Lass doch der Jugend ihren Lauf

 

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Dresden, eine Grundschule an einem Samstagnachmittag: Einige Eltern wollen Frau Müller treffen, die Lehrerin ihrer Kinder, denn es muss sich etwas ändern. Die Noten der Schüler haben sich in diesem Jahr erheblich verschlechtert, und ganz ehrlich: Das kann keiner gebrauchen, so kurz vor dem entscheidenden Zeugnis, dem Zeugnis, das den Übertritt ins Gymnasium erlaubt. Sofort stellt sich heraus, wer die Rädelsführerin vor Frau Müller sein wird: die resolute Powerfrau Jessica Höfel, gespielt von Anke Engelke. Jessica also, außerdem die alleinerziehende Katja, das Paar, das berufsbedingt von Köln nach Dresden ziehen musste, der sensible, arbeitslose Übervater Wolf: Sie alle wollen das Interesse der gesamten Elternschaft der Klasse vertreten, Frau Müller muss weg, sie soll die Klasse abgeben, sodass eine andere Lehrkraft bessere Noten geben kann.

Universum, Liebe, Ruhm

Die Entdeckung der Unendlichkeit ist die Verfilmung einer Autobiografie, die die Studienanfänge des Physikers Stephen Hawking zeigt.
Der Film beginnt in Cambrigde, der Eliteuniversität Großbritanniens, wo er auch seine große Liebe Jane kennenlernt. Ferner findet Hawking endlich ein Thema für seine Doktorarbeit und arbeitet fieberhaft an deren Fertigstellung.

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Was tun, wenn man sich im Spiegel selbst nicht mehr erkennt?

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Zuerst passiert mir ein kleines Malheur an der Kinokasse: Ich bitte um zwei Karten für „Honigmond“. Der Mann an der Kasse und die Leute um mich herum schauen verwundert oder schmunzeln. Ich erhalte eine klitzekleine Ahnung davon, wie es ist, wenn im Kopf falsche Sachen passieren.

Mit Kleinigkeiten fängt es an: Bei der Beerdigung seiner Frau verzettelt sich Amandus (Dieter Hallervorden) bei seiner Rede, hält sich lang mit uninteressanten Details auf, und am Ende verabschiedet er sich von seiner Mutter anstatt von seiner Frau. Kurze Zeit später geht der Witwer aufs Polizeirevier und meldet seine Frau als vermisst, mit einem Jugendfoto von ihr. Von der Polizei findet er nicht mehr nach Hause. Sohn Niko (Til Schweiger) und Enkelin Tilda (Emma Schweiger, Til Schweigers Tochter) fahren zu ihm, und der Besuch artet dermaßen aus, dass klar wird, Amandus kann nicht mehr alleine wohnen und auf sich aufpassen.

Die Liebe in Zeiten von Facebook

 

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Die Weltraumsonde Voyager 1 macht vom All aus ein Bild von der Erde. Sie ist ein winziger hellblauer Punkt („Pale Blue Dot“, ein preisgekröntes, reales Foto) im Sonnensystem, gerade noch zu erkennen. Dies ist die erste Einstellung, dann wird ganz nah herangezoomt, man sieht die Erde über und über bedeckt von blinkenden kleinen Geräten, Handys, Tablets oder Notebooks, die Messages verschicken. Noch näher heran gezoomt erkennt man Teenager in einer Schulhalle, ihren Blick starr auf ihr Handy gerichtet, über jedem Kopf ist die Textmitteilung eingeblendet, die gerade abgeschickt oder empfangen wird, als gäbe es kein reales Leben. Doch das gibt es. Der Fokus liegt auf ein paar Familien in einer amerikanischen Vorstadt, auf Töchtern, Söhnen, Müttern, Vätern. Der Film heißt im Original „Men, Women and Children“, was auch im Deutschen gepasst hätte.

Da ist die eine Mutter, die ihre Tochter vor dem bösen Netz schützen will und jede Woche Handy-Nachrichten, Facebook-Einträge und -Chats überprüft und säubert.

Von Wichteln und Weihnachtshasen

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Es beginnt skurril: Martin (Elmar Wepper) sitzt in einem Truck voller Wichtel – das ist nicht diskriminierend gemeint – und fährt per Anhalter auf dem Beifahrersitz dösend Richtung Frankfurt, wo die Wichtel zur großen traditionellen Live-Weihnachtsshow am Main auftreten werden.
Er muss spontan einspringen und den Weihnachtsmann mimen, weil der echte – also der alternde und eingebildete Burgschauspieler, der ihn jahrelang darstellte – plötzlich verstirbt.

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Mieses Karma

 

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Der Polizist Franz Eberhofer regelt gerade auf halsstarrigste Art und Weise den Morgenverkehr, als er zu einem Unfall mit Todesfolge gerufen wird. Wen bzw. was er da unter dem Bauschuttcontainer der Firma KraWall auf der Straße liegen sieht, hat große Ähnlichkeit mit der zerdrückten Blut- und Leberwurst zu den Winterkartoffelknödeln von seiner Oma am selben Abend. Es ist schon der zweite Todesfall in dieser Familie nach dem Unfalltod des Vaters, und in der Dorfkneipe sagt man ganz einfach, diese Familie scheint wirklich ein mieses Karma zu haben.

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„Geh nicht gelassen in die gute Nacht“

Die Erde in nicht ganz so ferner Zukunft: Klimawandel und Krankheiten haben unsere Nahrungsquellen weitestgehend zerstört. Die Menschheit ist sich ihrer Rolle als Verursacher bewusst geworden, höhere Technologien und Raumfahrt sind verpönt – schließlich hat unser rücksichtsloser Fortschritt und die Ausbeutung unserer Rohstoffe zu dem Schlamassel geführt. Was die Bevölkerung noch nicht ahnt: Die Generation ihrer Kinder wird die letzte auf unserem Planeten sein.
Der ehemalige NASA-Pilot Cooper ist jetzt Farmer, zieht seine beiden Kinder Tom und Murphy mit Hilfe des Vaters seiner verstorbenen Frau allein auf, und träumt noch immer von den Sternen.
Doch es gibt Hoffnung: Die NASA operiert im Untergrund und forscht an einer Möglichkeit, die Menschheit zu retten. Sie soll fort von der Erde, durch ein Wurmloch neben Saturn in eine andere Galaxie, in der es bewohnbare Planeten geben soll. Cooper wird ausgewählt an einer Mission teilzunehmen, um eine geeignete neue Heimat zu finden.

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On a Road to nowhere

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Hannes (Florian David Fitz) und seine Frau Kiki (Julia Koschitz) machen wie jedes Jahr gemeinsam mit ihren Freunden eine Radtour. Dieses Jahr sind sie dran mit dem Auswählen des Ziels. Dass es heuer also ausgerechnet nach Belgien geht, wo es doch nichts gibt außer Pralinen, Schaumwaffeln und Jean-Claude Van Damme, versteht keiner. Die Freunde witzeln noch drüber und albern herum. Bei einem Zwischenstopp, bei dem sie Hannes Mutter (Hannelore Elsner) treffen, bricht diese während des anfänglich lustigen Abendessens in Tränen aus. Nun kommt heraus: Hannes will nach Belgien, weil dort Sterbehilfe geleistet wird. Er hat ALS – seit der Ice Bucket Challenge in aller Munde – und sein Zustand verschlechtert sich rapide. Am nächsten Tag soll es weiter Richtung Ostende gehen, dem Ziel seiner Reise. Am Morgen des Aufbruchs steht anfänglich keiner der Freunde mit dem Rad bereit, und die Stimmung ist gedrückt. Als dann aber alle in Radbekleidung und vollkommen munter (freilich nur gespielt) hinter dem Haus hervorkommen, geht die Sonne auf in Hannes Gesicht. Sie fahren gemeinsam weiter.

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I can feel his Heartbeat

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Nick Cave – seit vierzig Jahren Musiker, weltberühmt geworden mit seinen Gruppen The Birthday Party, den Bad Seeds und Grinderman, renommierter Autor und Komponist von Filmsoundtracks. Ein Mann, der etwas zu erzählen hat. Und genau das tut er auch in dem Werk der englischen Regisseure Iain Forsyth und Jane Pollard.

Der Vorspann zeigt ab Stunde Null in rasantem Tempo hochgezählt verschiedenste Zehntel-sekundenlange Filmausschnitte aus Nick Caves Leben bis zu seinem 20.000sten Tag auf Erden: Die Geschichte beginnt.

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Schöne neue Welt?

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Wir schreiben eine unbekannte, postapokalyptische Zeit, in der zum Wohle der Menschheit alles gleichgeschaltet ist. Gefühle sind nicht zugelassen, damit kein Neid entsteht, keine Missgunst, keine Aggressionen, denn nur das schützt vor Armut, Hass und Krieg. Äußerlich sieht man das an den absolut gleichförmigen Siedlungen und Wohneinheiten, in denen die Menschen sich strikten Regeln unterwerfen wie „in 15 Minuten ist Ihre Abendfreizeit beendet“. Dies kommt über Lautsprecher in den Wohnungen an. Dann heißt es Licht aus und Schlafen – für alle.

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