Geschwister verboten

what happened to monday

In nicht allzu ferner Zukunft: Die Menschheit hat es geschafft. Die Ressourcen der Erde sind aufgebraucht, es herrscht Überbevölkerung, Armut, Hunger. Bis Forscher die Gentechnologie so weit vorantreiben, dass man mit diesem speziell gezüchteten Gemüse und Fleisch wieder alle satt bekommt. Es hat nur einen Nachteil: Danach kommt es zu übermäßiger Fruchtbarkeit und vielen Mehrlingsgeburten. Die Konsequenz ist eine strenge Ein-Kind-Politik. Man darf nur ein Kind behalten, Geschwister müssen abgegeben werden, sie werden eingefroren und für bessere Zeiten aufbewahrt. Die Kind-Zuteilungsbehörde unter dem Regime von Nicolette Cayman (Glenn Close) ist sehr streng und spürt illegale Kinder auf. Da bringt eine Karen Settmann Siebenlinge zur Welt. Sie selbst stirbt dabei, einen Vater gibt es nicht, der Großvater (Willem Dafoe) bekommt vom Krankenhaus unerlaubterweise die Säuglinge mit. Er nennt sie nach den sieben Wochentagen, Monday, Tuesday, Wednesday, Thursday, Friday, Saturday und Sunday. Er bereitet ihnen im Geheimen ein liebevolles Zuhause, ist aber dennoch vorbereitet auf plötzliches Verstecken von sechs Schwestern, sollte jemand vor der Tür stehen. Der Großvater unterrichtet sie und bereitet sie auf das Leben vor. Zu Beginn des Schulanfangs dürfen die Mädchen endlich die Wohnung verlassen. Aber jeden Tag immer nur eines – entsprechend ihrem Namen.

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Blutende Böden und ein Herz im Klo

mother

Ein namenloses Paar hat es sich in einem alten viktorianischen Haus gemütlich gemacht, oder vielmehr ER. Denn SIE (Jennifer Lawrence) renoviert ganz alleine das Haus,während ER (Javier Bardem), ein Dichter, momentan eine Schreibblockade hat. Dennoch herrscht Frieden und Harmonie. Bis es eines Tages an der Tür klopft, und der Schriftsteller einen völlig Fremden (Ed Harris) hereinlässt. Er darf sogar übernachten, und sogleich steht dessen Frau (Michelle Pfeiffer) auf der Türschwelle. Diese attestiert IHR recht schnell einen Kinderwunsch. Es klopft und klopft, und jedes Mal lässt ER die Leute herein, während SIE befremdet und unangenehm berührt ist. Die Leute richten sich im Haus ein, machen sich breit. Jemand stirbt sogar, im Haus wird die Beerdigungsfeier ausgerichtet. Und dann wird SIE tatsächlich schwanger, bekommt ein Kind.

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Wann ist ein Mensch ein Mensch?

blade runner

Blade Runner Rick Deckard (Harrison Ford) ist im Jahre 2019 mit der Replikantin Rachel verschwunden. Der Auftrag, sie aus dem Verkehr zu ziehen, wurde nicht ausgeführt.
30 Jahre später. Die Erde leuchtet nicht mehr so wie damals, keine funkelnden Schaufenster und riesige Leuchtreklamen mehr. Nach einem Atomkrieg und mehreren nuklearen Unfällen sind ganze Landstriche radioaktiv verseuchte Sperrgebiete, die Welt ist grau, ausgelaugt, keine Rohstoffe mehr, nichts Grünes, kein Baum, kein Strauch. Vor den Toren des Molochs Los Angeles züchten Bauern in Schutzanzügen Eiweißquellen (Maden). Hier findet Blade Runner K (Ryan Gosling) – selbst ein Replikant – auf der Suche nach den letzten Replikanten einer alten Generation, die früher Aufstände verursacht haben, den Bauer Sapper Morton. Es gibt einen erbitterten Kampf, denn damals wie heute wollen die künstlich erschaffenen Wesen nicht einfach sterben, nur weil ihre Lebenszeit um ist. K gewinnt, und er – auf Gehorsam programmiert – meldet dies seiner Chefin beim LAPD, die „Madam“ genannt wird. Bei genauerem Betrachten des Tathergangs bemerkt man aber etwas Eigenartiges: ein toter Baum und eine Kiste unter der Erde.

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Wer hat Angst vorm Horrorclown?

Es_It

Maine, USA, eine Kleinstadt namens Derry, 1988. Der kleine Georgie spielt mit einem Papierboot im Regen, es landet im Abfluss, und Georgie, der dem Boot hinterher schaut, gleich mit. Eine unheimliche Gestalt dort unten, die zuerst wie ein lieber, lustiger Clown wirkt und sich als Pennywise vorstellt, beißt ihm den Arm ab und zieht ihn in die Kanalisation. Fast ein Jahr später ist sein großer Bruder Bill immer noch nicht darüber hinweg. Ganz anders als sein Vater glaubt er immer noch, dass Georgie noch immer irgendwo dort ist und er gerettet werden kann. Bill, ein Stotterer und Außenseiter – ein Loser – kann seine Freunde, die auch alle irgendwie Außenseiter sind und in der Schule gemobbt werden, überreden, in den Sommerferien, anstatt draußen unbeschwert zu spielen, in der Kanalisation nach Georgie zu suchen. Bald wird die Gruppe der Loser größer. Es kommt noch ein Mädchen namens Beverly dazu, das es angeblich mit jedem treibt, in Wirklichkeit aber von ihrem eigenen Vater mehr Zuwendung bekommt als wünschenswert wäre. Dann folgt der dicke Ben, der Neue in der Schule. Er ist lieber in der Bibliothek und recherchiert über seine neue Umgebung, als sich von den etwas älteren Typen aus der Schule, brutale Rowdies, fertig machen zu lassen. Bei seinen Recherchen entdeckt Ben, dass das kleine, langweilige Derry alle 27 Jahre von einer Kreatur heimgesucht wird.

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Salute, ragazze!

Die goettliche Ordnung großSchweiz, 1971: Nora Ruckstuhl ist jung, weitestgehend glücklich mit dem Schreiner Hans verheiratet und hat zwei entzückende kleine Söhne. Sie ist Hausfrau und hilft nebenher noch auf dem Hof ihres Schwagers Werner. Sie kennt kein anderes Leben, doch so langsam macht sich ein klein wenig Unzufriedenheit in ihr breit. Sie will wieder arbeiten, halbtags, in ihrem alten Beruf als Sekretärin. Hans ist jedoch strikt dagegen. Ob ihr denn die Arbeit wichtiger als die Familie sei? Wie er denn vor seinen Kollegen dastünde, wenn die Frau arbeiten gehen müsse? Und überhaupt – ohne seine Erlaubnis darf sie überhaupt keine Stelle annehmen (dieses Gesetz hat übrigens bis 1988 Bestand). Das ist für Nora eine Art Erweckungserlebnis, und sie stürzt sich in den Kampf um die bevorstehende Abstimmung zur Einführung des Frauenwahlrechts. In ihrem kleinen Ort findet sie nur in der alten Vroni, der italienischen Gastwirtin Graziella und schließlich ihrer Schwägerin Therese Verbündete, die erste große Rede vor der versammelten Dorfgemeinschaft endet desaströs. Sogar ein Großteil der Frauen ist gegen das Frauenstimmrecht, das gegen die „göttliche Ordnung“ verstoße. Doch Nora gibt nicht auf und setzt damit eine ganze Reihe von unerwarteten, schockierenden und befreienden Ereignissen in Gang … Weiterlesen

Ein Weltraumspektakel

 valerian

Luc Besson hat einen neuen Film gemacht. Ein jeder kennt ihn von Im Rausch der Tiefe, Das fünfte Element und je nach Gusto noch vielen weiteren Filmen unter seiner Regie. Rutger Hauer führt uns in die Geschichte ein.

Wir schreiben das 28. Jahrhundert. Spezialagent Valerian (Dane DeHaan) und seine schöne Kollegin Laureline (Cara Delevingne) sorgen für Recht und Ordnung in der Galaxis. Sie werden in die riesige Weltraum-Metropole Alpha gerufen. Dort leben unzählige verschiedene Spezies friedlich zusammen. Sie haben ihr Wissen vereint, und jeder kann es abrufen. Doch plötzlich scheint auf der Weltraumstation etwas nicht zu stimmen.

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Der Weg ist das Ziel

Paris kann warten

Michael Lockwood (Alec Baldwin) ist ein gefragter Hollywood-Produzent. Er hat einen Termin in Cannes, danach will er mit seiner Frau Anne (Diane Lane) ein paar Tage Auszeit in Südfrankreich nehmen. Doch es kommt anders: Er muss aus geschäftlichen Gründen nach Budapest. Anne, die Ohrenschmerzen hat und nicht fliegen will, soll mit Michaels Geschäftspartner Jacques (Arnaud Viard) mit dem Auto nach Paris fahren – so ist zumindest der Plan. Normalerweise würde man die Strecke in einigen Stunden schaffen, doch der Franzose und Bonvivant Jacques fährt mit einem Columbo-mäßigen alten Cabrio vor und macht die Fahrt zu einem Happening.

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Schöne, weiße Welt

 

Get out

„Wissen sie, dass ich schwarz bin?“ fragt Chris seine Freundin Rose, bevor sie ihre Familie das erste Mal besuchen. „Sollten sie?“ meint Rose. Rose kommt aus einem gutbürgerlichen, gebildeten Haus, und es scheint, dass ihre Familie keine Vorurteile gegenüber Menschen anderer Couleur oder gemischtrassigen Pärchen hat. Im Gegenteil, der Vater ist ein ganz großer Fan von Barack Obama, und er hätte ihn lebenslänglich gewählt, wenn das möglich gewesen wäre. Das klingt ja schon mal gut! Doch irgendwie ist die Stimmung auf dem Anwesen der Eltern seltsam. So herzlich diese sind, so merkwürdig sind die – allesamt schwarzen – Angestellten. Sie verhalten sich abweisend, beobachtend und unterwürfig.

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Weiße Hinterwäldler treffen auf lebensfrohe Afrikaner

Ein_Dorf_sieht_schwarz

1970er Jahre: Seyolo Zantoko ist mit seiner Familie vor dem korrupten Regime in Zaire nach Paris geflohen, ist dort Arzt geworden und bekommt nun die Chance, in einem kleinen Kaff in Nordfrankreich eine Praxis zu leiten. Seine Familie versteht „in der Nähe von Paris“ ziemlich falsch. Nun, als seine doch ziemlich glamouröse und temperamentvolle Frau und die beiden in Paris gut integrierten Kinder in Marly-Gomont eintreffen, sehen sie mit einem Blick, dass es zum Eiffelturm und Montmartre sehr, sehr weit ist.
Nichtsdestotrotz versuchen alle nach einigem Murren und Knurren, das Beste daraus zu machen. Doch die Dorfbewohner sind verstockt und stur: Mit einem schwarzen Arzt haben sie nun doch nicht gerechnet. Lieber fahren sie kilometerweit, bevor sie sich von einem Schwarzen behandeln lassen. Es stellt sich zusätzlich heraus, dass alles auch ein wenig ein politischer Schachzug des noch regierenden Bürgermeisters ist. Dr. Zantoko aber will um alles in der Welt diese Hinterwäldler für sich gewinnen.

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Hoffnung gibt es überall

dasdh_artwork_kinoplakat_din-a3Seit über fünfunddreißig Jahren veröffentlicht der finnische Regiemagier Aki Kaurismäki einen bemerkenswerten Film nach dem anderen. Zu seinen großen Erfolgen zählen die hinreißende Musikkomödie Leningrad Cowboys go America, die düstere Arbeitertrilogie Schatten im Paradies, Ariel und Das Mädchen aus der Streichholzfabrik sowie die hoffnungsvolleren Filme der letzten Jahre wie Wolken ziehen vorüber, Der Mann ohne Vergangenheit und Die Lichter der Vorstadt. Düster und sehr, sehr finnisch sind Kaurismäkis Werke immer, doch gleichzeitig voller zarter Untertöne und herzzerreißend schöner Momente. Mit Le Havre hat sich Kaurismäki erstmals deutlich an der Gegenwart orientiert und die Handlung dafür auch aus Finnland nach Nordfrankreich verlegt. Mit Die andere Seite der Hoffnung (im Original: Toivon tuolla puolen) bringt der Regisseur nun den zweiten Teil seiner geplanten Flüchtlingstrilogie in die Kinos, und zumindest auf der Berlinale 2017 hat er schon mal gut abgeräumt. Verdient? Weiterlesen