Das Gezanke geht weiter

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Ungefähr drei Jahre ist das jetzt her, dass sich die ganze Familie getroffen hat und das Abendessen gehörig ausartete. Der Vorname war der Zankapfel (und der Name des Films). Und zwar der Vorname des noch ungeborenen Kindes von Thomas (Florian David Fitz) und Freundin Anna (Janina Uhse). Elisabeth (Caroline Peters) und ihr Ehemann Stephan (Christoph Maria Herbst) luden zu einem Essen ein. Thomas, Elisabeths Bruder war da, ihr Adoptivbruder René (Justus von Dohnányi) und Thomas schwangere Freundin Anna. Sogar die abwesende Mutter (Iris Berben) war irgendwie da, weil sie ja ohnehin immer wieder das Thema ist. Aus einer Laune heraus, den Schalk im Nacken, ließ Thomas alle raten, wie denn der Stammhalter – denn von einem Sohn ging er aus – heißen könnte. Adolf solle der Kleine heißen! Dieser Vorname führte zu heftigen Diskussionen. Freilich wurde es später als schlechter Scherz aufgedeckt, aber ein handfester Familienstreit war schon vom Zaun gebrochen. Zuerst ging es um political correctness, später ans Eingemachte und um Neid, Eifersucht und Familiengeheimnisse. Als dann auch noch als Höhepunkt herauskam, dass ihr Adoptivbruder und ihre Mutter ein Paar sind, mussten das alle erst einmal irgendwie verarbeiten.

Drei Jahre sind in der Realität vergangen und auch im Film.

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Geschichten in einer Geschichte

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Drehbuchautor und Regisseur Mike Flanagan hat wieder zugeschlagen. Nach „The Haunting of Hill House“, „Midnight Mass“ oder der Stephen-King-Verfilmung „Doctor Sleeps Erwachen“ gibt es seit kurzem etwas Neues vom Horrorfürsten, nämlich „Gänsehaut um Mitternacht“.

Die USA Mitte der 90er Jahre. Die junge Ilonka ist eine Eliteschülerin, mit großen Plänen fürs College. Doch bevor sie richtig durchstarten kann, erkrankt sie an Schilddrüsenkrebs. Weiterlesen

Noch eine Sisi?!


Adel scheint zu faszinieren. Die traditionellen „Sissi-Filme“ aus den 1950ern werden jedes Jahr zur Weihnachtszeit gern gesehen, 2021 kam „Sisi“ heraus (KLICK ), und nun gibt es „Die Kaiserin“. Was ist hier anders? Es beginnt wie immer: Sisi – sie will partout Elisabeth genannt werden – ist ein junges, störrisches Ding, das von der Mutter angedroht bekommt, sie käme ins Irrenhaus, wenn sie sich nicht bald benähme. Weiterlesen

Haben Blondinen mehr Spaß?

Marilyn Monroe, geborene Norma Jean Baker, hat mich schon immer interessiert. Deshalb hat mich diese Film-Neuerscheinung sofort angesprochen. Der Film handelt natürlich von Norma Jean/Marilyn, von ihrem Leben, das wir alle bereits zu kennen glauben. Ihre arme Kindheit, Waisenhaus, ihre Liebschaften und Ehen, wie sie zur Kunstfigur Marilyn Monroe wird und in die Maschinerie Hollywoods gerät, ausgebeutet wird, als naives Dummchen und Blondchen. Es kann niemand glauben, dass sie die Figur der Nora von Ibsen kennt, Drei Schwestern von Tschechow und tatsächlich Dostojewski gelesen hat. Zu ihrer Zeit gab es noch keine #MeToo-Bewegung, und doch hat sie alle Varianten der Ausbeutung miterlebt. Sogar ihre Affäre mit Kennedy wird angesprochen, weit unromantischer als je zuvor. Mit nur 36 Jahren stirbt sie allein in ihrem Bett an einer Überdosis Tabletten, kombiniert mit Alkohol. Gewalt schon im Kindesalter, Sexszenen, Drogen, Vergewaltigung, Abtreibung, Fehlgeburten, alles ist geboten in diesem fast dreistündigen Film. Auf den Filmfestspielen in Venedig erhielt der Film minutenlange Standing-Ovations, beim Netflix-Publikum und den Kritiker*innen fiel er durch. Unter anderem, weil er so unrealistisch sei. Aber: “Blonde” basiert auf der Buchvorlage von Joyce Carol Oates, die das Leben der Monroe mit fiktiven Geschichten anreichert. Es ist also nur eine fiktive Geschichte über einen echten Menschen, die auf wahren Ereignissen basiert. Der Film hat eine Altersfreigabe ab 18 Jahren, das sollte doch vor dem Einschalten ein wenig zu denken geben. Weiterlesen

Als München noch aufregend war!

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Als Fan von Münchner Gschichten, Monaco Franze, Kir Royal und all den anderen Serien, die in München spielen, muss man das sehen: Schickeria – Als München noch sexy war.

„München war mal laut, rebellisch und verrucht – eine Stadt voller Visionäre“ erzählt Iris Berben am Anfang. Sie führt in den ersten der vier Teile ein. Was uns hier begegnen wird umspannt in etwa die Zeit beginnend mit der Olympia-Bewerbung 1965 – denn hier wurde München Großstadt – bis ungefähr 20 Jahre später, als Freddie Mercury in München einen unvergesslichen 39. Geburtstag feiert. Weiterlesen

Ziggy Stardust, Major Tom, Aladin Sane und so viele andere

 

2016 ist David Bowie gestorben. Nun gibt es einen Dokumentarfilm der ganz anderen Art über ihn. Es gibt erstmals veröffentlichtes Material über seine von ihm geschaffenen Figuren für die Bühne, über seine eigenen Zeichnungen und Gemälde. Der Film fängt irgendwo an und hört irgendwo auf. Er beinhaltet wenig klassisch biografische Züge, es wird ganz auf Musik, Bilder, Farben gesetzt. David Bowie hinterließ ein riesiges privates Archiv, das Bilder, Tagebucheinträge, Notizen, Skizzen und Tonmaterial beinhaltete, insgesamt fünf Millionen Dokumente aller Art. Der Regisseur Brett Morgan (der auch einen Film über Kurt Cobain drehte) erhielt Zugang dazu und hat damit eine einzigartige Collage geschaffen.

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Serienperfektion a la Neil Gaiman

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Mit der ständigen Überfütterung an neuen Serien auf verschiedensten Streaming Plattformen muss ich ehrlich sagen, ich verfolge die neuesten Hypes nur noch oberflächlich. Es gibt nur noch sehr, sehr wenige Serien, bei deren Ankündigung ich aufhorche und auf die ich mich wirklich freue. Aber Sandman ist definitiv eine davon.

Viele Comicadaptionen, ob für Fernsehen oder die große Leinwand, werden von Fans und manchmal sogar den Autor*innen und Künstler*innen der Comics selbst als Enttäuschung empfunden. Vielleicht hat es deshalb 30 Jahre gedauert, bis Neil Gaiman die Rechte vergeben hat. Viele Stimmen unkten, das könne ja nichts werden, der Stoff sei unverfilmbar (Herr der Ringe, anyone?), zu komplex, zu sehr in das Graphic Novel-Medium eingebettet. Ich hatte immer das Gefühl, wenn Gaiman es nach so langer Zeit versucht, dann nur, weil er weiß, dass es funktioniert. Mit anderen Worten: Meine Erwartungen waren enorm. Und sie wurden nicht nur erfüllt, sondern übertroffen.

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Plötzlich allein

„Sex and the City“ trifft „How I met your mother“ schreiben alle. Stimmt irgendwie, und trotzdem ist es etwas ganz Eigenes. Neil Patrick Harris, in „HIMYM“ damals zwar nicht die erste Geige aber dennoch die urigste Type als Barney Stinson, hat hier die Hauptrolle.

Der schwule Immobilienmakler Michael richtet für seinen Lebensgefährten Colin eine Überraschungsparty zum 50. Geburtstag aus. Doch kurz bevor die Gäste „Überraschung“ rufen, teilt Colin ihm mit, dass er aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen ist. Das ist eine tolle Überraschung, und auch der Zeitpunkt ist perfekt. Nicht! Weiterlesen

Hinkelotta und der Lotto-Otto

Immer ist was! Das Leben könnte so schön sein in Niederkaltenkirchen. Aber da das neu gebaute Eigenheim auf dem Grundstück durch eigene Schuld unbewohnbar ist, lebt der Dorfpolizist Franz Eberhofer immer noch in seinem Stall. Und er macht laut seiner Susi wieder mal ziemlich viel falsch. Er kümmert sich angeblich nicht angemessen um den gemeinsamen Sohn, und die anberaumte Paartherapie nervt! Weiterlesen

„Change never happens from people being polite and acceptable, does it?“

The first Pride was a Riot. Der Christopher Street Day erinnert jedes Jahr daran, wie sich in der Nacht auf den 28. Juni 1969 im Stonewall Inn in der New Yorker Christopher Street eine Gruppe queerer Menschen, allen voran Trans*frauen of Color, gegen eine der damals gängigen brutalen Polizeirazzien erfolgreich zur Wehr setzten. Es war ein Wendepunkt, sie zählten damit unüberhörbar einen neuen Takt ein auf dem bis heute mühsamen Weg für die Rechte der Menschen im LGBT*IQ+-Spektrum. Inzwischen, über 50 Jahre später, ist da immer noch extrem viel zu tun und der durchschnittliche CSD weit davon entfernt, an einen Aufstand zu erinnern. Weiterlesen