Mit dem Wind nach Westen

ballon

Ein Sommer in der DDR im Jahr 1979. Im Ort Pößneck in Thüringen wird Jugendweihe gefeiert. Zwei Familien haben aber ganz was anderes im Kopf als zu feiern. Sie wollen mit einem selbstgebauten Heißluftballon in den Westen fliehen. Zwei Jahre dauerten die Vorbereitungen, zwei Jahre harte Arbeit neben der Arbeit, und heute soll es so weit sein. Die Windbedingungen sind ideal, der Ballon soll geradewegs in den Westen treiben. Aber Günter und seine Frau springen kurzerhand von dem Fluchtversuch ab, sie haben Angst um die Kinder. Doris und Peter mit ihren Söhnen wollen es alleine machen. Die Familie packt nachts ihre Sachen zusammen, im Wald hebt der Ballon ab. Aber er stürzt ab, ganz kurz vor der Grenze. Dramatische Momente, als sie, kaum verletzt zwar, aber dennoch gescheitert, ihre Spuren entfernen müssen, schnell zu ihrem Auto zurückkehren, bevor es von jemandem zurückgelassen aufgefunden wird.

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Familie! Freundschaft! Liebe! Irgendwie …

 

Klassentreffen

Das Leben ist ganz schön ungerecht. Da war man doch vor kurzem noch 18, 20 Jahre alt, die Welt stand einem offen, und plötzlich steht einem das 30jährige Abiturklassentreffen bevor? Man ist nicht mehr so beweglich wie früher, sieht schlechter, hat Haarausfall und Hämorriden? Andreas hatte eine Krise mit seiner Frau, sie gingen gemeinsam zur Paartherapie und Andreas‘ Frau danach mit dem 20 Jahre jüngeren Therapeuten weg. Nils hat zwar noch eine intakte Familie, aber sie gibt ganz schön Grund zur Klage. Der Sohn verhält sich nicht so, wie man sich das wünscht, und die Tochter hat einen eigenartigen Freund. Einzig Thomas hat es gut getroffen. Er sieht nicht nur immer noch hammermäßig aus, er hat auch einen coolen Job als DJ, vögelt sich durch die Gegend und hat jetzt eine ganz tolle Frau kennengelernt – mitsamt süßer 17jähriger Tochter.

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Einblick in eine streng abgeschottete Welt

MenashePejes, Mikve, Kugel, Tora, Talmud, Tallit, Zizit, Fabrengen – wer mit einem oder mehreren dieser Wörter etwas anfangen kann, der weiß schon, in welcher Welt sich der Film Menashe bewegt. Genau, in der jüdischen, genauer gesagt der ultra-orthodoxen beziehungsweise chassidischen Welt. Man kennt die Bilder schwarzgekleideter Männer mit Hüten und Mänteln sowie den charakteristischen langen Schläfenlocken, die dicht über heilige Schriften gebeugt dasitzen oder im Stehen beten. Die Frauen, die sich um große Kinderscharen kümmern und oft auch das Geld für die Familie verdienen. Viel mehr weiß man allgemein nicht, wie ultra-orthodoxe jüdische Familien leben. Menashe gibt einen seltenen und eigentlich unerhörten Einblick in das Leben seiner gleichnamigen Hauptperson, den es in dieser Form noch nicht gegeben hat. Weiterlesen

Liebe in den Zeiten der sozialen Medien

Safari

Der Lufthansa-Pilot, der sich für uns später als MVG-Trambahnfahrer herausstellt, möchte Anerkennung und Sex; ein anderer möchte nur Sex; wieder jemand anders möchte endlich einmal Sex; sie möchte endlich wieder wahrgenommen werden; eine andere möchte sich eigentlich gerne fortpflanzen oder zumindest eine Familie haben; und wieder ein anderer sucht Sex – und eigentlich aber eine Mutter für seine Tochter. Ganz viele verschiedene Personen – in diesem Fall in München – nutzen die Dating-App „Safari“. Man gibt sich gerne Tiernamen, und die Profile werden gnadenlos geschönt. Da wird aus einer 48jährigen gleich mal eine scharfe Braut von 24 Jahren.

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Zwischen Paragraphen und Psyche

Fiona Maye (Emma Thompson) ist kindeswohl eine äußerst angesehene Richterin am Londoner Royal High Court, stets gut vorbereitet, kompetent und professionell auf ihrem Fachgebiet des Familienrechts. Hinter der souveränen, eleganten Fassade schautes jedoch privat weit weniger perfekt aus: Ihre Ehe ist nach 30 Jahren quasi am Ende, zerstört durch ihr zeitintensives berufliches Engagement. Das geht so weit, dass ihr Ehemann Jack (Stanley Tucci), ein Geschichtsprofessor, ihr ankündigt, jetzt eine Affäre mit einer wesentlich jüngeren Frau beginnen zu wollen, da sie seit mittlerweile elf Monaten keinen Sex mehr hatten. Worauf Fiona nach einem Moment der Überraschung mit sachlicher Kühle reagiert, ihn der Wohnung verweist und sich umgehend wieder dem Aktenstudium widmet.
In dieser Krise wird sie mit einem besonders schwierigen Fall konfrontiert: Der 17-jährige Adam (Fionn Whitehead) liegt mit einer Leukämie-Erkrankung in einer Klinik, doch er und seine Eltern verweigern die dringend notwendige Bluttransfusion, da eine solche nicht mit ihrem Glauben vereinbar ist – sie alle sind fundamentale Anhänger der Zeugen Jehovas. Fiona trifft eine ungewöhnliche Entscheidung: Sie unterbricht die Verhandlung, verlässt den Gerichtssaal und besucht Adam im Krankenhaus. Der erweist sich als intelligenter junger Mann, der sich der Tragweite seiner Entscheidung vollkommen bewusst und bereit ist, für seine Religion zu leiden und zu sterben. Adam ist aber sofort begeistert von der Richterin, sie reden eindringlich über Leben und Tod, über Gedichte und Musik, es entstehen eine große persönliche Nähe und gegenseitiges Verständnis. Weiterlesen

Ein unfreiwilliger Ausflug in die große Stadt

Sauerkrautkoma

Normalerweise geht es in Niederkaltenkirchen ja recht ruhig zu, aber im Moment kommt der Eberhofer Franz (Sebastian Bezzel) ganz schön in Stress. Alle wollen’s was von dem Dorfpolizisten. Da langt es nicht, dass der Papa (Eisi Gulp), die Oma (Enzi Fuchs) und sämtliche Freunde vom Franz allmählich finden, dass es langsam mal an der Zeit wäre, dass er seine langjährige Freundin Susi (Lisa Maria Potthoff) heiratet, nein, man hat ihn auch noch nach München zwangsbefördert. Schweren Herzens zieht er erstmal zu seinem Spezl Rudi (Simon Schwarz) in die Wohnung. Das ganze München-Unterfangen geht schon gut los: Sein Zimmer ist ein ehemaliger Selbstmord-Tatort, der Wagen seines Vaters wird gleich am Einzugstag geklaut, und als man ihn wiederfindet, liegt eine weibliche Leiche im Kofferraum.

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Die Priesterin der Finsternis

nico

Wer kennt Christa Päffgen? Christa Päffgen ist 1938 in Deutschland geboren. Sie kam als junges Mädchen in den USA mit Andy Warhol zusammen, war seine Muse, sie modelte, sie schauspielerte für Federico Fellini, und vor allen Dingen: Sie sang auf dem Debütalbum von The Velvet Underground. Sie war seitdem für immer Nico, die kühle Blonde mit der dunklen prägnanten Stimme mit dem deutschen Akzent. Der Film gibt aber nicht ihr gesamtes Leben wieder – das passierte schon in dem sehr guten Film Nico Icon von 1995 – sondern ihre letzten drei Lebensjahre, 1986 – 1988. Christa (Trine Dyrholm, toll!) war damals schon lange nicht mehr schmal und blond, sondern eine ganz normale brünette Frau in ihren Vierzigern. Wer sie kennenlernte, nannte sie natürlich Nico, aber sie, sie wollte mit ihrem richtigen Namen angesprochen werden: Christa. Der Film zeigt die letzten Auftritte Nicos in Städten wie Manchester, Prag, Nürnberg, Berlin. Man sieht, wie sie sich häuslich niederlässt. Ein Bad mit fließend warmem Wasser ist nicht so wichtig, vielmehr ein Rückzugsort, an dem sie sich Heroin spritzen kann.

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Alles klar auf der Chiquitita: eine einzige große ABBA-Party!

 

Mamma Mia

Die Geschichte um Donna und ihre Tochter geht weiter! Vor zehn Jahren hat Sophie (Amanda Seyfried) auf der kleinen griechischen Insel ihre drei potentiellen leiblichen Väter kennengelernt, denn ihre Mamma Donna (Meryl Streep) war in ihren jungen Jahren ein Wildfang! Das war damals eine furiose, lustige Geschichte in Form eines absoluten Feel-Good-Musicals. Nun könnte man erwarten, dass die Story weitererzählt wird. Das passiert auch, aber in Unterbrechungen. Denn die Geschichte macht einen entzückenden Zeitschlenker. Es geht nicht um die geradlinige Weiterentwicklung der Story. Wir sehen die junge Donna mit ihrem frisch erlangten Highschool-Abschluss, und wie sie an ihre drei völlig verschiedenen Männer kommt – und auf die griechische Insel. Das wird flott inszeniert („I kissed the teacher“ als erster Hit), mit unheimlich sympathischen, jungen Hauptdarstellern (u.a. mit Lily James, der man die temperamentvolle junge Donna abnimmt) und den drei Typen, die wirklich Pierce Brosnan, Colin Firth und Stellan Skarsgård in ihren jungen Jahren hätten sein können. Weiterlesen

Wenn Philip K. Dicks Geschichten, David Lynchs Phantasien und Ex-Machina Realität werden

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Da war diese Künstliche Intelligenz namens „Benjamin“. Der Künstler und Informatiker Ross Goodwin und der Regisseur Oscar Sharp sind die Schöpfer von Benjamin. Goodwin und Sharp fütterten die KI mit Dutzenden Drehbüchern von Science-Fiction-Filmen, darunter Blockbuster wie Independence Day und I Robot, aber auch Fernsehserien wie Akte X oder alte Filme wie The last man on earth von 1964. Zudem gab man Aufnahmen von Gesichtern von Schauspielern dazu. „Benjamin“ legte los. Er dachte sich eine Filmrahmenhandlung aus.

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Singen bis zur absoluten Entspannung

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„Chanten“, gemeinsam singen, ist mittlerweile weltweit ein Phänomen. Was früher weitab der emsigen, modernen Welt in Indien in sogenannten Ashrams stattfand, gibt es mittlerweile in der ganzen Welt. Die Regisseurin Georgia Wyss geht in ihrem Dokumentarfilm diesem Phänomen nach. Sie zeigt Menschen, tief in sich versunken, mit geschlossenen Augen und seligem Lächeln auf dem Gesicht. Jeder hat einen anderen Hintergrund, ein anderes Schicksal. Zu viel Arbeit, ausgebrannt, sich minderwertig fühlend, ungeliebt, den Frieden in Drogen oder Alkohol suchend. Die meisten haben rein zufällig die Chants für sich gefunden und eine Zusammenkunft namens „Kirtan“, das gemeinsame Singen.

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