Ani und Bronski bitten auf die Bühne

 

foyerkrimi_webquer_gruen_1

 

 

Die ganze Adventszeit kein Flöckchen Schnee, aber in dem Moment, als ich mich auf den Weg zum Münchner Volkstheater mache, ziehen Schnee und Wind auf. Aber das nasskalte Gefühl ist gleich vorbei, als ich mit meinem Glas Weißwein einen Platz in der ersten Reihe finde und es mir gemütlich für eine Lesung einrichte.

ab1

Kurz nach 20 Uhr tritt „Chefgastgeber“ Friedrich Ani – schwarzes Sakko mit Jeans und Hut, im Blues-Brothers-Look – auf die Bühne und kündigt den Abend mit „nur Gastgeber“ Max Bronski an, denn heute kann er nicht auch Chefgastgeber sein, weil er ja danach liest und somit Gast ist. Es gibt ein kleines Witzchen auf Kosten von Helene Fischer, die, wo auch immer sie herkommt und was auch immer sie macht, zumindest immer schon Helene Fischer hieß. So einfach war das bei Max Bronski nicht. Er war jahrelang ein wahres literarisches Wunder, ein Mann, zu dem es keine Infos gab. Doch nun ist sein echter Name aufgetaucht: Franz-Maria Sonner heißt er. Seine Freundin hat sich diesen Kniff ausgedacht, einfach des Neustarts wegen, weil er nun was anderes schreibt, keinen „Schlachthofkrimi“, sondern was Neues. Sonners Pseudonym ist übrigens aus dem Ernst Lubitsch Film Sein oder Nichtsein, diese kleine liebenswerte Rolle des Hitler-Doubles spielte ein Herr namens Bronski. Das gefiel ihm.
Weiterlesen

Einstige Künstlerstadt im Wandel

DSCF0161

Nur 30 Minuten von der Bayerischen Landeshauptstadt München entfernt liegt die große Kreisstadt Dachau mit ihren 45.000 Einwohnern. Idyllisch, klein und ruhig zieht es immer mehr Menschen hierher, die sich niederlassen. Ich möchte euch ein wenig die Geschichte dieser Stadt näherbringen. Was viele nicht wissen: Dachau feierte dieses Jahr seine Gründung, 1210 Jahre, und ist somit um einiges älter als München.

Das erste Mal wurde Dahauua (das heutige Dachau) im Jahre 805 in einer Urkunde erwähnt. Die edle Erchana aus dem Grafengeschlecht der Aribonen schenkte ihren gesamten Grundbesitz dem Erzbistum Freising. Da das Erzbistum sehr emsig war, was das Erschließen neuer Handelswege anging, bekam Dachau 1270 den Namenszusatz Markt verliehen. Aufgrund seiner perfekten Lage zwischen München und Augsburg erlangte Dachau Ruhm und Macht, gleichzeitig brachte der Handelsweg aber auch Krieg, Leid und Krankheit. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt von seinen schwedischen Besatzern geplündert.

Weihnachten im Woid

Es ist wieder soweit, fröhliche, fröhliche Weihnachtszeit.
Oba „Heidschi Bumbeidschi“ bum bum.

​Die liebe enchantress hat mich vor Jahren in dieser fröhlichen, fröhlichen Zeit gefragt, worum es da eigentlich geht und was dieser Heidschi Bumbeidschi im Schilde führt. Ich übersetzte ihr den ihrer Meinung nach schwedisch klingenden Text und kam zu dem Schluss, dass in diesem Wiegenlied ein Kindchen vom Tod geholt wird. Es folgte eine Diskussion darüber, warum das Weihnachtslieder-Repertoire aus dem Bayrischen Wald Lieder über den Kinder dahinraffenden Tod und im Schnee verwehte und ebenfalls dahingeraffte Leute enthält. Dies bestätigt mal wieder das alte Vorurteil, dass unser beschaulicher Freistaat, der ZDF-Prime-Time-Schnulzen und Provinzermittlern eine so urige, postkartentaugliche Kulisse bietet, am östlichen Rand doch eher eine 22:15 Uhr Gegend ist.

Bayerischer Wald 2

Quelle: www.bayerischer-wald.de

Weiterlesen

Am Anfang war ein Teddybär mit BH

g5

 

Ganz ehrlich: Mir war klar, dass Jean Paul Gaultier irgendwie witzig, vielleicht begnadet ist, mir aber nicht allzu viel gibt, obwohl ich seine Parfums schon seit fast 30 Jahren liebe. Die Ausstellung in der Kunsthalle in der Theatinerstraße sollte mich eines Besseren belehren.

Weiterlesen

Verbrechen an Julia

Die Statue der „bezaubernden Julia“ des Künstlers Nereo Costantini am Alten Rathaus ist einem Anschlag zum Opfer gefallen, einem Farb-Anschlag, um genau zu sein.

Julia tz-online

Bildquelle: tz-online

Weiterlesen

Bildquelle: Wikipedia / photo taken by User:Muu-karhu

Viele Sagen und Märchen gibt es über den Bayrischen Wald, der mit seinen Geheimnissen und seiner wilden, rauen Natur seit jeher die Menschen in seinen Bann zieht. Bis weit bis ins 19. Jahrhundert hinein war er sehr abgeschieden – denn zuvor gab es keine Zugstrecke in den Bayerwald – war der „Woid“, wie ihn die Einheimischen nennen, größtenteils unerschlossen. Er bot reichlich Material, das verwoben mit der Vorstellungskraft und dem Volksglauben seiner Bewohner, zu allerlei mystischen und auch Furcht einflößenden Erzählungen wurde.
So erzählt man sich von unglücklichen Seelen, die „umgehen“ und keinen Frieden finden, von „Schrazen“ und ihrer Wohnstatt in Löchern und Tunneln, unter Kirchen und Bauernhöfen, von der „Truad“, die bei Gewitter zum Stubenfenster hereinschaut, Gnomen und dem Teufel, der so manch lasterhaften Menschen strafte. Weiterlesen

 Glühwein, Plätzchen, Kunst und Müll

rinder2

Das Weihnachtsmarktaufkommen in München ist eigentlich regelrecht inflationär. Gab es früher einen am Marienplatz, mit immer dem gleichen Gezeter, wie „schiach“ der Christbaum in diesem Jahr wieder einmal ist, einen in Neuhausen, in Haidhausen und in Schwabing, so hat mittlerweile jeder Stadtteil, ja fast jeder Platz seinen Weihnachtsmarkt. Und was früher ein Geheimtipp war – Pink Christmas am Stephansplatz zum Beispiel – ist mittlerweile so Kult, dass kein Durchkommen mehr ist. Hat man sich einen Glühwein erkämpft, so ist er, wenn man an seinem Platz angekommen ist, kalt oder verschüttet.

Dennoch gibt es ein paar Märkte, voll hin, voll her, auf die ich mich jedes Jahr freue, weil sie einfach, zumindest für mich, etwas Besonderes sind.
Weiterlesen

Take me to Church

asam6Eine Kirche kann ein Ort des Glaubens sein, zum Beten, sie ist möglicherweise aber auch eine Belastung für manche, eine Verpflichtung, ein Zwang, dem man sich vielleicht an Allerheiligen oder Weihnachten der lieben Familie wegen aussetzen muss. Ganz für sich betrachtet kann eine Kirche aber ein wundervoller Ort des Friedens sein, des Rastens mitten in einer hektischen Stadt, oder auch ein Ort, an dem es Kunst zu entdecken gibt.

Ich möchte euch ein paar Kirchen in München vorstellen, jenseits der Frauenkirche mit ihren zwei prägnanten Türmen oder des Alten Peter mit seiner Möglichkeit, mitten in der Innenstadt einen Turmaufstieg zu machen. Kirchen, die vielleicht nicht ganz so bekannt sind, es aber auch in sich haben – oder vielmehr etwas in sich haben.

Weiterlesen

Großmeisterliche Bilder in München

 

10-4-7501-800x600Sebastião Salgado – der vielleicht wichtigste und beste zeitgenössische Fotograf, den es gibt. Ein unermüdlicher Dokumentator der Welt, der Natur, der Menschen, die in ihr leben. Preisgekrönt und umfassend sozial engagiert. Sein Werk umfasst viele Langzeitprojekte, von denen das aktuellste, „Genesis“, nun nach Berlin in München zu sehen ist. 245 Bilder warten im Kunstfoyer der Versicherungskammer Bayern darauf, bewundert zu werden. Kuriert wurde die Ausstellung von Salgados Frau Lélia Wanick Salgado. Der Eintritt ist frei! Öffnungszeiten täglich von 9 bis 19 Uhr, diverse Führungen zu verschiedenen Terminen sind möglich. Adresse: Maximilianstr. 53, 80538 München
(Copyright Bild: Sebastião Salgado / Amazonas Images, Webseite Kulturstiftung Versicherungskammer Bayern)
Weiterlesen

justiz1

 Jailhouse Art

 

Durch meine morgendliche Lektüre einer Münchner Tageszeitung bin ich auf eine Ausstellung aufmerksam geworden. Es handelt sich um Bilder von Gefängnisinsassen, zum Teil langjährigen, zum Teil lebenslänglich Inhaftierten aus der ganzen Welt, die – wie passend – im Lichthof des Münchener Justizpalastes ausgestellt sind.

Der Justizpalast ist ein wunderschönes, altes Gebäude am Stachus, in den man einfach so durch den Haupteingang reinspazieren kann, aber dann erfasst einen auch schon die Realität. Taschenkontrolle, Leibesvisitation, strenger als am Flughafen. Der Fotoapparat wird genauestens inspiziert.

Weiterlesen