiten. 2010 erschien unter dem Namen I blame Coco das erste Album The Constant. Interviews von damals zeigen ein schüchternes, sich in der femininen Schminke und Frisur und der ganzen Situation sichtlich unwohl fühlendes junges Mädchen.
Jetzt, obwohl immer noch schüchtern, scheint Eliot ihren Stil gefunden zu haben: Am liebsten in schwarzem T-Shirt und Shorts, die langen Haare hinter die Ohren geklemmt, ohne Make-Up, beweist Eliot Sumner an Bass und Mikrofon eine außerordentliche Bühnenpräsenz (z. B. im Oktober 2015 im Münchner „STROM“) und Ausstrahlung. Ein Musterbeispiel für „Gender Fluidity“. Ein Coming Out hatte die mit dem österreichischen Model Lucie von Alten liierte 25-jährige nie – das war nicht notwendig. Sie selbst und ihre Familie wussten schon immer Bescheid.

Aber zurück zum wirklich wichtigen Thema, der Musik. Weiterlesen

Klettern ohne Netz

Mesh_LookingDrei Jahre sind seit dem Über-Album Automation Baby vergangen, drei Jahre, in denen Mesh ihren Status als eine der wichtigsten derzeitigen Synthie-Bands noch weiter ausbauen konnten. Mesh existieren seit Anfang der Neunzigerjahre und haben sich mit Hits wie „Trust you“, „Not prepared“ oder dem Tanzflächenkracher „Born to lie“ beharrlich in die Herzen der Synthie-Fans gespielt, was vor allem an ihrem ausgezeichneten Gespür für eingängige Melodien und herzzerreißend intensive Texte liegt. Mark Hockings‘ brillante Stimme, die einem ganz besonders live einen Gänsehautmoment nach dem anderen beschert, veredelt die Musik von Mesh noch mal ganz besonders. Automation Baby hatte die Messlatte vor drei Jahren verflixt hoch gelegt, und dementsprechend sind auch die Erwartungen an Looking skyward. Ob sie wohl erfüllt werden? Weiterlesen

Der Neuntöter ist gelandet

Der Rotrückenwürger ist ein unheimlicher Vogel, der Piepmatz ist auch unter dem Namen Neuntöter bekannt, und genau nach diesem geflügelten Wesen haben Unzucht ihre neue CD benannt, die am 02.09. geschlüpft ist. Weiterlesen

Sehr intensiv!

 

a4072323303_16Ui, Neues aus unserem schönen Nachbarland Österreich! Für mich hat sich die dortige Black- und Death Metal Szene in den letzten Jahren zu einer Einheit geformt, und ich persönlich habe eine Schwäche für Metal made in Austria. Harakiri for the Sky ist nur ein weiteres Beispiel! Die tatsächlich erst 2011 in Wien / Salzburg gegründete Band spielt eine Art von Black Metal der hypnotischeren Sorte. Ihr neues Werk III: Trauma, das über das Label Art of Propaganda erscheint, war für mich eine Offenbarung beim Rezensieren. Folgend meine Höreindrücke: Weiterlesen

Rabenschwarzer Lieblingssong

Da gibt es einen deutschen Rapper namens Casper, der für mich völlig im Verborgenen schon mehrere Alben heraus brachte und in den Charts sogar schon auf Platz eins war. Mir fiel er aber vor kurzem erst auf mit einem Song, der nicht sehr an HipHop erinnert, eher an Düsteres und Morbides von Nick Cave. Und wen wundert’s? Blixa Bargeld ist mit dabei.
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Doomed, psychedelic and stoned

These Hands Conspire sind eine 2013 in Berlin gegründete Band, von der nach nur zwei Demo-Songs mit THC-Photo[1]Sword of Korhan nun das Debütalbum vorliegt.
Um einen eigenen Stil zu kreieren, unterwerfen sie sich keinerlei Beschränkungen und bedienen sich musikalisch schamlos gleich bei mehreren Genres. Klassischer Heavy Metal der 80er Jahre wird zusammen mit psychedelischen Elementen der 70er geköchelt, und abgeschmeckt wird das Süppchen mit ein wenig Stoner Rock und einer ordentlichen Portion Doom. In dieser Fusionsküche offenbaren sich neue Möglichkeiten, und diese kann man sich in der Tat auf den Ohren zergehen lassen.
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Ein frischer Synth-Pop-Wind weht

DeVision 13Im Juni 2016 erschien das neue Album von De/Vision, seitdem hörte und las ich nur positive Beurteilungen darüber. Seit 1988 begeistert die Berliner Electro-Pop-Formation ihre Fans mit Melodien und mitreißenden Refrains, mit 13 haben sie es sich mit der Namensgebung einfach gemacht, da es das 13. De/Vision-Album ist. Aber genug Einleitung, jetzt wollen wir doch mal hineinhören: Weiterlesen